Der 1928 in Warschau geborene Brzeziński war keine exzentrische Randfigur, sondern ein zentraler Player im amerikanischen außenpolitischen Establishment. Er beriet Robert F. Kennedy und Lyndon B. Johnson in den 1960er Jahren im Wahlkampf, war offizieller Sicherheitsberater Präsident Carters von 1977 bis 1981, Professor für amerikanische Außenpolitik an der Johns Hopkins Universität Washington D.C. und Berater am Zentrum für Strategische und Internationale Studien (CSIS) daselbst. 1973 gründete er die Trilaterale Kommission, die den Dialog unter amerikanischen, japanischen und europäischen Eliten fördern sollte, deren Finanzierung David Rockefeller übernahm. Unter Carter gehörte er zu den eifrigsten Befürwortern der Unterstützung der afghanischen Mudschahedin. Die Art seiner Beteiligung an der Konstruktion der »afghanischen Falle« für die Sowjetunion (»Operation Cyclone«) ist bis heute unklar.
Für den 2017 verstorbenen Exilpolen mit ukrainischen Wurzeln stand die Eindämmung der großen Konkurrenten der USA auf dem eurasischen Schachbrett im Zentrum all seiner Überlegungen. Seiner Auffassung nach war der »ersten und einzig wirklichen Weltmacht« durch die Geschichte die Aufgabe zugefallen, als »Weltpolizist« dafür zu sorgen, dass das von ihr geschaffene globale Ordnungssystem so lange als möglich bestehen blieb. Was das amerikanische Imperium seiner Auffassung nach von allen früheren Weltreichen unterschied, war die Fähigkeit, seine militärische Macht auf dem gesamten Globus jederzeit effektiv einzusetzen. »Nicht nur«, schrieb er, »beherrschen die Vereinigten Staaten sämtliche Ozeane und Meere, sie verfügen mittlerweile auch über die militärischen Mittel, die Küsten mit Amphibienfahrzeugen unter Kontrolle zu halten, mit denen sie bis ins Innere eines Landes vorstoßen und ihrer Macht politische Geltung verschaffen können. Amerikanische Armeverbände stehen in den westlichen und östlichen Randgebieten des eurasischen Kontinents und kontrollieren außerdem den Persischen Golf.« Der gesamte eurasische Kontinent, sei »von amerikanischen Vasallen und tributpflichtigen Staaten übersät, von denen einige allzu gern noch fester an Washington gebunden wären.«