Der Trinität kommt im Werk Rudolf Steiners eine zentrale Bedeutung zu. Eine einigermaßen angemessene Behandlung der Rolle, welche die Trinität – oder allgemeiner – das Trinitarische in diesem Werk spielt, kann sich nicht darauf beschränken, lediglich die expliziten, an der Oberfläche des überlieferten Textkorpus liegenden Behandlungen der Trinität zu berücksichtigen. Sie muss vielmehr die gedanklichen Tiefenschichten des Werkes, dieses sich in der Lebenszeit Rudolf Steiners entfaltenden Ideenorganismus, berücksichtigen.
Eine empathische Hermeneutik – die einzige, die ihren Namen verdient –, die sich um Tiefenanalyse bemüht, wird sehr schnell entdecken, dass die Trinität oder das Trinitarische bei Steiner nicht nur dort eine beträchtliche Rolle spielt, wo er sich mit den Traditionsbeständen der abendländischen Philosophie, der Religions- oder Theologiegeschichte auseinandersetzt, sondern dass vielmehr sein gesamtes Werk von einer trinitarischen Struktur durchdrungen ist.
Beginnt der Hermeneutiker erst einmal nach dem Trinitarischen im Werk Steiners zu suchen, dann tritt es ihm überall als strukturbildendes Prinzip, als gedankengenerierende Kraft, als sich selbst offenbarende Urstruktur der Gedankengestaltung entgegen. Trinitarisches ist im Lebenswerk Steiners omnipräsent.