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Von den wiederholten Erdenleben und vom Karma. Von dem astralischen Leib des Menschen und von der geistigen Welt. Von ahrimanischen Wesenheiten

Die Anerkennung, dass im Seelenleben etwas waltet, was dem Bewusstsein der Seele so Außenwelt ist wie die im gewöhnlichen Sinne so genannte Außenwelt, wird der Seele besonders schwer.

Sie sträubt sich - unbewusst - dagegen, weil sie ihr Eigensein durch diesen Tatbestand gefährdet glaubt.

Sie wendet instinktiv den geistigen Blick von diesem Tatbestand ab. Dass die neuere Wissenschaft theoretisch die Sache als solche zugesteht, ist noch nicht ein Voll-Erleben dieser Tatsache mit allen Konsequenzen des inneren Erfassens derselben und des Sich-Durchdringens mit ihr. Kann das Bewusstsein dazu gelangen, diese Tatsache lebensvoll zu erfühlen, dann lernt es im Seelenwesen einen inneren Kern erkennen, welcher selbständig wesenhaft gegenüber allem ist, was im Bereich des bewussten Seelenlebens zwischen Geburt und Tod sich entwickeln kann. Es lernt das Bewusstsein in seinem Untergrunde ein Wesen kennen, als dessen Geschöpf es sich selber fühlen muss. Und als dessen Geschöpf es auch den Leib mit allen seinen Kräften und Eigenschaften fühlen muss, der der Träger dieses Bewusstseins ist. Die Seele lernt im Verfolg eines solchen Erlebens das Heranreifen einer in ihr befindlichen geistigen Wesenheit empfinden, welche sich den Einflüssen des bewussten Lebens entzieht.

Sie kommt dazu, zu fühlen, wie diese innere Wesenheit im Verlaufe des Lebens zwischen Geburt und Tod immer kraftvoller, aber auch selbständiger wird. Sie lernt erkennen, dass diese Wesenheit innerhalb dieses Lebens zwischen Geburt und Tod zu dem übrigen Erleben sich so stellt, wie der im Pflanzenwesen sich entwickelnde Keim zu der Gesamtheit der Pflanze, in welcher er sich entwickelt. Nur ist der Pflanzenkeim ein physisches Wesen, der Seelenkeim ein geistiges.

Der Verfolg eines solchen Erlebens führt dann zur Anerkennung des Gedankens von den wiederholten Erdenleben des Menschen. Die Seele kann in ihrem von ihr bis zu einem gewissen Grade unabhängigen Wesenskern den Keim zu einem neuen Menschenleben erfühlen, in das dieser Keim die Früchte des gegenwärtigen hinübertragen wird, wenn er in einer geistigen Welt nach dem Tode jene Lebensbedingungen in einer rein geistigen Weise erfahren haben wird, die ihm dann nicht zuteil werden können, wenn er von einem physischen Erdenleib zwischen Geburt und Tod umhüllt ist. Aus diesem Gedanken ergibt sich dann mit Notwendigkeit der andere, dass das gegenwärtige Sinnesleben zwischen Geburt und Tod das Ergebnis ist anderer langvergangner Erdenleben, in denen die Seele einen Keim entwickelt hat, der nach dem Tode in einer rein geistigen Welt weiter gelebt hat, bis er gereift war, ein neues Erdenleben durch eine neue Geburt anzutreten, wie der Pflanzenkeim zur neuen Pflanze wird, nachdem er, losgelöst von der alten Pflanze, in der er sich gebildet hat, eine Zeitlang unter anderen Lebensbedingungen gewesen ist.

Das übersinnliche Bewusstsein lernt durch die entsprechenden Seelenvorbereitungen in den Vorgang untertauchen, der darin besteht, dass sich in einem Menschenleben ein in gewisser Weise selbständiger Kern ausbildet, welcher die Früchte dieses Lebens in folgende Erdenleben hinüberführt.

