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Egil Asprem, der zur Zeit an der Universität von Santa Barbara (Kalifornien) tätig ist, steuerte zu dieser Ausgabe ein Vorwort bei, Clement – wie stets – eine umfangreiche Einleitung von rund 150 Seiten. Asprem, der seine Studien und seine Dissertation Das Problem der Entzauberung – wissenschaftlicher Naturalismus und esoterischer Diskurs 1900-1939 bei Wouter Hanegraaff in Amsterdam absolvierte, trägt in seinem Vorwort die mittlerweile zur Standarderzählung avancierte These von der Erlösung Steiners aus der Umklammerung seiner Anhänger und Gegner durch die Esoterikforschung vor. Apologeten ebenso wie Skeptiker, die sich in unfruchtbaren Polemiken über Kontinuität und Bruch, Originalität oder Plagiarismus in Steiners Erkenntnisentwicklung ergingen, haben Esoterikforschern die Arbeit erschwert, »deren Interesse an Steiner rein historisch ist«. Die Aufgabe dieser Forscher besteht laut Asprem darin, die Entwicklung Steiners zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit interesselosem Wohlgefallen im Detail zu untersuchen, um auf diese Weise »die geistige Welt einer bemerkenswert interessanten und einflussreichen historischen Figur nachzuzeichnen und zu verstehen«. Steiner erscheint bei Asprem als »post-theosophischer« Autor, der wie das Ehepaar Roerich, Guy W. Ballard, Edgar Cayce und andere einer zweiten Generation dieser Strömung angehörte, die stark von der Theosophie beeinflusst war, sich aber zugleich von deren hauptsächlichen Institutionen abwandte und »neue Synthesen, Praktiken und Organisationen« schuf. Was die Esoterikforschung vor allem interessiert, ist, wie Steiner sich in diesem Milieu gedanklich und sozial verortete und »die theosophischen Elemente veränderte«. Dieses »akademische Kerninteresse« haben die Beteiligten der gegenwärtigen polemischen Debatte über Brüche und Kontinuitäten laut Asprem aus den Augen verloren. Beide sind nach seiner Auffassung zweifellos vorhanden, aber die entscheidende Frage ist, wie genau Steiner zu seinen »neuartigen okkultistischen Ideen« fand.