Da Steiner mit seiner Theosophie an die bereits vorhandene Literatur anknüpfte, wurde sie der Imitation, ja des Plagiats bezichtigt. Verteidiger betonten hingegen die Originalität Steiners und die Authentizität seiner Forschungen, deren alleiniges Ergebnis die in dieser Schrift niedergelegten Erkenntnisse sein sollten. Clement hält beide Positionen für falsch. Steiner habe sich »nachweislich konkret« auf anthropologische Anschauungen Blavatskys, Sinnetts, Besants und Leadbeaters bezogen, allerdings zugleich von Anfang an einen »eigenständigen Zugang zu den theosophischen Inhalten« verfolgt und diesen von Auflage zu Auflage deutlicher herausgearbeitet. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern, die diese »Inhalte« als Offenbarungen von Meistern ausgaben, versuchte er sie »systematisch aus phänomenologischen Untersuchungen« der Alltagserfahrung abzuleiten.
Aufmerksame Leser werden sich bereits hier fragen, was genau Clement unter »theosophischen Inhalten« versteht, die sowohl als Offenbarung ausgegeben, als auch phänomenologisch aus der Alltagserfahrung abgeleitet werden können. Wie die folgenden Seiten zeigen, handelt es sich um »Lehren«, »Modelle« und »Vorstellungen« (das Hüllen- oder Wesensgliedermodell, die Reinkarnationsvorstellung, die Drei-Welten-Lehre, die Auren-Vorstellung) – lediglich die heute beliebten Schlagworte der »sozialen Konstruktion« oder der »imaginierten Realität« fehlen in dieser Aufzählung.
In diesen Ausdrücken verstecken sich gravierende theoretische Vorentscheidungen. Was sich als sachliche, objektive, nicht von Interessen geleitete wissenschaftliche Deskription ausgibt, ist in Wahrheit bereits eine tiefgreifende theoretische Umdeutung. Die Metasprache der Deskription formt den Gegenstand, von dem die Rede ist, zu etwas anderem, als er im Bewusstsein der ursprünglichen Autoren war. Und diese mehr oder weniger heimliche Umdeklaration des Gegenstandes der Untersuchung wird von Clement nicht einmal explizit reflektiert oder problematisiert.