Bilderhaft, wesenhaft, wie wenn es sich als Eigenwesen offenbaren wollte, taucht aus den Seelenfluten ein zweites Selbst auf, das dem Wesen, das man vorher als sein Selbst angesprochen hat, wie selbständig, übergeordnet erscheint. Es nimmt sich wie ein Inspirator dieses Selbstes aus. Der Mensch fließt als dieses letztere Selbst zusammen mit dem inspirierenden, übergeordneten.

Was das übersinnliche Bewusstsein so als Tatbestand durchschaut, in dem lebt das gewöhnliche Bewusstsein, ohne dass es davon weiß. Wieder bedarf es der Seelenstärkung, um sich aufrechtzuerhalten jetzt nicht nur gegenüber einer geistigen Außenwelt, mit der man verschmilzt, sondern sogar mit einer geistigen Wesenheit, die man in einem höheren Sinne selber ist, und die doch außerhalb dessen steht, was man in der Sinnenwelt notwendig als sein Selbst erfühlen muss. (Die Art, wie dieses zweite Selbst sich aus den Seelenfluten bilderhaft, wesenhaft erhebt, ist für die verschiedenen Menschenindividualitäten ganz verschieden. In meinen szenischen Seelengemälden «Die Pforte der Einweihung», «Die Prüfung der Seele», «Der Hüter der Schwelle» und «Der Seelen Erwachen» versuchte ich darzustellen, wie verschiedene Menschenindividualitäten sich zu dem Erleben dieses «anderen Selbstes» hindurcharbeiten.)

Wenn nun auch die Seele im gewöhnlichen Bewusstsein nichts weiß von der Inspiration durch ihr «anderes Selbst», so ist diese Inspiration aber doch in den Seelentiefen vorhanden. Nur ist diese Inspiration keine solche in Gedanken oder inneren Worten; sie wirkt durch Taten, durch Vorgänge, durch ein Geschehen. Dieses «andere Selbst» ist es, welches die Seele hinführt zu den Einzelheiten ihres Lebensschicksals, und welches in ihr die Fähigkeiten, Neigungen, Anlagen usw. hervorruft.

Dieses «andere Selbst» lebt in der Gesamtheit des Schicksals eines Menschenlebens. Es geht neben dem Selbst, das zwischen Geburt und Tod seine Bedingungen hat, einher und gestaltet das menschliche Leben mit allem, was Erfreuliches, Erhebendes, Schmerzvolles in dasselbe einschlägt. Das übersinnliche Bewusstsein lernt, indem es mit diesem «anderen Selbst» sich zusammenfindet, zu der Gesamtheit des Lebensschicksals so «Ich» zu sagen, wie der physische Mensch zu seinem Eigenwesen «Ich» sagt. Was man mit einem morgenländischen Worte «Karma» nennt: es wächst in der angedeuteten Art mit dem «anderen Selbst», mit dem «geistigen Ich-Wesen» zusammen. Der Lebenslauf eines Menschen erscheint inspiriert von seiner eigenen Dauerwesenheit, die von Leben zu Leben sich weiterführt; und die Inspiration erfolgt so, dass die Lebensschicksale eines folgenden Erdenseins als die Folge sich ergeben der vorangehenden Erdenleben So lernt der Mensch sich selbst erkennen als eine «andere Wesenheit», eine solche, welche er nicht im Sinnensein ist, und die sich in diesem Sinnensein nur durch ihre Wirkungen zum Ausdruck bringt. Wenn das Bewusstsein in diese Welt eintritt, so ist es in einem Gebiete, das dem elementarischen gegenüber als das Geistgebiet bezeichnet werden kann.

Solange man sich in diesem Gebiete erfühlt, findet man sich vollkommen außer dem Kreise stehend, in dem alle Erlebnisse und Erfahrungen der Sinneswelt sich abspielen. Man sieht aus einer anderen Welt auf diejenige zurück, welche man gewissermaßen verlassen hat. Man gelangt aber zu der Erkenntnis, dass man als Mensch den beiden Welten angehört. Man empfindet die Sinnenwelt wie eine Art Spiegelbild der Geisteswelt. Doch als ein Spiegelbild, in welchem die Vorgänge und Wesenheiten der Geisteswelt nicht bloß gespiegelt werden, sondern das, obgleich es Spiegelbild ist, ein selbständiges Leben in sich führt. Wie wenn ein Mensch sich in einem Spiegel sähe und, indem er sich sieht, das Spiegelbild selbständiges Leben gewänne.

