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Von dem «Hüter der Schwelle» und einigen Eigenheiten des übersinnlichen Bewusstseins

Mit seinem Erleben in der Sinneswelt steht der Mensch außerhalb der geistigen Welt, in welcher im Sinne der vorangehenden Betrachtungen seine Wesenheit wurzelt. Welchen Anteil dieses Erleben an der menschlichen Wesenheit hat, ersieht man, wenn man bedenkt, dass das übersinnliche Bewusstsein, welches die übersinnlichen Welten betritt, einer Verstärkung eben der Seelenkräfte bedarf, die in der Sinneswelt erworben werden. Ist diese Verstärkung nicht vorhanden, so fühlt die Seele eine gewisse Scheu, in die übersinnliche Welt einzutreten. Sie will sich sogar vor diesem Eintritte dadurch retten, dass sie sich «Beweise» sucht für die Unmöglichkeit eines solchen Eintrittes.

Findet sich aber die Seele stark genug zum Eintritte, erkennt sie in sich die Kräfte, welche ihr gestatten, nach dem Eintritte ihre Wesenheit als selbständige zu behaupten und in dem Felde ihres Bewusstseins nicht nur Gedanken, sondern auch Wesenheiten zu erleben, wie sie es muss in der elementarischen und in der geistigen Welt: so erfühlt sie auch, dass sie diese Kräfte nur innerhalb des Lebens in der Sinneswelt hat sammeln können. Sie sieht die Notwendigkeit ein, in ihrem Weltenlaufe durch die Sinneswelt geführt zu werden.

Insbesondere ergibt sich diese Einsicht durch die Erlebnisse, welche das übersinnliche Bewusstsein mit dem Denken hat. Beim Eintritte in die elementarische Welt erfüllt sich das Bewusstsein mit Wesenheiten, die in Bildform wahrgenommen werden. Es kommt gar nicht in die Lage, innerhalb dieser Welt gegenüber deren Wesenheiten eine ähnliche innere Seelentätigkeit zu entwickeln, wie sie im Gedankenleben innerhalb der Sinneswelt entwickelt wird.

Dennoch wäre es unmöglich, sich innerhalb dieser elementarischen Welt als menschliches Wesen zurechtzufinden, wenn man sie nicht denkend beträte. Man würde ohne denkende Betrachtung wohl die Wesenheiten der elementarischen Welt schauen; man würde aber von keiner in Wahrheit wissen können, was sie ist. Man gliche einem Menschen, der eine Schrift vor sich hat, die er nicht lesen kann; ein solcher sieht mit seinen Augen genau dasselbe, was auch derjenige sieht, der die Schrift lesen kann; Bedeutung und Wesenheit hat sie aber doch nur für diesen.

Dennoch übt das übersinnliche Bewusstsein während seines Verweilens in der elementarischen Welt keineswegs eine solche denkerische Tätigkeit aus, wie sie in der Sinneswelt sich vollzieht. Es ist vielmehr so, dass ein denkendes Wesen – wie der Mensch – im richtigen Schauen der elementarischen Welt die Bedeutung ihrer Wesen und Kräfte mit-wahrnimmt, und dass ein nicht-denkendes Wesen die Bilder ohne deren Bedeutung und Wesenheit wahrnehmen würde.

Wird die geistige Welt betreten, so würden zum Beispiel die ahrimanischen Wesenheiten für etwas ganz anderes gehalten werden, als was sie sind, wenn sie nicht von der Seele als einer denkenden Wesenheit geschaut würden. Ebenso ist es mit den luziferischen und anderen Wesenheiten der geistigen Welt. Die ahrimanischen und luziferischen Wesenheiten werden von dem Menschen als das geschaut, was sie sind, wenn er sie von der geistigen Welt aus mit dem hellsichtigen Blicke betrachtet, der durch das Denken erkraftet ist.

Bewaffnete sich die Seele nicht mit der genügenden denkerischen Kraft, so würden die luziferischen Wesenheiten, wenn sie von der geistigen Welt aus geschaut würden, der hellsichtigen Bilderwelt sich bemächtigen und in der betrachtenden Seele die Illusion hervorrufen, dass sie tiefer und immer tiefer in die eigentlich gesuchte geistige Welt hineindringe, während sie in Wahrheit in die Welt immer tiefer versinkt, welche die luziferischen Kräfte als eine ihrer Wesenheit gleiche zubereiten wollen.

