In die Rudolf Steiner Gesamtausgabe wurde 1999 ein merkwürdiges Dokument aufgenommen: Aufzeichnungen aus privaten Lehrstunden Rudolf Steiners, die er im Sommer 1903 in Berlin-Schlachtensee für Marie von Sivers, ihre Schwester Olga und Maria von Strauch-Spettini hielt. Laut Herausgebern beruht der veröffentlichte Text auf »stichwortartigen Notizen Marie Steiners, die sie später zu einem durchgehenden Text ausgearbeitet hat«. Zu welchem Zeitpunkt diese Ausarbeitung stattfand, wird nicht mitgeteilt. Für unsere Fragestellung ist vor allem der Text der ersten Lehrstunde über den »Sonnenlogos und die zehn Avatare« interessant.
Hier spricht Steiner über das Auge des Dangma (der reinen Seele, des Initiierten), das in der aufsteigenden Entwicklungsreihe der Lebewesen die Verwandlungen des Logos erblickt. Sowohl die Veden als auch eine nicht näher bezeichnete »Rosenkreuzer-Chronik« (vermutlich ist damit die dem Rosenkreuzer-Eingeweihten zugängliche Akasha-Chronik im Weltenäther gemeint) erwähnen laut Steiner zehn solche Metamorphosen oder Avatare des »gegenwärtigen Sonnenlogos«. Als Beispiel wird das Lanzettfischchen genannt, das für den Hellseher ein »Erinnerungszeichen« für eine »Inkarnation des Sonnenlogos« und ein »Gleichnis« für den »Vorahnen der Wirbeltiere« sei.
Im Folgenden ist von »Metamorphosen des Sonnenlogos« oder »Avataren« die Rede, die sowohl mit ihren indischen Namen und Funktionen als auch mit kurzen Texten charakterisiert werden, die laut Steiner aus der »Rosenkreuzer-Chronik« geschöpft sind.