Und man lernt geistige Wesenheiten kennen, welche dieses selbständige Leben des Spiegelbildes der Geisteswelt bewirken. Diese geistigen Wesenheiten empfindet man als solche, welche ihrem Ursprunge nach der Geisterwelt angehören, die aber den Schauplatz dieser Welt verlassen haben und in der Sinneswelt ihr Wirkensfeld entwickeln. So sieht man sich zweien Welten gegenüber, welche aufeinander wirken. Es soll die geistige Welt hier als die obere, die Sinneswelt als die untere Welt bezeichnet werden.

Man lernt in der unteren Welt die gekennzeichneten geistigen Wesenheiten dadurch kennen, dass man gewissermaßen seinen Gesichtspunkt selbst in die obere Welt verlegt hat. Eine Art dieser geistigen Wesenheiten stellt sich so dar, dass man in ihr den Grund findet, warum der Mensch die Sinneswelt als eine stoffliche, materielle erlebt. Man erkennt, dass alles Stoffliche in Wahrheit geistig ist, und dass die geistige Wirksamkeit jener Wesen das Geistige der Sinneswelt zum Stofflichen verfestigt, verhärtet. So unbeliebt gewisse Namen in der Gegenwart auch sind, man braucht sie für dasjenige, was man in der Geisteswelt als wirklich erschaut. Deshalb seien hier die Wesen, welche dieses Verstofflichen der Sinneswelt bewirken, die ahrimanischen Wesenheiten genannt. Nun zeigt sich in bezug auf diese ahrimanischen Wesenheiten auch, dass sie ihr ureigenes Gebiet im Reiche des Mineralischen haben. Im Mineralreiche herrschen diese Wesenheiten so, dass sie in diesem Reiche voll zur Offenbarung bringen, was sie ihrer Natur nach sind.

Im Pflanzenreiche und in den höheren Naturreichen vollbringen sie etwas anderes. Verständlich wird dieses andere erst, wenn man das Gebiet der elementarischen Welt in Betracht zieht. Auch diese elementarische Welt erscheint, von dem Geistgebiete aus gesehen, wie eine Spiegelung dieses Geistgebietes. Doch ist die Selbständigkeit des Spiegelbildes in der elementarischen Welt keine so große wie diejenige der physischen Sinneswelt. In der ersteren herrschen die geistigen Wesenheiten von der Art der ahrimanischen weniger als in der Sinneswelt. Doch entwickeln diese ahrimanischen Wesenheiten von der elementarischen Welt aus unter anderem diejenige Wirksamkeit, welche in Vernichtung und Tod des Daseins ihren Ausdruck findet. Man kann geradezu sagen, dass für die höheren Naturreiche die ahrimanischen Wesenheiten die Aufgabe haben, den Tod herbeizuführen. Insoferne der Tod zur notwendigen Ordnung des Daseins gehört, ist die Aufgabe der ahrimanischen Wesenheiten in dieser Ordnung begründet.