Die Seele würde sieh zwar immer selbständiger fühlen; aber sie würde sieh in eine Geisteswelt einleben, die nicht ihrer Wesenheit und ihrem Urquell entspricht. Sie liefe in eine ihr fremde geistige Umgebung ein.

– Die Sinneswelt verbirgt solche Wesenheiten, wie die luziferischen sind. Daher können diese innerhalb der Sinneswelt das Bewusstsein nicht beirren. Sie sind für dasselbe einfach nicht vorhanden. Und das Bewusstsein hat die Möglichkeit, sich unbeirrt von ihnen, genügend – denkerisch – zu erkraften. Es gehört zu den instinktiven Eigenheiten des gesunden Bewusstseins, dass es die geistige Welt nur in dem Maße betreten will, als es sich für das Durchschauen derselben in der Sinneswelt genügend erkraftet hat. Das Bewusstsein hängt an der Art, wie es sich in der Sinneswelt erleben kann. Es fühlt sich in seinem Elemente, wenn es mit den Gedanken, Gefühlen, Affekten usw. sich in sich erleben kann, die es der Sinneswelt verdankt. Wie stark das Bewusstsein an diesem Erleben hängt, das zeigt sich ganz besonders in dem Augenblicke, in welchem der Eintritt in die übersinnlichen Welten wirklich erfolgt. Wie man an lieben Erinnerungen in besonderen Augenblicken seines Lebens sich festklammert, so kommen beim Eintritt in die übersinnlichen Welten alle die Neigungen mit Notwendigkeit wie aus den Seelentiefen herauf, deren man nur überhaupt fähig ist. Man wird da gewahr, wie man im Grunde an dem Leben hängt, das den Menschen mit der Sinneswelt verbindet. Dieses Hängen zeigt sich da in seiner vollen Wahrheit, ohne alle Illusionen, die man sich sonst im Leben über diese Tatsache macht. Es kommt beim Eintritte in die übersinnliche Welt – gewissermaßen als eine erste übersinnliche Errungenschaft – ein Stück Selbsterkenntnis zustande, von der man vorher kaum eine Ahnung haben konnte. Und es zeigt sich, was man alles hinter sich lassen muss, wenn man wirklich wissend in die Welt eintreten will, in welcher man doch tatsächlich fortwährend darinnen ist. Was man als Mensch bewusst und unbewusst in der Sinneswelt aus sich gemacht hat, das tritt mit höchster Deutlichkeit vor den Seelenblick. – Es kann dieses Erleben oftmals die Folge haben, dass man alle weiteren Versuche des Eindringens in die übersinnlichen Welten fallen lässt. Denn es kommt hinzu, dass man Klarheit darüber gewinnt, wie man anders fühlen, empfinden lernen muss, wenn der Aufenthalt in der geistigen Welt erfolgreich sein soll. Man muss zu dem Entschluss kommen, eine ganze andere innere Seelenverfassung auszubilden, als man vorher gehabt hat, oder – anders gesagt: – man muss zu der vorher errungenen eine andere hinzugewinnen.

