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Einleitung

Die folgenden Erörterungen haben die Aufgabe, durch eine auf die letzten Elemente zurückgehende Analyse des Erkenntnisaktes das Erkenntnisproblem richtig zu formulieren und den Weg zu einer Lösung desselben anzugeben. Sie zeigen durch eine Kritik der auf Kantischem Gedankengange fußenden Erkenntnistheorien, dass von diesem Standpunkte aus niemals eine Lösung der einschlägigen Fragen möglich sein wird. Dabei ist allerdings anzuerkennen, dass ohne die grundlegenden Vorarbeiten Volkelts («Erfahrung und Denken. Kritische Grundlegung der Erkenntnistheorie», von Johannes Volkelt. Hamburg und Leipzig 1886) mit ihren gründlichen Untersuchungen über den Erfahrungsbegriff die präzise Fassung des Begriffes des «Gegebenen», wie wir sie versuchen, sehr erschwert worden wäre. Wir geben uns aber der Hoffnung hin, dass wir zu einer Überwindung des Subjektivismus, der den von Kant ausgehenden Erkenntnistheorien anhaftet, den Grund gelegt haben. Und zwar glauben wir dies durch unseren Nachweis getan zu haben, dass die subjektive Form, in welcher das Weltbild vor der Bearbeitung desselben durch die Wissenschaft für den Erkenntnisakt auftritt, nur eine notwendige Durchgangsstufe ist, die aber im Erkenntnisprozesse selbst überwunden wird. Uns gilt die sogenannte Erfahrung, die der Positivismus und der Neukantianismus so gerne als das einzig Gewisse hinstellen möchten, gerade für das Subjektivste. Und indem wir dieses zeigen, begründen wir den objektiven Idealismus als notwendige Folge einer sich selbst verstehenden Erkenntnistheorie. Derselbe unterscheidet sich von dem Hegelschen metaphysischen, absoluten Idealismus dadurch, dass er den Grund für die Spaltung der Wirklichkeit in gegebenes Sein und Begriff im Erkenntnissubjekt sucht und die Vermittlung derselben nicht in einer objektiven Weltdialektik, sondern im subjektiven Erkenntnisprozesse sieht. Der Schreiber dieser Zeilen hat diesen Standpunkt schon einmal auf Grund von Untersuchungen, die sich in der Methode von den vorliegenden freilich wesentlich unterscheiden, und denen auch das Zurückgehen auf die ersten Elemente des Erkennens fehlt, im Jahre 1885 in seinen «Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung» schriftstellerisch vertreten.

Die neuere Literatur, die für diese Erörterungen in Betracht kommt, ist folgende. Wir führen dabei nicht nur dasjenige an, worauf unsere Darstellung unmittelbar Bezug hat, sondern auch alle jene Schriften, in denen Fragen behandelt werden, die den von uns erörterten ähnlich sind. Von einer besonderen Anführung der Schriften der eigentlichen philosophischen Klassiker sehen wir ab.

Für die Erkenntnistheorie im allgemeinen kommen in Betracht:

  • R. Avenarius, Philosophie als Denken der Welt gemäß dem Prinzip des kleinsten Kraftmaßes usw.; Leipzig 1876
    • Kritik der reinen Erfahrung; 1. Bd. Leipzig 1888
  • J. F. A. Bahnsen, Der Widerspruch im Wissen und Wesen der Welt; 1. Bd. Leipzig 1882
  • J. Baumann, Philosophie als Orientierung über die Welt; Leipzig 1872
  • J. S. Beck, Einzig möglicher Standpunkt, aus welchem die kritische Philosophie beurteilt werden muss; Riga 1796
  • F. E. Beneke, System der Metaphysik und Religionsphilosophie usw.; Berlin 1839
  • Julius Bergmann, Sein und Erkennen usw.; Berlin 1880
  • A. E. Biedermann, Christliche Dogmatik; 2. Aufl. Berlin 1884/85
  • H. Cohen, Kants Theorie der Erfahrung; Berlin 1871
  • P. Deussen, Die Elemente der Metaphysik; 2. Auflage, Leipzig 1890
  • W. Dilthey, Einleitung in die Geisteswissenschaften usw.; Leipzig 1883. - Besonders die einleitenden Kapitel, welche das Verhältnis der Erkenntnistheorie zu den übrigen Wissenschaften behandeln. - Ferner käme vom gleichen Verfasser auch noch in Betracht:
    • Beiträge zur Lösung der Frage vom Ursprung unseres Glaubens an die Realität der Außenwelt und seinem Recht; Sitzungsberichte der Kgl. Preuß. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Berlin 1890, S.977
  • A. Dorner, Das menschliche Erkennen usw.; Berlin 1887
  • E. Dreher, Über Wahrnehmung und Denken; Berlin 1878
  • G. Engel, Sein und Denken; Berlin 1889
  • W. Enoch, Der Begriff der Wahrnehmung; Hamburg 1890
  • B. Erdmann, Kants Kriticismus in der ersten und zweiten Auflage seiner Kritik der reinen Vernunft; Leipzig 1878
  • F. v. Feldegg, Das Gefühl als Fundament der Weltordnung; Wien 1890
  • E. L. Fischer, Die Grundfragen der Erkenntnistheorie; Mainz 1887
  • K. Fischer, System der Logik und Metaphysik oder Wissenschaftslehre; 2. Auflage, Heidelberg 1865
  • Geschichte der neueren Philosophie; Mannheim 1860 (besonders die auf Kant bezüglichen Teile)
  • A. Ganser, Die Wahrheit; Graz 1890
  • C. Göring, System der kritischen Philosophie; Leipzig 1874
  • Über den Begriff der Erfahrung; Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie; Leipzig 1. Jg. 1877, S.384
  • E. Grimm, Zur Geschichte des Erkenntnisproblems usw.; Leipzig 1890
  • F. Grung, Das Problem der Gewißheit; Heidelberg 1886
  • R. Hamerling, Die Atomistik des Willens; Hamburg 1891
  • F. Harms, Die Philosophie seit Kant; Berlin 1876
  • E. v. Hartmann, Kritische Grundlegung des transzendentalen Realismus; 2. Aufl. Berlin 1875
    • J. H. v. Kirchmanns erkenntnistheoretischer Realismus; Berlin 1875
    • Das Grundproblem der Erkenntnistheorie usw.; Leipzig 1889
    • Kritische Wanderungen durch die Philosophie der Gegenwart; Leipzig 1889
  • H. L. F. v. Helmholtz, Die Tatsachen in der Wahrnehmung; Berlin 1879
  • G. Heymans, Die Gesetze und Elemente des wissenschaftlichen Denkens; Leyden 1890
  • A. Hölder, Darstellung der Kantischen Erkenntnistheorie; Tübingen 1874
  • A. Horwicz, Analyse des Denkens usw.; Halle 1875
  • F. H. Jacobi, David Hume über den Glauben oder Idealismus und Realismus; Breslau 1787
  • M. Kappes, Der «Common Sense» als Prinzip der Gewissheit in der Philosophie des Schotten Thomas Reid; München 1890
  • M. Kauffmann, Fundamente der Erkenntnistheorie und Wissenschaftslehre; Leipzig 1890
  • B. Kerry, System einer Theorie der Grenzgebiete; Wien 1890
  • J. H. v. Kirchmann, Die Lehre vom Wissen als Einleitung in das Studium philosophischer Werke; Berlin 1868
  • E. Laas, Die Kausalität des Ich; Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie; Leipzig, 4. Jahrgang (1880) S.1 ff, 185ff, 311 ff
    • Idealismus und Positivismus; Berlin 1879
  • F. A. Lange, Geschichte des Materialismus; Iserlohn 1873/75
  • A. v. Leclair, Beiträge zu einer monistischen Erkenntnistheorie; Breslau 1882