Man erfährt aber, wenn man die Wirksamkeit der ahrimanischen Wesenheiten vom Geistgebiet aus beobachtet, dass mit ihrem Wirken in der unteren Welt noch etwas anderes zusammenhängt. Indem sie in dieser Welt ihren Schauplatz haben, fühlen sie sich nicht an die Ordnung gebunden, die ihren Kräften zukäme, wenn sie in der oberen Welt wirkten, in welcher sie ihren Ursprung haben. Sie streben in der unteren Welt nach einer Selbständigkeit, weiche sie in der oberen niemals haben könnten. Dies äußert sich insbesondere in der Wirksamkeit der ahrimanischen Wesenheiten auf den Menschen, insoferne der Mensch das höchste Naturreich der Sinneswelt bildet. Sie streben das menschliche Seelenleben, soweit dieses an das Sinnessein des Menschen gebunden ist, zu verselbständigen, es loszureißen von der oberen Welt und es ganz ihrer eigenen Welt einzuverleiben. Der Mensch als denkende Seele hat seinen Ursprung in der oberen Welt. Die geistig schauend gewordene, denkende Seele tritt auch in diese obere Welt ein. Das in der Sinneswelt zur Entfaltung kommende und an diese gebundene Denken hat in sich dasjenige, was als Einfluss der ahrimanischen Wesenheiten zu bezeichnen ist. Diese Wesenheiten wollen gewissermaßen dem Sinnesdenken innerhalb der Sinneswelt eine Art dauernden Daseins geben. Indem ihre Kräfte den Tod bringen, wollen sie die denkende Seele dem Tode entreißen und nur das andere Wesenhafte am Menschen in die Vernichtung einströmen lassen. Die Menschendenkkraft aber soll, nach ihren Intentionen, im Sinnesbereich zurückbleiben und ein Sein annehmen, das der Natur des Ahrimanischen immer ähnlicher werden soll.

In der unteren Welt drückt sich das eben Geschilderte nur durch seine Wirkung aus. Der Mensch kann darnach streben, in seiner denkenden Seele sich mit den Kräften durchdringen zu lassen, welche die geistige Welt anerkennen, welche in derselben sich lebend und wesend wissen. Er kann aber auch sich mit seiner denkenden Seele von solchen Kräften abwenden, kann sein Denken nur dazu benützen, die Sinneswelt zu ergreifen. Die Verlockungen zu dem letzteren kommen von den ahrimanischen Kräften.

Von dem astralischen Leibe und von luziferischen Wesenheiten – Von dem Wesen des ätherischen Leibes

Eine andere Art von geistigen Wesenheiten, welche, von dem Geistgebiet aus, in der Sinneswelt (und auch in der elementarischen Welt) als auf ihrem angenommenen Schauplatze wirksam beobachtet werden, sind diejenigen, welche die fühlende Seele ganz von der Sinneswelt befreien wollen; sie also gewissermaßen vergeistigen wollen. Das Leben in der Sinneswelt gehört der Weltenordnung an.

Indem die menschliche Seele in der Sinneswelt lebt, macht sie in derselben eine Entwicklung durch, welche zu dem Bereiche ihrer Daseinsbedingungen gehört. Dass sie einverwoben ist in dieses Sinnesgebiet, ist ein Ergebnis der Wirksamkeit von Wesenheiten, welche man in der oberen Welt kennen lernt. Dieser Wirksamkeit entgegen arbeiten die Wesenheiten, welche die fühlende Seele von den Bedingungen der Sinneswirksamkeit losreißen wollen. Diese Wesenheiten seien hier die luziferischen Wesenheiten genannt.

So stehen die luziferischen Wesenheiten in der Sinneswelt, gewissermaßen alles erspähend, was in dieser seelisch (fühlend) ist, um dies aus dieser Sinneswelt herauszuziehen und einem eigenen Weltgebiet einzuverleiben, das ihrer Natur ähnlich ist. Von der oberen Welt aus gesehen, ist die Wirksamkeit dieser luziferischen Wesenheiten auch in der elementarischen Welt bemerkbar. Sie streben innerhalb derselben ein Kräftegebiet an, das von der Schwere der Sinneswelt, nach ihren Intentionen, nicht berührt werden soll, trotzdem es von den Wesen der oberen Welt dazu vorbestimmt ist, in diese Sinneswelt einverwoben zu werden. Wie die ahrimanischen Wesenheiten innerhalb ihres Kreises blieben, wenn sie nur die in der Weltenordnung begründete zeitweilige Vernichtung des Daseins herbeiführten, so überschritten die luziferischen Wesenheiten das Gebiet ihres eigenen Reiches nicht, wenn sie die fühlende Seele mit Kräften durchsetzten, in welchen diese immer wieder den Antrieb empfindet, sich über die Nötigungen in der Sinneswelt zu erheben und sich gegenüber diesen Nötigungen als selbständiges, freies Wesen zu erfühlen. Doch überschreiten die luziferischen Wesen ihr Gebiet, indem sie gegenüber der allgemeinen Ordnung der oberen Welt ein besonderes Reich des Geistes schaffen wollen, zu dem sie die seelischen Wesenheiten in der Sinneswelt umgestalten wollen.

