Manche Leser mögen den Ausdruck »Krimi« angesichts der gravierenden Auswirkungen der Coronakrise für deplatziert halten. Ein Krimi ist die fiktive Darstellung eines Vergehens oder einer Verschwörung gegen die Rechtsordnung und des Bemühens der Ordnungskräfte, dieses Vergehen aufzuklären bzw. die Verschwörung aufzudecken. Statt von einem »Krimi« könnte man also auch von einem Kriminalfall oder von einem begründeten Verdacht auf einen solchen sprechen.
Das Scheitern der Institutionen
Über das Scheitern der Institutionen in der Coronakrise ließe sich vieles sagen. Zum Beispiel über die Weltgesundheitsorganisation, der manche Kritiker vorwerfen, sie habe ihren Auftrag, die Gesundheit der Menschen zu schützen, aufgrund ihrer Abhängigkeit von mächtigen privaten Geldgebern mit einer Agenda ersetzt, die auf das Gegenteil hinauslaufe. Oder über Gesundheits- und Innenministerien, die beschuldigt werden, die Bürger ihrer Länder mit Hilfe einer Propaganda der Angst in Panik versetzt und sie dazu genötigt zu haben, am größten medizinischen Experiment aller Zeiten teilzunehmen, das in risikoreichen Gentherapien bestehe, deren kurzfristiger Nutzen fragwürdig und deren langfristige Auswirkungen notgedrungen unbekannt seien. Oder über die Modellierer der »öffentlichen Meinung«, denen manche vorwerfen, ihre Plattformen und Organe hätten sich zu Schauplätzen informeller Prozesse entwickelt, deren Funktion darin bestehe, eine regierungskonforme Orthodoxie zu propagieren und alle, die diese kritisierten, als Verschwörungstheoretiker, Feinde der Wahrheit oder potentielle Terroristen anzuklagen und zu verurteilen. Oder über wissenschaftliche Institutionen und Akademien, die inzwischen so sehr von staatlichen und privaten Forschungsaufträgen abhängig seien, dass sie nicht mehr vom Ideal der Objektivität und methodischen Kritik geleitet nach der Wahrheit suchten, sondern manipulierte Prognosen und Ergebnisse nach den Wünschen und Vorgaben ihrer Auftraggeber produzierten.
Donald S. Siegel, Direktor der School of Public Affairs an der Arizona State University und Robert M. Sauer, Professor für Wirtschaftswissenschaften am Royal Holloway College der University of London, fragen sich angesichts des von ihnen diagnostizierten Scheiterns, welche Handlungsoptionen jenen zur Verfügung stehen, die von seinen Folgen betroffen sind.[1] Sie beziehen sich bei ihren Überlegungen auf eine Theorie des Harvard-Ökonomen Albert O. Hirschman, die er in seinem 1970 erschienenen Buch Exit, Voice, and Loyalty: Responses to Decline in Firms, Organizations, and States vortrug.