Kants philosophische Verankerung der Gattung in einer höheren moralischen Ordnung, die im Nationalcharakter ihren Ausdruck finden sollte, inspirierte laut Hannaford am Ende des 18. Jahrhunderts eine ganze Reihe von Autoren.
Friedrich Schiller (1759-1805) war von Rousseaus hohem Lied auf die Natur, seiner Ablehnung der bestehenden politischen Verhältnisse, seinen Freiheitsidealen und seiner Vorstellung vom Geistesadel inspiriert. Als einer der Begründer des Sturm und Drang und der deutschen Romantik feierte Schiller in seinen Bühnendichtungen »Die Räuber« (1779) und dem »Wilhelm Tell« (1804) die Idee des Naturzustandes – die Idee wahrhaft freier Völker, die nicht von künstlichen Gesetzen zusammengehalten werden, sondern durch ihre natürliche Herkunft und natürliche Bindungen. Hier ging die Anthropologie eine Verbindung mit Philosophie, Literatur und Sprache ein.
Schillers Einfluss machte sich durch Samuel Taylor Coleridge (1772-1834) bald auch in England geltend, der 1798 nach Deutschland kam, um Physiologie, Anatomie und Metaphysik zu studieren und der später Schiller übersetzte. Seine »Biographia Literaria« (1805-1815) enthielt Aufsätze über Metaphysik, Romantik und Literatur, die sich mit natürlichen, seelenvollen Ursprüngen beschäftigten und weniger mit den Politiken tatsächlicher historischer Staaten, wie sie von Edmund Burke und David Hume beschrieben worden waren. Coleridges Freund und Kollege William Wordsworth (1770-1850) interessierte sich ebenfalls für Metaphysik. Ähnlich wie Sir Walter Scott (1771-1832) schuf er eine poetische Vision ländlichen Lebens voller Freiheit, das seinem Wesen nach englisch war.