Anfang September 1787 vollendete Johann Wolfgang von Goethe seinen »Egmont« in Rom. Umgeben vom Glanz der Macht einer jahrtausendealten Institution, schrieb er gegen deren Herrschaft an, die mit der Sorge um das Heil der ihr anvertrauten Seelen jede erdenkliche Grausamkeit gerechtfertigt hatte. Zwei Jahre vor der französischen Revolution blickte er auf das 16. Jahrhundert und den Freiheitskampf der Niederlande zurück, der mit der Errichtung von Inquisitionsgerichten durch den Herzog von Alba einen herben Rückschlag erlitten hatte. Von Philipp II. ausgesandt, um die Unruhen von Bilderstürmern im Jahr 1566 niederzuschlagen, die Kirchen und Kathedralen verwüstet hatten, griff Alba mit eiserner Faust nicht nur unter den Bürgern der Handelsstädte durch, sondern auch unter den Adligen, die sich dem Protestantismus zugewandt hatten.
Als Alba mit seinem Expeditionsheer im August 1567 in Brüssel eintraf, um die Regentin Margarete von Parma, die Halbschwester Philipp II. abzulösen, hatte er unterschriebene Todesurteile gegen des Verrats verdächtige Adlige bereits im Gepäck. Zu seinen Opfern gehörte Lamoral Graf von Egmont und Prinz von Gaure, der aus einem der ältesten Adelshäuser der Niederlande stammte. Zusammen mit anderen wurde er gefangen genommen und des Hochverrats angeklagt. Dass er Träger des Goldenen Vlieses war, und eigentlich nur von Mitgliedern seines Ordens zur Rechenschaft gezogen werden durfte, nützte ihm nichts. Auch nicht die flehentlichen Appelle, die seine durch die Beschlagnahmung seiner Besitztümer verarmte Frau an den spanischen König, an Herzog Alba oder den Kaiser richtete. Versuche Wilhelm von Oraniens, zu seinen Gunsten militärisch zu intervenieren, schlugen fehl. Am 2. Juni 1568 wurden Egmont und einige weitere Aufständische zum Tode verurteilt und drei Tage später auf dem Marktplatz von Brüssel öffentlich enthauptet.