Die Führer der westlichen Welt erleben zwei überwältigende Ereignisse: die Niederlage in der Ukraine und den Genozid in Palästina. Das eine ist demütigend, das andere beschämend. Doch sie empfinden weder Demütigung noch Scham. Ihre Handlungen zeigen deutlich, dass ihnen diese Gefühle fremd sind – sie sind nicht in der Lage, die tief in ihnen verwurzelten Blockaden aus Dogmen, Arroganz und Unsicherheit zu aufzubrechen. Diese Blockaden sind nicht nur politisch, sondern auch persönlich. Darin liegt ein Rätsel.
Aufgrund seiner Unfähigkeit zur Selbstaufklärung hat sich der Westen auf einen Weg des kollektiven Selbstmords begeben. Eines moralischen Selbstmords in Gaza und eines diplomatischen Selbstmords – die Grundlagen in Europa, im Nahen Osten und in ganz Eurasien sind gelegt; schließlich eines wirtschaftlichen Selbstmords – das auf dem Dollar basierende globale Finanzsystem ist gefährdet, Europa deindustrialisiert sich freiwillig. Es ist kein schönes Bild. Erstaunlicherweise findet diese Selbstzerstörung statt, ohne dass sie ein größeres Trauma erzeugt – weder im Äußeren noch im Inneren. Darin liegt ein weiteres, damit zusammenhängendes Rätsel.