Wie bereits dargestellt, begann Steiner Ende 1906 damit, Christus in Vorträgen zur Hierarchienwelt in Beziehung zu setzen. Am 6. Oktober 1906 wies er in München auf die Entsprechung zwischen den höheren Wesensgliedern des Menschen – Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch – und den christlichen Termini »Heiliger Geist, Sohn und Vater« hin. Am 2. November 1906 charakterisierte er Christus als einen »hohen Eingeweihten«, der die Stufe des »Vaters« erklommen habe, d.h. in den Rang eines Zeitgeistes (Archē) aufgestiegen war, indem er sich den Bewusstseinsinhalt und die Fähigkeiten jener geistigen Wesen aneignete, die im Astralleib, Ätherleib und physischen Leib des Menschen wirken. Am 2. Dezember 1906 identifizierte er Christus mit dem Träger des kosmischen Lebensgeistes, jenem »Feuergeist« oder Erzengel, der zum Geist der Erde wird und das himmlische, nieversiegende Leben auf sie herabträgt.
Das mit diesen Aussagen verbundene Erkenntnisproblem wurde ebenfalls angesprochen und darauf hingewiesen, dass Steiner diese Ansätze in seiner Vortragsreihe Die Theosophie des Rosenkreuzers im Juni 1907 und in den Vorträgen über die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und Naturreichen 1912 in Helsingfors 1912 weiterentwickelte. Hier ist zu ergänzen, dass zwischen 1907 und 1912 weitere Darstellungen folgten, die für unsere Fragestellung von Bedeutung sind: die Hamburger Vortragsreihe über das Johannes-Evangelium 1908, in der von Christus als dem »Sonnenlogos« (den sechs Elohim oder Exusiai der Sonne) gesprochen wird, die Geheimwissenschaft im Umriss, die 1909 erstmals in schriftlicher Form die vielschichtigen Beziehungen der Christuswesenheit zur Hierarchienwelt andeutet, soweit dies öffentlich möglich war, sowie die Münchner Vortragsreihe über die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte 1910, die Motive der vorausgegangenen Erörterungen aufgreift und weiter entwickelt.