Die Einführung autoritärer Regeln auf globaler Ebene würde normalerweise Aufmerksamkeit erregen. Die WHO ist ziemlich transparent in ihren Machenschaften. Es dürfte daher nicht schwer sein, festzustellen, ob es sich um eine unangebrachte Hysterie handelt oder um den Versuch, die Souveränitätsrechte und die internationalen Beziehungen grundlegend zu verändern. Dazu müsste man das Dokument nur lesen. Zunächst einmal ist es sinnvoll, die Änderungsanträge der internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV – IHR) in einen Kontext zu stellen.
Die veränderte Rolle der WHO
Die WHO wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Gesundheitsorganisation der Vereinten Nationen gegründet, um die Bemühungen um eine weltweite Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung zu unterstützen. Ihre Verfassung basierte auf dem Konzept, dass Gesundheit über das Physische hinausgeht (sie umfasst »körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden«) und dass alle Menschen gleich und mit unverletzlichen Grundrechten geboren sind. Die Welt von 1946 hatte gerade die Brutalität des Kolonialismus und des internationalen Faschismus, die Folgen einer übermäßig zentralisierten Autorität und der Auffassung, dass die Menschen grundsätzlich ungleich seien, hinter sich gelassen. Mit der WHO-Verfassung sollte die Bevölkerung die Verantwortung für die Gesundheit übernehmen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die WHO in dem Maße gewandelt, wie sich ihre Basis der von den Ländern auf der Grundlage des BIP zugewiesenen Grundfinanzierung zu einem Modell entwickelt hat, bei dem die meisten Mittel für bestimmte Zwecke bestimmt sind und ein Großteil von privaten und unternehmerischen Organisationen bereitgestellt wird. Die Prioritäten der WHO haben sich dementsprechend weiterentwickelt, weg von einer gemeindezentrierten Versorgung hin zu einem eher vertikalen, warenbezogenen Ansatz. Dies folgt unweigerlich den Eigeninteressen dieser Geldgeber. Weitere Einzelheiten zu dieser Entwicklung finden sich an anderer Stelle; diese Veränderungen sind wichtig, um die vorgeschlagenen IGV-Änderungen in einen Kontext zu stellen.
Ebenso wichtig ist, dass die WHO im Bereich der internationalen Gesundheit nicht allein ist. Während bestimmte Organisationen wie UNICEF (die sich ursprünglich vorrangig um die Gesundheit und das Wohlergehen von Kindern kümmern sollte), private Stiftungen und Nichtregierungsorganisationen seit langem mit der WHO zusammenarbeiten, ist in den letzten zwei Jahrzehnten die globale Gesundheitsindustrie aufgeblüht, wobei mehrere Organisationen, insbesondere »öffentlich-private Partnerschaften« (PPP), an Einfluss gewonnen haben; in mancher Hinsicht sind sie Konkurrenten, in mancher Hinsicht Partner der WHO.