Einen bedeutenden Schritt in der vertiefenden öffentlichen Beschreibung seiner Christus-Erfahrung stellen die beiden Aufsätze dar, die Steiner im August und September 1905 in der Zeitschrift Lucifer-Gnosis über den »Hüter der Schwelle« publizierte. Sie bilden den Schlussstein der Aufsatzreihe Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? – jenen Schlussstein, auf den die gesamte vorausgehende Darstellung hinzielt und in dem sie ihren krönenden Abschluss findet. Denn in ihnen schildert Steiner nichts anderes, als die mystische Christuserfahrung, die ihm selbst zuteil geworden ist, nunmehr aber als Bestandteil und Höhepunkt des esoterischen Schulungsweges, den jeder Mensch zu gehen vermag.
Wie erlangt man Erkenntnisse … ist Christentum als mystische Tatsache …, in eine Sprache übersetzt, die sich vollkommen von historischen Anspielungen befreit hat, und die erwartbare Begegnung mit dem Auferstandenen in das innerste Heiligtum jeder einzelnen Seele verlegt, die den beschriebenen Weg beschreiten will. Der überquellende Reichtum an Belegen und Bezügen aus der und zur Antike, der das Christentum als mystische Tatsache … auszeichnet, ist zugunsten einer intimen Schilderung der Seelenentwicklung zurückgenommen, die keinerlei gelehrte Voraussetzungen macht, sondern an die unmittelbare Selbstbeobachtung und Erfahrung appelliert, zu der ein jeder fähig ist.
Mit Recht kann daher Steiner gleich zu Beginn der Aufsatzreihe bemerken: »Es schlummern in jedem Menschen Fähigkeiten, durch die er sich Erkenntnisse über höhere Welten erwerben kann«. Was folgt, sind exakte Beschreibungen der Bedingungen, die erfüllen muss, wer zu dieser Erfahrung gelangen will.