Und doch – was geschieht denn in einem solchen Augenblicke des Eintrittes in die übersinnliche Welt eigentlich? Man schaut das Wesen, das man immer gewesen ist; aber man schaut es jetzt nicht von der Sinneswelt aus, von der aus man es vorher stets angeschaut hat; man schaut es, ohne Illusion, in seiner Wahrheit von der geistigen Welt aus. Man schaut es so, dass man sich voll durchdrungen fühlt von den Erkenntniskräften, die es in seinem geistigen Wert zu bemessen imstande sind. Wenn man sich so betrachtet, so zeigt sich auch, warum man in die übersinnliche Welt nicht ohne Scheu bewusst eintreten will; es zeigt sich der Grad der Stärke, den man zu diesem Eintritte hat. Man sieht, wie man sich selbst als wissendes Wesen von ihr ferne hält. Und je genauer man sich so durchschaut, desto stärker treten auch die Neigungen auf, durch welche man in der Sinneswelt mit seinem Bewusstsein verbleiben will. Wie aus den Schlupfwinkeln der Seelentiefen lockt das erhöhte Wissen diese Neigungen herauf. Man muss sie erkennen; denn nur dadurch werden sie überwunden. Aber im Erkennen bezeugen sie noch ganz besonders ihre Kraft. Sie wollen die Seele überwältigen; diese fühlt sich von ihnen wie in unbestimmte Tiefen hinuntergezogen. Der Augenblick der Selbsterkenntnis ist ein ernster. Es wird in der Welt viel zuviel von der Selbsterkenntnis philosophiert und theoretisiert. Dadurch wird der Seelenblick eher von dem Ernste abgelenkt, der mit ihr verbunden ist, als zu ihm hingetrieben. Und trotz all dieses Ernstes: welche Befriedigung gewährt es, wenn man bedenkt, wie die Menschennatur so eingerichtet ist, dass sie von ihren Instinkten veranlasst wird, in die geistige Welt nicht einzutreten, bevor sie ihren Reifegrad als Selbsterlebnis in sich entwickeln kann. Welche Befriedigung, dass die zunächst bedeutsamste Begegnung mit einem Wesen der übersinnlichen Welt die ist mit der eigenen Wesenheit in ihrer Wahrheit, die man in der Menschheitsentwicklung weiterführen soll! Man kann sagen, in dem Menschen stecke ein Wesen, das sorgsame Wache hält an der Grenzscheide, die beim Eintritte in die übersinnliche Welt überschritten werden muss. Diese im Menschen steckende geistige Wesenheit, die man selbst ist, die man aber so wenig durch das gewöhnliche Bewusstsein erkennen kann, wie das Auge sieh selbst sehen kann, ist der «Hüter an der Schwelle» in die geistige Welt. Man lernt ihn erkennen in dem Augenblicke, in welchem man er selber nicht nur tatsächlich ist, sondern sich ihm, wie außer ihm stehend, wie ein anderer gegenüber stellt.

Wie andere Erlebnisse der übersinnlichen Welten machen auch den «Hüter der Schwelle» die verstärkten, in sich erkrafteten Seelenfähigkeiten schaubar. Denn abgesehen davon, dass die Begegnung mit dem «Hüter» für den hellsichtigen Geistesblick zum Wissen erhoben wird, ist diese Begegnung durchaus nicht ein Ereignis, das etwa nur für den geistschauend gewordenen Menschen einträte. Genau derselbe Tatbestand, in dem diese Begegnung besteht, tritt für jeden Menschen jedesmal beim Einschlafen ein, und es dauert das Sich-selbst-Gegenüberstehen, das ganz gleich dem Stehen vor dem «Hüter der Schwelle» ist, so lange als der Schlaf dauert. Im Schlafe erhebt sich die Seele zu ihrer übersinnlichen Wesenheit. Ihre Innenkräfte sind dann aber nicht stark genug, um ein Bewusstsein ihrer selbst hervorzurufen.

Für das Verständnis des übersinnlichen Erlebens, besonders in seinen zarten Anfängen, ist auch von besonderer Wichtigkeit, das seelische Augenmerk darauf zu lenken, dass die Seele bereits begonnen haben kann, Übersinnliches zu erleben, ohne dass sie ein nennenswertes Wissen davon sich zu bilden vermag. Es tritt die Hellsichtigkeit zuerst in sehr zarter Art auf. So, dass man oft in der Erwartung, fast Greifbares zu schauen, der hinhuschenden heilseherischen Eindrücke nicht achtet. Sie durchaus nicht als solche anerkennen will. Sie treten dann so auf, dass sie ihr Vergessen-Werden schon vorbereiten, indem sie auftreten; sie kommen dann so schwach in das Bewusstseinsfeld herein, dass sie wie leichte Seelenwölkchen ganz unbeachtet bleiben. Weil dieses so ist, und weil man zumeist von der Geistes-Anschauung ganz anderes erwartet, als was sie zunächst ist, deshalb wird sie von vielen ernsten Suchern nach der geistigen Welt nicht gefunden. – Auch in dieser Beziehung ist die Begegnung mit dem «Hüter der Schwelle» wichtig. Wenn man die Seele gerade nach der Richtung der Selbsterkenntnis hin erkraftet hat, dann mag diese Begegnung selbst nur wie ein erstes zartes Vorüberhuschen einer geistigen Schau sein; man wird sie doch nicht so leicht dem Vergessen überliefern wie andere übersinnliche Eindrücke, weil man an der eigenen Wesenheit stärker als an anderem interessiert ist. – Es besteht aber durchaus keine Notwendigkeit, dass die Begegnung mit dem «Hüter» zu den ersten übersinnlichen Erlebnissen gehört. Die Erkraftung der Seele kann nach verschiedenen Richtungen hin erfolgen. Die ersten Richtungen, welche die Seele nimmt, können ihr auch vor dieser Begegnung andere Wesenheiten oder Vorgänge in den geistigen Blickekreis führen. Doch aber wird verhältnismäßig bald nach dem Eintritt in die übersinnliche Welt diese Begegnung stattfinden.