Man kann sehen, wie die Wirkung der luziferischen Wesenheiten in der Sinneswelt nach zwei Seiten hindrängt. Auf der einen Seite ist es diesen Wesen zu verdanken, dass der Mensch sich über das bloße Erleben des sinnlich Wirklichen zu erheben vermag. Er zieht seine Freude, seine Erhebung nicht nur aus der Sinneswelt. Er kann sich erfreuen, erheben an dem, was bloß im Scheine lebt, was als schöner Schein über das Sinnliche hinausgeht. Von dieser Seite her hat die luziferische Wirksamkeit die bedeutsamsten Kulturblüten, vor allem die künstlerischen, mitbewirkt. Der Mensch kann auch im freien Denken leben, er braucht nicht bloß die Sinnesdinge zu beschreiben und in Gedanken porträtartig nachzubilden; er kann über die Sinneswelt hinaus schöpferisches Denken entfalten; er kann über die Dinge philosophieren.

Auf der anderen Seite wird die Überspannung der luziferischen Kräfte in den Seelen zum Quell vieler Schwärmereien und Verworrenheiten, welche in seelischen Tätigkeiten sich entfalten wollen, ohne sich an die Bedingungen der höheren Weltenordnung zu halten. Das Philosophieren ohne die Grundlagen gediegenen Einlebens in die Weltordnung, das eigensinnige Sich-Einspinnen in willkürliche Vorstellungen, das übertriebene Pochen auf die angenommene, liebgewordene persönliche Meinung: alles dieses sind die Schattenseiten der luziferischen Wirksamkeit.

Die Menschenseele gehört mit ihrem «anderen Selbst» der oberen Welt an. Sie ist aber auch zugehörig zu dem Sein in der unteren Welt. Das übersinnliche Bewusstsein erfühlt sich wissend, wenn es die entsprechende Vorbereitung durchgemacht hat, in der oberen Welt. Doch ändert sich für das übersinnliche Bewusstsein kein Tatbestand, sondern es wird zu dem, was für jede Menschenseele ein Tatbestand ist, eben nur das Wissen über diesen Tatbestand hinzugefügt.

Jede Menschenseele gehört der oberen Welt an und ist, wenn der Mensch in der Sinneswelt lebt, einem Sinnesleib zugeordnet, welcher den Vorgängen dieser Sinneswelt unterliegt; sie ist ferner einem feinen, ätherischen Leib zugeordnet, welcher innerhalb der Vorgänge der elementarischen Welt lebt. In dem Sinnesleib und in dem ätherischen Leib wirken die Kräfte der ahrimanischen und luziferischen Wesenheiten. Diese Kräfte sind geistiger, übersinnlicher Natur.

