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Selbsterkenntnis in der Geschichte

Band 1 | 1875–1952

Das Werk »Selbsterkenntnis in der Geschichte. Anthroposophische Gesellschaft und Bewegung im 20. Jahrhundert« bietet ein Jahrhundert Anthroposophie in verdichteter Form. Worum es geht, beschreibt die Einleitung.

Das Buch kann hier erworben werden. Oder in jeder Buchhandlung

Band 2 | 1953–1982

Der Zeitraum, den dieser zweite Band der Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft und Bewegung umfasst, wurde von Albert Steffen und Rudolf Grosse geprägt. Albert Steffen war bis zu seinem Tod 1963 Vorsitzender der Gesellschaft.

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Band 3 | 1983–2000

Band 3 umfasst die rund zwei Jahrzehnte von 1983–2000 unter der Leitung Manfred Schmidt-Brabants. Sie sind geprägt durch den beispiellosen Aufschwung der anthroposophischen Bewegung ab den 1990er Jahren und die tiefgreifende Krise im Selbstverständnis der Anthroposophischen Gesellschaft. Das Ende des Jahrhunderts führte Bewegung und Gesellschaft an die Schwelle der Selbsterkenntnis und zur heraufdämmernden Einsicht in die Notwendigkeit einer grundlegenden Erneuerung.

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Von der Notwendigkeit, Schichtenurteile zu bilden

In Zeiten von Corona zeigt sich die Sprache der Ausgrenzung und des Hasses in ihrer ganzen Fragwürdigkeit. Die Krise fordert uns auf, Schichtenurteile zu bilden.

Walchensee. © Lorenzo Ravagli

Die Wahrheit liegt nicht auf der Oberfläche. Walchensee. © Lorenzo Ravagli

Gastbeitrag von Andreas Laudert

1.

Warum stellt sich auch bei einem vollkommen unnormalen Modus unseres Alltagsverhaltens relativ rasch ein Gefühl der Normalität ein? Sie heißt nun, folgt man den Worten des Gesundheitsministers, lediglich »neue Normalität«. Es ist, als käme bereits unsere Sprache nicht mehr hinterher und setzte sich nach einer Weile erschöpft auf eine Wiese und schaute in den Himmel. Es ist, als kehrte unser Denken in den eigenen vier Wänden sich selbst den Rücken, um sich nicht im Spiegel, um nicht die eigenen Gedanken erblicken zu müssen. Es ist, als wüssten wir nicht mehr, was wir denken sollen – dabei »sollen« wir gar nicht denken, wir dürfen und wir können es –, es ist, als beherrschte uns ein Gefühl, das als Sorge um die eigene Gesundheit begann und als Irritation oder Missmut angesichts des Ungehorsams anderer endete, das plötzlich von der nackten Angst zur moralischen »Vernunft« mutierte, ein Gefühl, dessen Herkunft wir nicht mehr überprüfen, weil wir mit seiner Wirkung so beschäftigt sind.

Aber auch düstere Szenarien, die jetzt ersonnen oder konkludiert werden, dürften am Ende mehr oder minder ausbleiben, oder zumindest unserem Wahrnehmen und Wahrnehmenwollen entzogen sein, weil unser Zusammenleben, unsere medialen Gesellschaften und unsere Gewohnheiten so funktionieren, dass selbst das Ungeheuerlichste sich unentwegt selbst filtert, sich selbst relativiert und am Ende nur ein paar neue Schlagworte oder Moden oder nette Kolumnen über dies und jenes hervorgebracht haben wird.

Einige Menschen werden wahrscheinlich über diese Zeit reden wie über eine unfassbar abenteuerliche Ferienreise, wo wir zwar in Gefahr gerieten, wo aber alles glimpflich ausging und wir wertvolle neue Erfahrungen sammelten. Souvenirs, kleinere oder größere Unpässlichkeiten führen wir von dort noch eine Weile mit im Gepäck, aber im Großen und Ganzen haben wir alles blendend überstanden, die Wirtschaft brummt. Wir werden uns wieder vertragen und das Kleingedruckte in den neuen Verträgen und Gesetzen hinnehmen. Wir setzen uns nicht groß damit auseinander, wir saßen schließlich monatelang genug »auseinander«. Wir werden nicht kleinlich sein wollen – im Feuilleton und in der Wissenschaft wird genug Platz für die »großen Debatten« bleiben, für die tiefergehende Aufarbeitung, für den Ernst, den wir natürlich auch ernstnehmen und honorieren und mit Preisen bedenken. Wird also alles wieder gut? Wird die Ausnahme die Regel? Wenn wir es eines Tages mit der Vorsicht mal gut sein lassen – was wird das sein: das Gute?

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