Insbesondere kritisiert der Bericht eine »schrille Form des Anti-Rassismus-Denkens«, das alle Benachteiligungen von Minderheiten auf die Diskriminierung durch Weiße zurückführe. Diese lenke die Aufmerksamkeit von anderen Gründen für Erfolg und Misserfolg von Minderheiten ab, zu denen auch solche gehörten, die in den Kulturen und Einstellungen dieser Minderheiten selbst lägen. Man beachte auch, mit welcher Selbstverständlichkeit die Kommission von »Rassen« spricht, ohne diesen Begriff in irgendeiner Weise zu problematisieren. Logisch ist dies allemal, da es ohne die Voraussetzung unterscheidbarer »Rassen« (mögen diese nun biologisch fundiert oder gesellschaftlich konstruiert sein) keine »Gleichstellung« derselben geben kann.
In diesem und einem folgenden Beitrag werden einige einschlägige Passagen des Berichts übersetzt.
Vorwort des Vorsitzenden Tony Sewell
Letzten Sommer fragte mich der Premierminister, ob ich bereit wäre, den Vorsitz einer Kommission zu übernehmen, die die rassischen und ethnischen Ungleichheiten in Großbritannien untersuchen sollte. Er war der Meinung, dass das Vereinigte Königreich wichtige Fragen über den Zustand der heutigen Beziehungen zwischen den Rassen erörtern müsse und dass eine gründliche Untersuchung der Ursachen für das Fortbestehen so vieler Ungleichheiten notwendig sei. Wir sollten herausfinden, was getan werden kann, um sie zu beseitigen oder abzuschwächen. Ich stimmte bereitwillig zu: Ich habe mein ganzes Arbeitsleben als Pädagoge verbracht und mich dieser Sache gewidmet.
Die Kommission wurde mit 10 (11) Mitgliedern aus verschiedenen Bereichen wie Wissenschaft, Bildung, Wirtschaft, Rundfunk, Medizin und Polizeiarbeit besetzt. Und mit einer Ausnahme stammen alle aus ethnischen Minderheiten. Mit dem Auftrag, rassische und ethnische Ungleichheiten in den Bereichen Bildung, Beschäftigung, Kriminalität und Polizeiarbeit sowie Gesundheit zu untersuchen, trafen wir uns zum ersten Mal virtuell im Juli. Wie so viele von Ihnen in Ihren eigenen Familien- und Arbeitssituationen während dieser Zeit von COVID-19, hat sich die Kommission nie von Angesicht zu Angesicht getroffen.