Insoferne die Menschenseele in der oberen (Geistes-) Welt lebt, ist sie eine - um diesen Ausdruck zu gebrauchen - astralische Wesenheit. Zu den mancherlei Gründen, welche diesen Ausdruck rechtfertigen, gehört auch der, dass die astralische Wesenheit des Menschen als solche nicht unterliegt den Bedingungen, welche innerhalb der Erde wirksam sind. Die Geisteswissenschaft erkennt, dass innerhalb der Astralwesenheit des Menschen nicht die Naturgesetze der Erde, sondern diejenigen Gesetze wirksam sind, welche für die Vorgänge der Sternenwelt in Betracht kommen. Deshalb kann die Namengebung gerechtfertigt erscheinen. Zu der Anerkennung des physisch-sinnlichen Leibes des Menschen und des ätherischen, feinen Leibes kommt so diejenige des dritten, des astralischen Leibes hinzu. Es muss aber durchaus das folgende berücksichtigt werden: In bezug auf seine ureigene Wesenheit wurzelt der astralische Menschenleib in der oberen Welt, in dem eigentlichen Geistgebiet. Innerhalb dieses Gebietes ist er eine Wesenheit, welche von der gleichen Art mit anderen Wesenheiten ist, welche den Schauplatz ihrer Wirksamkeit in dieser Geisteswelt haben. Insofern die elementarische und die Sinnes-Welt Spiegelungen der Geisteswelt sind, müssen auch der ätherische und der physisch-sinnliche Menschenleib als Spiegelungen der astralischen Wesenheit des Menschen angesehen werden. Es walten aber in diesem ätherischen und in dem physisch-sinnlichen Leibe Kräfte, die von den luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten herrühren. Da diese Wesenheiten geistigen Ursprungs sind, so ist es naturgemäß, dass man im Gebiete des sinnlich-physischen und des ätherischen Leibes selbst eine Art astralischer Wesenheit des Menschen findet. Einer Geistesanschauung, welche nur die Bilder des übersinnlichen Bewusstseins hinnimmt und ihre Bedeutung nicht richtig zu verstehen vermag, kann es leicht geschehen, dass der astralische Einschlag des physischen und des ätherischen Leibes als der eigentliche astralische Leib genommen wird. Doch ist dieser «astralische Leib» gerade das Glied in der menschlichen Wesenheit, welches in seiner Wirksamkeit sich gegen die Gesetzmäßigkeit richtet, die dem Menschen in der Weltordnung wahrhaft zukommt.

Verwechslungen und Verworrenheiten auf diesem Gebiete sind um so leichter möglich, als für das gewöhnliche menschliche Bewusstsein zunächst ein Wissen von der astralischen Wesenheit der Seele ganz unmöglich ist. Aber auch für die ersten Stufen des übersinnlichen Bewusstseins ist dieses Wissen noch nicht erreichbar. Dieses Bewusstsein wird erreicht, wenn sich der Mensch in seinem ätherischen Leibe erlebt. In demselben erschaut er aber die Spiegelbilder seines «anderen Selbstes» und der oberen Welt, der er angehört. Er erschaut so das ätherische Spiegelbild seines astralischen Leibes und erschaut es mit den in ihm enthaltenen luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten.

Es wird sich in den späteren Aphorismen dieser Schrift zeigen, dass auch das «Ich», welches der Mensch in seinem gewöhnlichen Leben als seine Wesenheit anspricht, nicht das «wahre Ich» ist, sondern die Spiegelung des «wahren Ich» in der physisch-sinnlichen Welt. Für die ätherische Anschauung kann so die ätherische Spiegelung des astralischen Leibes zu der Illusion des «wahren astralischen Leibes» werden.

