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Produktlinks


Selbsterkenntnis in der Geschichte

Band 1 | 1875–1952

Das Werk »Selbsterkenntnis in der Geschichte. Anthroposophische Gesellschaft und Bewegung im 20. Jahrhundert« bietet ein Jahrhundert Anthroposophie in verdichteter Form. Worum es geht, beschreibt die Einleitung.

Das Buch kann hier erworben werden. Oder in jeder Buchhandlung

Band 2 | 1953–1982

Der Zeitraum, den dieser zweite Band der Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft und Bewegung umfasst, wurde von Albert Steffen und Rudolf Grosse geprägt. Albert Steffen war bis zu seinem Tod 1963 Vorsitzender der Gesellschaft.

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Band 3 | 1983–2000

Band 3 umfasst die rund zwei Jahrzehnte von 1983–2000 unter der Leitung Manfred Schmidt-Brabants. Sie sind geprägt durch den beispiellosen Aufschwung der anthroposophischen Bewegung ab den 1990er Jahren und die tiefgreifende Krise im Selbstverständnis der Anthroposophischen Gesellschaft. Das Ende des Jahrhunderts führte Bewegung und Gesellschaft an die Schwelle der Selbsterkenntnis und zur heraufdämmernden Einsicht in die Notwendigkeit einer grundlegenden Erneuerung.

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Linksidentitäre Läuterungsrituale

Sandra Kostner, Migrationsforscherin und Geschäftsführerin des Masterstudiengangs »Interkulturalität und Integration« an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd und Herausgeberin des Debattenbandes über die identitätslinke Läuterungsagenda, erzählt in ihrer Einleitung von einem Schlüsselerlebnis in Australien.

2003 arbeitete sie für ein Museumsprogramm in Cairns. Auf einer Geburtstagsparty, bei der eine Reihe von Lehrern zugegen war, wurde über Unterrichtserfahrungen mit Aborigines erzählt. Eine Lehrerin berichtete, sie habe jahrelang die ihr anvertrauten Kinder mit Mathematik malträtiert, bis sie erkannt habe, dass diese »westliche Kulturtechnik« nie Bestandteil der Aborigines-Kultur gewesen sei und der Versuch, sie ihnen beizubringen, nur zu einer weiteren Entfremdung der Kinder von ihren Ursprüngen beitrage. Sie habe daher Mathematik durch Kunst ersetzt und dadurch nicht nur die Frustrationen ihrer Zöglinge abgebaut, sondern auch deren kulturelles Selbstwertgefühl erhöht. Andere Lehrerinnen stimmten bei: sie hätten den herkömmlichen Lehrplan ebenfalls verlassen und würden stattdessen story tellingund dot artunterrichten. Die Pädagogen waren sich einig, dass dadurch wenigstens ein Teil des Unrechts wiedergutgemacht werde, das die Aborigines seit der Ankunft der ersten Weißen auf dem Kontinent von diesen hatten erdulden müssen. Die Lehrerinnen erklärten auch, nun kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, da sie die Aborigines nicht einem weiteren Akt der Kolonisierung unterwürfen, indem sie davon Abstand genommen hätten, ihnen »westliche Lerninhalte« aufzuzwingen. 

Dieser Verweis auf das moralische Wohlbefinden der Pädagogen brachte bei Kostner, die bisher schweigend zugehört hatte, das Fass zum Überlaufen und sie warf die Frage ein, ob sich die Lehrerinnen klar gemacht hätten, welchen Preis die Kinder später einmal für ihr persönliches moralisches Wohlgefühl würden zahlen müssen. Eine der Lehrerinnen entgegnete, nicht nur sie, sondern auch die Kinder fühlten sich seither wohler, weil sie nicht mehr mit Dingen konfrontiert würden, »für die ihr Gehirn gar nicht gemacht sei«. Dieses sei schließlich 40.000 Jahre lang nicht mit westlichen Inhalten konfrontiert worden, stattdessen hätten die Aborigines herausragende Begabungen für Kunst entwickelt. Im Rückblick kommentiert Kostner diese Entgegnung: »Das für mich Erschreckendste war, dass sie [die Lehrerin] sich offensichtlich ihrer rassistischen Argumentation in keiner Weise bewusst war, ganz im Gegenteil. Aus ihrer Sicht war dieses Argument ein dezidierter Ausweis ihrer antirassistischen Haltung.« Doch bevor sie entgegnen konnte, entspannte der Gastgeber die Situation, die zu eskalieren drohte, indem er Kostner damit entschuldigte, sie sei noch nicht lange in Australien und kenne sich mit den Aborigines und den spezifisch australischen Erfahrungen zu wenig aus. Nach der Party erklomm sie mit einem Freund im Rückblick auf die vorangegangene Diskussion eine Metaebene: er erklärte ihr, er habe die von den Lehrerinnen praktizierte Form des umgekehrten Rassismusauch schon oft angeprangert, ebenso wie der Gastgeber, aber schließlich resigniert, da er es leid sei, aufgrund seiner Ansichten mit den immer gleichen Rassismusvorwürfen konfrontiert zu werden.

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