    • Das kategorische Gepräge des Denkens; Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Leipzig, 7.Jahr-gang (1883) S.257 ff
  • O. Liebmann, Kant und die Epigonen; Stuttgart 1865
    • Zur Analysis der Wirklichkeit; Straßburg 1880
    • Gedanken und Tatsachen; Straßburg 1882
    • Die Klimax der Theorien; Straßburg 1884
  • Th. Lipps, Grundtatsachen des Seelenlebens; Bonn 1883
  • H. R. Lotze, System der Philosophie, 1. Teil: Logik; Leipzig 1874
  • J. V. Mayer, Vom Erkennen; Freiburg i. Br. 1885
  • A. Meinong, Hume-Studien; Wien 1877
  • J. St. Mill, System der induktiven und deduktiven Logik; 1843; deutsch Braunschweig 1849
  • W. Münz, Die Grundlagen der Kantischen Erkenntnistheorie; 2. Auflage, Breslau 1885
  • G. Neudecker, Das Grundproblem der Erkenntnistheorie; Nördlingen 1881
  • F. Paulsen, Versuch einer Entwicklungsgeschichte der Kantischen Erkenntnistheorie; Leipzig 1875
  • J. Rehmke, Die Welt als Wahrnehmung und Begriff usw.; Berlin 1880
  • Th. Reid, Untersuchungen über den menschlichen Geist nach Prinzipien des gesunden Menschenverstandes; 1764, deutsch Leipzig 1782
  • A. Riehl, Der philosophische Kritizismus und seine Bedeutung für die positive Wissenschaft; Leipzig 1887
  • J. Rülf, Wissenschaft des Weltgedankens und der Gedankenwelt, System einer neuen Metaphysik; Leipzig 1888
  • R. v. Schubert-Soldern, Grundlagen einer Erkenntnistheorie; Leipzig 1884
  • G. E. Schulze, Aenesidemus; Helmstädt 1792
  • W. Schuppe, Zur voraussetzungslosen Erkenntnistheorie; Philosophische Monatshefte, Berlin, Leipzig, Heidelberg 1882, Band XVIII, Heft 6 u. 7
  • R. Seydel, Logik oder Wissenschaft vom Wissen; Leipzig 1866
  • Christoph v. Sigwart, Logik; Freiburg i. Br. 1878
  • A. Stadler, Die Grundsätze der reinen Erkenntnistheorie in der Kantischen Philosophie; Leipzig 1876
  • H. Taine, De l’Intelligence; 5. Auflage, Paris 1888
  • A. Trendelenburg, Logische Untersuchungen; Leipzig 1862
  • F. Ueberweg, System der Logik; 3. Auflage, Bonn 1882
  • H. Vaihinger, Hartmann, Dühring und Lange; Iserlohn 1876
  • Th. Vambühler, Widerlegung der Kritik der reinen Vernunft; Leipzig 1890
  • J. Volkelt, Immanuel Kants Erkenntnistheorie usw.; Hamburg 1879
    • Erfahrung und Denken; Hamburg 1886
  • R. Wahle, Gehirn und Bewusstsein; Wien 1884
  • W. Windelband, Präludien; Freiburg i. Br. 1884
    • Die verschiedenen Phasen der Kantischen Lehre vom «Ding an sich»; Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Leipzig, 1. Jahrgang (1877), S.224 ff
  • J. H. Witte, Beiträge zum Verständnis Kants; Berlin 1874
    • Vorstudien zur Erkenntnis des unerfahrbaren Seins; Bonn 1876
  • H. Wolff, Über den Zusammenhang unserer Vorstellungen mit den Dingen außer uns; Leipzig 1874
  • J. Wolff, Das Bewusstsein und sein Objekt; Berlin 1889
  • W. Wundt, Logik, 1. Bd.: Erkenntnislehre; Stuttgart 1880

Für Fichte kommen in Betracht:

  • F. C. Biedermann, De Genetica philosophandi ratione et methodo, praesertim Fichtii, Schellingii, Hegelii, Dissertationis particula prima, syntheticam Fichtii methodum exhibens usw.; Lipsiae 1835
  • F. Frederichs, Der Freiheitsbegriff Kants und Fichtes; Berlin 1886
  • O. Gühlhof, Der transcendentale Idealismus; Halle 1888
  • P. P. Hensel, Über die Beziehung des reinen Ich bei Fichte zur Einheit der Apperception bei Kant; Freiburg i. Br. 1885
  • G. Schwabe, Fichtes und Schopenhauers Lehre vom Willen mit ihren Consequenzen für Weltbegreifung und Lebensführung; Jena 1887

Die zahlreichen zum Fichte-Jubiläum 1862 erschienenen Schriften finden natürlich hier keine Berücksichtigung. Höchstens die Rede Trendelenburgs (A. Trendelenburg, Zur Erinnerung an J. G. Fichte; Berlin 1862), welche wichtigere theoretische Gesichtspunkte enthält, möge erwähnt werden.

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