Im weiteren Verfolg des Sich-Einlebens in die obere Welt kommt das übersinnliche Bewusstsein auch dazu, eine wahre Ansicht über die Natur der Spiegelung der oberen Welt in der unteren in bezug auf das Menschenwesen zu gewinnen. Da zeigt sich vor allem, dass der ätherische, feine Leib, wie ihn der Mensch in seinem gegenwärtigen Erdendasein an sich trägt, nicht in Wahrheit ein Spiegelbild ist von dem, was ihm in der oberen Welt entspricht. Er ist ein Spiegelbild, verändert durch die Wirksamkeit der luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten. Das geistige Urbild des ätherischen Leibes kann durch die Natur der Erdenwesenheit, in welcher die genannten Wesenheiten wirksam sind, sich gar nicht im irdischen Menschen vollkommen spiegeln. Verfolgt das übersinnliche Bewusstsein seinen Weg über die Erde hinaus zu einem Gebiete, auf dem eine vollkommene Spiegelung des Urbildes des ätherischen Leibes möglich ist, so sieht es sich über den gegenwärtigen Erdenzustand, ja auch noch über den diesem vorangegangenen Mondenzustand in eine ferne Vergangenheit zurückversetzt. Es kommt dazu, Einsicht zu gewinnen, wie die gegenwärtige Erde sich aus einem Mondenzustande, dieser aber aus einem Sonnenzustande heraus entwickelt hat. Warum der Name Sonnenzustand gerechtfertigt ist, darüber findet man in meiner «Geheimwissenschaft» das Nähere. Die Erde war also einmal in einem Sonnenzustand; sie hat sich aus diesem zu einem Mondenzustande hin entwickelt, und ist dann «Erde» geworden. Während des Sonnenzustandes war der ätherische Leib des Menschen eine reine Spiegelung der geistigen Vorgänge und Wesenheiten der Welt, in welchen er seinen Ursprung hat. Es ergibt sich für das übersinnliche Bewusstsein, dass diese Wesenheiten ganz aus lauterer Weisheit bestehen. So kann man sagen, dass während der Sonnenzeit der Erde in urferner Vergangenheit der Mensch in sich aufgenommen hat seinen ätherischen Leib als reine Spiegelung der kosmischen Weisheitswesen. Während der folgenden Monden- und Erdenzeit hat sich dann dieser ätherische Leib verändert und ist zu demjenigen geworden, was ergegenwärtig in der menschlichen Wesenheit ist.

Zusammenfassung des Vorangehenden

Der Mensch trägt in sich einen seelischen Wesenskern, welcher einer geistigen Welt angehört. Dieser seelische Wesenskern ist das menschliche Dauerwesen, welches in wiederholten Erdenleben sich so auslebt, dass es sich in einem Erdenleben innerhalb des gewöhnlichen Bewusstseins als eine diesem Bewusstsein gegenüber selbständige Wesenheit heranbildet, nach dem physischen Tode des Menschen in einer rein geistigen Welt erlebt, und nach entsprechender Zeit die Ergebnisse des vorangehenden Erdenlebens in einem neuen darlebt. Es wirkt dieses Dauerwesen so, dass es zum Inspirator des Schicksals des Menschen wird. Es inspiriert dieses Schicksal so, dass sich ein Erdenleben als die durch die Weltordnung begründete Folge der vorangehenden ergibt.

Der Mensch ist dieses Dauerwesen selbst; er lebt in ihm als in seinem «anderen Selbst». Insoferne er als Wesen dieses «andere Selbst» ist, lebt er in einem astralischen Leibe, wie er in einem physischen und ätherischen Leibe lebt Wie die Umgebung des physischen Leibes die physische, diejenige des ätherischen Leibes die elementarische Welt ist, so ist die Umgebung des astralischen Leibes das Geistgebiet.

Wesen, welche derselben Art und desselben Ursprungs sind wie das «andere Selbst» des Menschen, wirken in der physischen und elementarischen Welt als ahrimanische und luziferische Kräfte.

Durch die Art, wie diese wirken, wird das Verhältnis des astralischen Menschenleibes zu dem ätherischen und dem physischen verständlich.

Der Urquell des ätherischen Leibes ist in einem langvergangenen Zustand der Erde, ihrer sogenannten Sonnenzeit, zu suchen.

Schematisch kann man nach dem Vorangehenden den Menschen so betrachten:

  • I. Den physischen Leib in der physisch-sinnlichen Umwelt. Durch ihn erkennt sich der Mensch als selbständiges Eigenwesen (Ich).
  • II. Den feinen (ätherischen) Leib in der elementarischen Umwelt. Durch ihn erkennt sich der Mensch als Glied des Erdenlebensleibes und dadurch mittelbar als Glied dreier aufeinanderfolgender planetarischer Zustände.
  • III. Den astralischen Leib in einer rein geistigen Umwelt. Durch ihn ist der Mensch ein Glied einer geistigen Welt, von welcher die elementarische und die physische Welt Spiegelungen sind. In ihm liegt das «andere Selbst» des Menschen, welches sich in wiederholten Erdenleben zum Ausdrucke bringt.
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