Die 1948 mit Hilfe der Ford-Stiftung aus einem gleichnamigen Projekt der Douglas Aircraft Company ausgegründete RAND-Corporation berät bis heute polit-strategisch den militärisch-industriellen Komplex der Vereinigten Staaten. Mehr als die Hälfte ihres jährlichen Budgets wird vom Verteidigungsministerium und den Streitkräften bestritten. Das Wort »Corporation« steht im Amerikanischen für »Unternehmen«, »Aktiengesellschaften« oder andere wirtschaftliche Zusammenschlüsse. Die RAND-Corporation charakterisiert sich selbst jedoch als »Forschungsorganisation, die Lösungen für die Herausforderungen der öffentlichen Ordnung entwickelt, um dazu beizutragen, dass die Gemeinschaft auf der ganzen Welt sicherer, gesünder und wohlhabender wird.« RAND ist ein Akronym für »Research and Development« (Forschung und Entwicklung).
Welche Art Forschung die Corporation betreibt, lässt sich aus einem 2019 vorgelegten Bericht mit dem Titel »Extending Russia – Competing from Advantageous Ground«(»Russland überdehnen – Konkurrieren unter Ausnutzung von Vorteilen«) entnehmen, in dem die wirtschaftlichen, militärischen, geopolitischen und gesellschaftlichen Schwächen Russlands systematisch analysiert wurden, um auszuloten, wie sie zu möglichst geringen Kosten im Dienste amerikanischer Interessen ausgenutzt werden könnten. In dieser Studie ging es unter anderem um die Verhinderung russischer Öl- und Gasexporte und des Nordstream-Projekts sowie die Gewährung von »tödlicher Hilfe« an die Ukraine.
Anfang September wurde auf diversen Plattformen ein angebliches RAND-Papier mit dem Titel »Deutschland schwächen, die USA stärken« in Umlauf gebracht, über dessen Echtheit bis heute gestritten wird. Das Papier ist als »vertrauliche Kurzfassung« gekennzeichnet und trägt das Datum des 25. Januar 2022. Ich halte das Papier – im Gegensatz zu Thomas Röper und anderen – aufgrund seiner Schlichtheit und einiger logischer Fehler für keine echte Publikation der RAND-Corporation. Trotzdem enthält es Überlegungen, die das amerikanische Interesse am Ukrainekrieg zutreffend herausarbeiten. Wer auch immer der Verfasser des Papiers sein mag, er zieht lediglich aktuelle Konsequenzen aus der Studie »Russland überdehnen – Konkurrieren unter Ausnutzung von Vorteilen«.