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Selbsterkenntnis in der Geschichte

Band 1 | 1875–1952

Das Werk »Selbsterkenntnis in der Geschichte. Anthroposophische Gesellschaft und Bewegung im 20. Jahrhundert« bietet ein Jahrhundert Anthroposophie in verdichteter Form. Worum es geht, beschreibt die Einleitung.

Das Buch kann hier erworben werden. Oder in jeder Buchhandlung

Band 2 | 1953–1982

Der Zeitraum, den dieser zweite Band der Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft und Bewegung umfasst, wurde von Albert Steffen und Rudolf Grosse geprägt. Albert Steffen war bis zu seinem Tod 1963 Vorsitzender der Gesellschaft.

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Band 3 | 1983–2000

Band 3 umfasst die rund zwei Jahrzehnte von 1983–2000 unter der Leitung Manfred Schmidt-Brabants. Sie sind geprägt durch den beispiellosen Aufschwung der anthroposophischen Bewegung ab den 1990er Jahren und die tiefgreifende Krise im Selbstverständnis der Anthroposophischen Gesellschaft. Das Ende des Jahrhunderts führte Bewegung und Gesellschaft an die Schwelle der Selbsterkenntnis und zur heraufdämmernden Einsicht in die Notwendigkeit einer grundlegenden Erneuerung.

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Der Rassismus als monströses Kind der Aufklärung – I

Im Jahr 1996 hat Ivan Hannaford eine lesenswerte Untersuchung der Geschichte des Rassebegriffs in seiner Anwendung auf den Menschen vorgelegt, die leider nur in Englisch verfügbar ist. Er sucht der »weit verbreiteten Auffassung« entgegenzutreten, ein Mensch gehöre aufgrund der Tatsache, dass er eine bestimmte Hautfarbe oder ein gewisses Aussehen besitze, eine bestimmte Sprache spreche oder einer erkennbaren Kultur entstamme, einer bestimmten »Rasse« an.

Hannaford beginnt seine Untersuchung mit der griechischen und römischen Antike, der er das Verdienst zuspricht, die flüchtigen Blutsbeziehungen von Familie, Stamm und Clan durch die Erfindung der Politik neutralisiert zu haben. Die für das antike Selbstverständnis grundlegende Unterscheidung zwischen den Zivilisierten und den Barbaren beruhte nicht auf biologischen Differenzen, sondern auf der Unterscheidung zwischen Ordnung und Chaos. Geordnet war die Welt der Polis, die auf Gesetzen beruhte, die in öffentlicher Verhandlung entwickelt wurden, chaotisch die Welt all jener, die dieser Polis nicht angehörten. Aus der Sicht der Griechen standen alle Menschen unter der Herrschaft der Zeit, aber nicht alle waren bereit, dem Kreislauf des Entstehens und Vergehens zu entrinnen. Die Barbaren (»barbaros«) und Stämme (»ethnos«) begnügten sich damit, das Kommen und Gehen der Dinge zu betrachten, die Menschen, die in einer Polis lebten (»politikos«) waren jene, die sich durch Worte und Taten der Herrschaft der Zeit und der Natur, durch den »nomos« (das Gesetz, den Logos) der »physis« entgegenstellten. Der barbarische und der politische Zustand unterschieden sich durch ihre Fähigkeit, die menschlichen Angelegenheiten durch die Vernunft zu regeln. Nur letzterer ging über die Vorbilder der Ahnen oder die Bräuche und Gesetze primitiver Gesellschaften hinaus. Das politische Handeln im Rahmen des nomos verlieh dem so Handelnden Unsterblichkeit in der Erinnerung der Polis, der er angehörte. Dieses Ideal der Politik verhinderte laut Hannaford die Entstehung der Kategorie der Rasse als ihrer Antithese. Der Ausdruck »genos« wird zwar häufig mit Rasse übersetzt, diese Übersetzung stellt aber einen Anachronismus dar. Denn genos bezeichnete ursprünglich Menschen, die durch ihre Abstammung Familien, Clans und Stämmen angehörten und sich in der Geschichte aneinanderreihten. Eine Gruppe von Menschen, die allein durch Bräuche und Gewohnheiten zusammengehalten wurde, lebte im ethos (in der Gewohnheit) und war der Notwendigkeit der Natur (physis) unterworfen. Solche, die wie die Griechen poleis (organisierte, durch Gesetze geregelte Gemeinschaften) geschaffen hatten, leben in zwei Sphären: einer, der sie nicht entrinnen konnten, der privaten Monotonie der endlosen und ziellosen Wiederkehr des Haushalts (»oikos«), und einer anderen, die sie gewählt hatten, der öffentlichen Welt der agora (des Ortes auf dem sich die Angehörigen der polis zu ihren Versammlungen trafen), die vom Gesetz (nomos) regiert wurde. Jene, die außerhalb von poleis lebten und ihre Angelegenheiten hierarchisch regelten (wie den Haushalt, der den Gesetzen der Vorfahren, von themis und dike gehorchte), waren ethnoi (Stämme). Wer einen solchen Stamm regierte, war ein ethnarch. Die Unterscheidung zwischen Griechen und Nichtgriechen, zwischen ethnos und politikos, fußte also nicht auf Rassenzugehörigkeit, sondern auf der Fähigkeit, sich über das sterbliche Leben, das in Bräuchen und Gewohnheiten verlief, zu erheben. Nur wer seine Tüchtigkeit (arete) durch Reden, Argumente und Unterhandlungen in einer öffentlichen Arena unter Beweis stellte, wurde als Bürger, als Angehöriger der polis betrachtet. Wer die Sprache der Politik nicht beherrschte, wurde als barbaros, als Barbar bezeichnet. Die Barbaren teilten zwar mit den Griechen die Furcht und den Schrecken der natürlichen Existenz, unterschieden sich aber von ihnen, indem sie rauh und regellos der Natur gemäß leben, nicht nach von Menschen gemachten Gesetzen.

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