Der Hauptgedanke des Johannes-Evangeliums lässt sich laut Steiner verstehen, wenn man den Sinn der Menschheitsentwicklung erfasst. Der Sinn dieser Entwicklung besteht in der Ichwerdung, der Individualisierung des universellen Menschen, der aus dem Geist des Urgottheit hervortritt, um über Stufen der kosmischen und irdischen Evolution einem Leib entgegenzuwachsen, der die Grundlage für diese Ichwerdung bilden soll. In äußerster Gottferne findet der universelle Mensch zu sich selbst, nur um zu erkennen, dass der Weg, der ihn zu sich führte, ihn zugleich seines Zusammenhangs mit dem Allleben beraubte. Der Verlust dieses Zusammenhangs war der Preis seiner Individualisierung. Der Tod ist der Sünde, das heißt, der Sonderung Sold. Allein aus dem göttlichen Leben kann jene Überwindung des Todes kommen, die nicht zugleich das erworbene Selbstbewusstsein vernichtet. Davon handelt dieser Vortrag in Anknüpfung an das Johannes-Evangelium. Bereits das Eingangskapitel spricht davon, wie sich durch die Ankunft des Christus Jesus die gesamte Menschheit verändert. Die Bedeutung dieser Ankunft lässt sich aus der Parallele zwischen Gattungsentwicklung und Entwicklung des Einzelmenschen begreifen.
Die Gattung entwickelte sich durch aufeinanderfolgende Zeitalter: das polarische, hyperboräische und lemurische. Im ersten passte sich der physische Leib, im zweiten der Ätherleib und im dritten der Astralleib an die irdischen Verhältnisse an: die Vehikel der Individualisierung.