Von dem Ich-Gefühl und von der Liebefähigkeit der menschlichen Seele und deren Verhältnissen zur elementarischen Welt

Wenn die Menschenseele bewusst in die elementarische Welt eintritt, so sieht sie sich genötigt, manche Vorstellungen, welche sie innerhalb der Sinneswelt gewonnen hat, zu verändern.

Verstärkt die Seele ihre Kräfte entsprechend, so wird sie zu dieser Veränderung auch fähig. Nur wenn sie zurückscheut, diese Verstärkung sich zu erwerben, so kann sie von dem Gefühle befallen werden, beim Eintritte in die elementarische Welt den festen Boden zu verlieren, auf welchem sie ihr inneres Leben aufbauen muss. Die Vorstellungen, welche in der physisch-sinnlichen Welt gewonnen werden, bieten nur so lange ein Hindernis für den Eintritt in die elementarische Welt, als man sie genau so festhalten will, wie man sie in der Sinneswelt gewonnen hat. Es gibt aber keinen anderen Grund für ein solches Festhalten als die Gewöhnung der Seele. Es ist auch ganz naturgemäß, dass sich das Bewusstsein, das zunächst nur mit der Sinneswelt zusammenlebt, gewöhnt die Gestalt seiner Vorstellungen für die einzig mögliche zu halten, welche sich an dieser Sinneswelt herausbildet. Und es ist sogar noch mehr als naturgemäß; es ist notwendig. Das Seelenleben würde niemals zu seiner inneren Geschlossenheit, zu seiner notwendigen Festigkeit kommen, wenn es nicht in der Sinneswelt ein Bewusstsein entwickelte, das in einer gewissen Beziehung in starren, ihm strenge aufgenötigten Vorstellungen lebte. Durch alles, was das Zusammenleben mit der Sinneswelt der Seele geben kann, ist diese dann in der Lage, in die elementarische Welt so einzutreten, dass sie in dieser ihre Selbständigkeit, ihre in sich geschlossene Wesenheit nicht verliert. Die Verstärkung, die Erkraftung des Seelenlebens muss erworben werden, damit diese Selbständigkeit beim Eintritte in die elementarische Welt nicht nur als unbewusste Seeleneigenschaft vorhanden ist, sondern auch im Bewusstsein klar festgehalten werden kann. Ist die Seele zu schwach für das bewusste Erleben der elementarischen Welt, so entschwindet ihr beim Eintritte die Selbständigkeit, wie ein Gedanke entschwindet, der zu schwach der Seele eingeprägt ist, um in deutlicher Erinnerung fortzuleben. In Wahrheit kann dann die Seele überhaupt nicht in die übersinnliche Welt mit ihrem Bewusstsein eintreten. Sie wird von jener Wesenheit, die in ihr lebt, und welche als der «Hüter der Schwelle» bezeichnet werden kann, immer wieder in die Sinneswelt zurückgeworfen, wenn sie den Versuch macht, in die übersinnliche Welt zu kommen. Und hat sie dabei doch an dieser Welt gleichsam genascht, so dass sie nach dem Zurücksinken in die Sinneswelt etwas von der übersinnlichen Welt im Bewusstsein zurückbehält, so wird durch eine solche Beute aus einem anderen Bereich oftmals Verworrenheit des Vorstellungslebens bewirkt.

Es ist ganz unmöglich, in eine solche Verworrenheit zu verfallen, wenn ganz besonders die gesunde Urteilskraft, wie sie in der Sinneswelt erworben werden kann, in entsprechender Art gepflegt wird.

