Eingegangen sei als erstes auf das Vorwort Hanegraaffs, der als einer der führenden Esoterikforscher der Gegenwart bezeichnet werden darf. Mit seinen Publikationen zur New Age-Bewegung (New Age Religion and Western Thought) und zur Geschichte der westlichen Esoterik (Esotericism and the Academy) – die in diesem Blog ausführlich gewürdigt wurde –, trug er entscheidend dazu bei, die genannten, von der Aufklärung und vom Szientismus ins Abseits gedrängten geistigen Strömungen, wieder in die Mitte der Kultur und der Gesellschaft zurückzuholen. Zumindest schuf er von seiten der akademischen Wissenschaft die Voraussetzung dazu, den verdrängten Schatten der Ratio in sie zu reintegrieren und sie mit ihrer verschmähten besseren Hälfte wieder zu versöhnen. Ob die akademische Welt den von ihm (und der Esoterikforschung insgesamt) gebahnten Pfad durch das Dickicht der Vorurteile und geistigen Selbstbeschränkung beschreiten wird, hängt natürlich von der akademischen Welt ab.
Obwohl Hanegraaff im ersten der genannten Bücher die Spuren der New Age-Bewegung bis in die Romantik zurückverfolgte und Theosophie bzw. Anthroposophie als eine ihrer Hauptquellen benannte, spielten letztere im zweiten, einer großen Erzählung der gegen das »Andere« der Rationalität geführten Ausgrenzungsdiskurse, durch die sich diese »Rationalität« erst konstituierte, merkwürdigerweise keine Rolle. Um so gespannter durften mit seinem Werk vertraute Leser auf sein Vorwort zum vorliegenden Band der SKA sein, das Gelegenheit geboten hätte, die sprechende Lücke von Esotericism and the Academy zu füllen. Leider hat er diese Gelegenheit nicht ergriffen. Stattdessen vertritt er eine exotische These – die Herkunft der geisteswissenschaftlichen Forschungsmethode der Anthroposophie aus der sogenannten Psychometrie –, die auch noch vergleichsweise nonchalant abgehandelt wird.