Totalitarismus und die fünf Schritte zur Entmenschlichung
Gastbeitrag von Christiaan W.J.M. Alting von Gesau
Hannah Arendts bahnbrechendes Werk Die Ursprünge des Totalitarismus (1948) ist eine ernüchternde Lektüre in der Welt, die sich im Jahr 2021 um uns herum entwickelt. In der Tat befinden wir uns in einer Sackgasse epischen Ausmaßes, in der die Essenz des Menschseins auf dem Spiel steht.
Der totalitäre Versuch der globalen Eroberung und der totalen Beherrschung ist der zerstörerische Weg aus allen Sackgassen. Sein Sieg kann mit der Zerstörung der Menschheit zusammenfallen; wo immer er geherrscht hat, schickte er sich an, das Wesen des Menschen zu zerstören. – Hannah Arendt, Die Ursprünge des Totalitarismus
Auch wenn es noch schwerfallen mag, zu behaupten, dass wir uns – zumindest im Westen – wieder unter dem Joch totalitärer Regime befinden, die mit denen vergleichbar sind, die wir aus dem 20. Jahrhundert so gut kennen, besteht doch kein Zweifel daran, dass wir mit einem globalen Paradigma konfrontiert sind, das kontinuierlich wachsende totalitäre Tendenzen hervorbringt. Sie müssen nicht einmal vorsätzlich oder böswillig geplant sein.
Wie wir später noch erörtern werden, sind die heutigen Treiber solcher totalitären Tendenzen größtenteils davon überzeugt – und die Massen teilen offenbar diese Überzeugung –, dass sie das Richtige tun, jedenfalls behaupten sie, zu wissen, was das Beste für die Menschen in einer Zeit der existenziellen Krise ist. Der Totalitarismus ist eine politische Ideologie, die sich leicht in der Gesellschaft ausbreiten kann, ohne dass ein Großteil der Bevölkerung es zunächst bemerkt, bis es irgendwann zu spät ist. Hannah Arendt beschreibt in ihrem Buch minutiös die Entstehung der totalitären Bewegungen des 20. Jahrhunderts, die schließlich zu den totalitären Regimen in Europa und Asien heranwuchsen, und die unsäglichen Akte von Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die daraus resultierten.