Durch das Blut, das aus den Wunden fließt, offenbart sich ein geistiger Vorgang, »der im Mittelpunkt alles Erdgeschehens steht«. Es gibt keinen anderen Mittelpunkt, kein zentraleres, kein bedeutenderes Ereignis in der gesamten Menschheitsgeschichte auf Erden. Einzigartig, einmalig ist dieses Ereignis. Also nicht die Wiederholung eines Geschehens, das früher schon einmal stattfand. Es unterscheidet sich von allen Geschehnissen, die ihm vielleicht äußerlich ähnlich sehen mögen. »Es ist ein gewaltiger, großer Unterschied zwischen allen Erdenvorgängen, die vor diesem Ereignisse auf Golgatha liegen, und denen, die nachher kommen«.
Erinnern wir uns der Sätze aus den Vorträgen zum Christentum als mystische Tatsache … und der Kontrast tritt in aller Deutlichkeit hervor: »Wir sehen das«, so hieß es am 1. März 1902 über Kreuzigung und Auferstehung, »was jeder, der in die ägyptischen Geheimnisse eingeweiht werden wollte, durchmachen musste, – das Lebendigwerden nach der Aufnahme des Kreuzsymbols –, in aller Offenheit in einem Einzelnen hervortreten. Sie müssen sich vor Augen halten« so Steiner zu seinen Berliner Zuhörern sechs Jahre früher, »dass dasjenige, was in dem ägyptischen Priester vor Jahrhunderten [aus der Perspektive der Zeitenwende gesprochen] vorgegangen ist, was sich abspielte bei unzähligen Menschen, sich in einem einzelnen Vorgange abspielte, aber so, dass wir darin genau den Plan des ägyptischen Ewigkeitsgedankens wieder erkennen«.
Nein – so heißt es jetzt –, einzigartig, einmalig ist dieses Ereignis, keines kommt ihm gleich, mag es auch noch so ähnlich aussehen.