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Selbsterkenntnis in der Geschichte

Band 1 | 1875–1952

Das Werk »Selbsterkenntnis in der Geschichte. Anthroposophische Gesellschaft und Bewegung im 20. Jahrhundert« bietet ein Jahrhundert Anthroposophie in verdichteter Form. Worum es geht, beschreibt die Einleitung.

Das Buch kann hier erworben werden. Oder in jeder Buchhandlung

Band 2 | 1953–1982

Der Zeitraum, den dieser zweite Band der Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft und Bewegung umfasst, wurde von Albert Steffen und Rudolf Grosse geprägt. Albert Steffen war bis zu seinem Tod 1963 Vorsitzender der Gesellschaft.

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Band 3 | 1983–2000

Band 3 umfasst die rund zwei Jahrzehnte von 1983–2000 unter der Leitung Manfred Schmidt-Brabants. Sie sind geprägt durch den beispiellosen Aufschwung der anthroposophischen Bewegung ab den 1990er Jahren und die tiefgreifende Krise im Selbstverständnis der Anthroposophischen Gesellschaft. Das Ende des Jahrhunderts führte Bewegung und Gesellschaft an die Schwelle der Selbsterkenntnis und zur heraufdämmernden Einsicht in die Notwendigkeit einer grundlegenden Erneuerung.

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Eurasier in Russland

Der Zusammenbruch der Sowjetunion brachte nicht nur eine bestimmte Form der westlichen Moderne nach Russland, sondern auch eine eigenwillige Variante des Traditionalismus: das Eurasiertum. Diese politisch-esoterische Philosophie wurde von Alexander Dugin entwickelt und richtete sich zunächst an jenen Teil der Gesellschaft, der die Politik Boris Jelzins und die Umwandlung Russlands in eine nach westlichem Muster geformte liberale Demokratie ablehnte. Als sich das politische Klima unter Wladimir Putin wandelte, rückte das Eurasiertum vom Rand in die Mitte der Politik.

Traditionalistischer Untergrund

Auch wenn er bis zur Perestroika auf Dissidentenkreise beschränkt war, gab es bereits in den 1960er Jahren russische Anhänger des Traditionalismus. Dieser erreichte die Sowjetunion durch die Hintertür der Leninbibliothek in Moskau, die ungewöhnlich gut mit traditionalistischen Werken ausgestattet war. Der russische Dichter Jewgeni Golowin zum Beispiel wurde 1962 oder 1963 durch Hinweise in Louis Pauwels »Le matin des magiciens« auf sie aufmerksam.

Golowin steckte eine gleichgesinnte Gruppe von Dissidenten mit seinem Interesse an. Zu dieser Gruppe gehörten Gaydar Jamal und Alexander Dugin, die zu den zwei wichtigsten Traditionalisten Russlands heranwuchsen. Jamal, der dem Kreis 1967 beitrat, war aserbaidschanischer Herkunft, hatte aber eine säkulare Erziehung genossen. Als junger Mann vergrub er sich in die philosophische Bibliothek seines Großvaters, eines ottomanischen Türken, der nach Russland ausgewandert war, in der Oktoberrevolution auf Seiten der Bolschewiken gekämpft hatte und später am staatlichen Institut für Theater unterrichtete. Dugin, der sich dem Kreis um 1980 anschloss, war der Sohn eines Offiziers der sowjetischen Armee.

Golowin, Jamal und später Dugin versuchten den Traditionalismus aus den Büchern zu rekonstruieren, die sie in der Lenin-Bibliothek fanden. Manchmal erschlossen sie den Inhalt fehlender Bücher einzig aus ihren Titeln. Zwar befand sich Guénons »Symbolik des Kreuzes« in der geschlossenen Abteilung der Bibliothek, dafür war Evolas »Heidnischer Imperialismus« in der Ausgabe von 1933 seit 1957 öffentlich zugänglich – aus was für Gründen auch immer. Russische Traditionalisten, die sich in ihrer Sicht der Moderne Guénon anschlossen, reagierten auf sie nach den Vorgaben Evolas (zumindest nach 1991).

Der Traditionalismus bot eine intellektuell überzeugende Erklärung für die sowjetischen Zustände, die von den Dissidenten abgelehnt wurden, aber bewegte sie nicht zu irgendwelchen Aktionen. Dugin übersetzte Evolas »Heidnischen Imperialismus« 1981 ins Russische, aber seinem Versuch, das Buch in der Untergrundpresse zu verbreiten, war kein Erfolg beschieden. Weder die spirituelle Aktivität, zu der Guénon normalerweise im Westen anleitete, noch die politische Aktivität, die Evola nahelegte, war in Moskau in den 1960er und 1970er Jahren möglich. Bestehende traditionalistische Gruppen konnten aus der Sowjetunion nur schwer kontaktiert werden, auch wenn es Wladimir Stepanow, einem ehemaligen Studenten des Moskauer Instituts für Philosophie gelang, mit einem britischen Neosufi, dem bekannten Dichter Robert Graves (der allerdings kein Traditionalist war) Verbindung aufzunehmen. Und auch wenn sich Jamal 1980 in Tadschikistan dem Naqshbandiyya Sufi-Orden anschloss, scheint der Sufismus für ihn keine große Bedeutung gehabt zu haben. Als er Golowin und Dugin auf eine monatelange Reise in den Pamir mitnahm, besuchten sie nicht seinen Scheich, sondern nur Gräber von Sufiheiligen.

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