Noch einmal wird das Thema Trinität und himmlische Hierarchien im letzten Vortrag der Reihe Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt (GA 110) am 18. April aufgegriffen, diesmal wird jedoch nach der »Stellung des Menschen zu den Wesenheiten der höheren Hierarchien« gefragt.
Die Seraphim, Cherubim und Throne »genießen«, wie bereits ausgeführt, den »unmittelbaren Anblick der Gottheit«. Sie besitzen, was der Mensch erst allmählich, durch eine lange Entwicklung hindurch erreichen kann, indem er höhere Kräfte der Erkenntnis, des Willens und so weiter erlangt. Während der Mensch auf seiner Pilgerschaft durch viele Leben (in seinem »status viae«, wie Thomas von Aquin sagt), der Gottheit allmählich näherkommt, die ihm »heute noch verschleiert ist«, schauen die Angehörigen der ersten Triarchie sie immer schon an. »Wenn sie entstehen«, schauen sie Gott an, »indem sie leben«, schauen sie Gott an. Und was sie tun, vollbringen sie aus dieser Anschauung – ja, mehr noch: »Gott tut es durch sie«. Sie vermöchten gar nicht anders zu handeln, als sie es tun, denn ihre Gottesanschauung veranlasst sie dazu, unmittelbar umzusetzen, »was die Gottheit ihnen aufträgt«. Sie sehen diese in ihrer »ursprünglichen, wahren Gestalt« und erleben sich selbst als die Vollstrecker des göttlichen »Willens« und der göttlichen »Weisheit«.
Im Unterschied dazu empfangen die Wesenheiten der zweiten Triarchie lediglich die Offenbarungen Gottes durch die erste. Er zeigt sich ihnen »durch sein Antlitz, seine Physiognomie«. Mit anderen Worten: die erste Triarchie ist das Antlitz der Trinität für die zweite. Trotzdem führen auch die Wesen der zweiten Triarchie unmittelbar aus, was sie als Offenbarung der Gottheit durch die erste empfangen. Von einer Freiheit des Willens – wobei der Begriff des Willens selbstverständlich metaphorisch zu verstehen ist – kann daher weder bei der ersten noch bei der zweiten Triarchie die Rede sein.