In der Reihe der von Christian Clement herausgegebenen Schriften Rudolf Steiners, der sogenannten SKA (Schriften kritische Ausgabe), ist in 2015 als zweiter von acht geplanten Bänden der 7. Band: Schriften zur Erkenntnisschulungerschienen. Er enthält Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? (WE, = GA 10) und Die Stufen der höheren Erkenntnis (SE, = GA 12). Die Texte werden von einer 111 Seiten langen Einleitung sowie einem ausführlichen Stellenkommentar eingerahmt. Darin nimmt Clement kritisch zu den von Rudolf Steiner entwickelten geisteswissenschaftlichen Erkenntnismethoden der Imagination, Inspiration und Intuition Stellung. Er vertritt die Auffassung, die von Steiner beschriebenen »imaginativen und inspirativen Phänomene« seien nichts weiter als »Halluzinationen, Visionen und Illusionen«. Geistige Wesenheiten gebe es nicht wirklich, sie hätten keine Realität außerhalb des sich in der Meditation selbst erlebenden Ich.
Die entsprechenden Ausführungen sind von hoher Relevanz, denn sie betreffen nicht nur die von Rudolf Steiner entwickelten geisteswissenschaftlichen Erkenntnismethoden an sich, sondern auch die durch sie gewonnenen Ergebnisse. Es geht daher um nichts weniger als um die Anthroposophie als Ganzes.
Clement meint, sich zur Begründung seiner Sicht auf Rudolf Steiner stützen zu können, den er zitiert, kommentiert und interpretiert. Die entscheidenden Aussagen stehen gleich zu Beginn der Einleitung, im ersten Kapitel: Der Charakter der anthroposophischen Erkenntnisschulung. Zunächst kritisiert Clement die »bildhafte Weise der Darstellung«, durch die Steiner die Ergebnisse seiner Geistesforschung beschreibt.