Der fünfte Vortrag der Reihe, die zwischen dem 27. Oktober und 6. November 1906 in München stattfand, kommt auf die Ausgießung des Lebensgeistes und die Entwicklung des Geistselbstes im Verlauf der Menschheitsgeschichte zurück. Steiner geht von Sätzen des Johannes-Evangeliums aus: »Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben, die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden«. »Eure Väter haben Manna gegessen in der Wüste und sind gestorben. Ich gebe euch ein anderes Brot, ich bin das Brot des Lebens«. Moses gab das Brot in der Wüste, Christus gibt das Brot des Lebens.Sammeln des Manna. Dieric der Ältere, 15. Jahrhundert
Diese Aussagen sind vor dem Hintergrund der Entwicklung des Geistselbstes (Manas = Manna) zu verstehen. Das Ichbewusstsein trat erst gegen Ende der atlantischen Zeit auf. Im fünften, postdiluvialen Zeitalter kommen die Fähigkeiten des Geistselbstes zum Vorschein, zunächst in der urindischen Epoche innerlich im Empfindungsleib, bei den Urpersern in der Empfindungsseele, bei den Chaldäern und Ägyptern in der Verstandes- oder Gemütsseele.
Was bedeutet: Wirken des Geistselbstes in der Verstandes- oder Gemütsseele? Die chaldäisch-babylonischen Priesterweisen sahen in den Sternen lebendige, vom Geist beseelte Wesen. Der Planet Merkur z.B. war für sie kein materielles Gebilde, sondern ein Geistwesen. Die leuchtenden Schriftzeichen, die die Bewegungen der Gestirne in die Astralsubstanz des Nachthimmels einprägten, waren Offenbarungen des Willens kosmischer Intelligenzen. Das heißt konkret Geistselbst-Erkenntnis: Durchdringung der Sternenwelt mit Gedanken.