Durch solches Erkraften der Urteilsfähigkeit wird das richtige Verhältnis der Seele zu den Vorgängen und Wesenheiten der übersinnlichen Welten entwickelt. Um in diesen Welten bewusst zu leben, ist nämlich ein Trieb der Seele notwendig, welcher in der Sinneswelt nicht in der Stärke zur Entfaltung kommen kann, in welcher er in den übersinnlichen Welten auftritt. Es ist der Trieb der Hingabe an dasjenige, was man erlebt. Man muss in dem Erlebnis untertauchen, man muss eins mit ihm werden können; man muss dies bis zu einem solchen Grade können, dass man sich außerhalb seiner eigenen Wesenheit erschaut und in der anderen Wesenheit drinnen fühlt. Es findet eine Verwandlung der eigenen Wesenheit in die andere statt, mit welcher man das Erlebnis hat. Wenn man diese Verwandlungsfähigkeit nicht hat, so kann man in den übersinnlichen Welten nichts Wahrhaftiges erleben. Denn alles Erleben beruht darauf, dass man sich zum Bewusstsein bringt: jetzt bist du in «dieser bestimmten Art» verwandelt, also bist du lebensvoll mit einem Wesen zusammen, das durch seine Natur die deinige in «dieser» Weise umwandelt. Dieses Sich-Umwandeln, dieses Einfühlen in andere Wesenheiten ist das Leben in den übersinnlichen Welten. Durch dieses Einleben lernt man die Wesenheiten und Vorgänge dieser Welten kennen. Man bemerkt auf diese Art, wie man mit der einen Wesenheit in dieser oder jener Art verwandt ist, wie man einer anderen durch seine eigene Natur ferner steht. Abstufungen von Seelenerlebnissen treten auf, die man - besonders für die elementarische Welt - als Sympathien und Antipathien bezeichnen muss. Man erfühlt sich zum Beispiel durch das Zusammentreffen mit einer Wesenheit oder einem Vorgange der elementarischen Welt so, dass in der Seele ein Erlebnis auftaucht, das man als Sympathie bezeichnen kann. In diesem Sympathie-Erlebnis erkennt man die Natur des elementarischen Wesens oder Vorgangs. Nur soll man sich nicht vorstellen, dass die Erlebnisse der Sympathie und Antipathie bloß in bezug auf ihre Stärke, ihren Grad in Betracht kommen. Bei den Sympathie- und Antipathie-Erlebnissen in der physisch-sinnlichen Welt ist es ja in einem gewissen Sinne so, dass man nur von einer stärkeren oder schwächeren Sympathie beziehungsweise Antipathie spricht.. In der elementarischen Welt sind die Sympathien und Antipathien nicht nur durch ihre Stärke zu unterscheiden, sondern so, wie zum Beispiel in der sinnlichen Welt die Farben voneinander zu unterscheiden sind. Wie man eine vielfarbige Sinneswelt hat, so kann man eine vielartig-sympathische oder -antipathische elementarische Welt erleben. Auch dies kommt dabei noch in Betracht, dass «antipathisch» für das Reich des Elementarischen nicht den Beigeschmack hat, dass man sich von ihm innerlich abwendet; man muss da mit antipathisch einfach eine Eigenschaft des elementarischen Wesens oder Vorgangs bezeichnen, die zu einer sympathischen Eigenschaft eines anderen Vorganges oder Wesens sich ähnlich verhält, wie etwa in der Sinneswelt die blaue zu der roten Farbe.

Man könnte von einem «Sinne» sprechen, den der Mensch für die elementarische Welt in seinem ätherischen Leibe zu erwecken vermag. Dieser Sinn ist fähig, Sympathien und Antipathien in der elementarischen Welt wahrzunehmen, wie in der Sinneswelt das Auge Farben, das Ohr Töne wahrnimmt.

Und wie in der Sinneswelt der eine Gegenstand rot, der andere blau ist, so sind die Wesenheiten der elementarischen Welt so, dass die eine diese Art von Sympathie, die andere jene Art von Antipathie in die Geistesschau hereinstrahlt.

Dieses Erleben der elementarischen Welt durch Sympathien und Antipathien ist wieder nicht etwas, was nur für die übersinnlich erwachte Seele entsteht; es ist für jede Menschenseele immer vorhanden; es gehört zum Wesen der Menschenseele. Für das gewöhnliche Seelenleben ist nur das Wissen von dieser Wesenheit des Menschen nicht ausgebildet. Der Mensch trägt in sich seinen ätherischen Leib; und durch diesen hängt er hundertfaltig mit Wesenheiten und Vorgängen der elementarischen Welt zusammen. In dem einen Augenblick seines Lebens ist er in einer gewissen Art mit Sympathien und Antipathien in die elementarische Welt hineinverwoben; in einem anderen Augenblicke in einer anderen Art.

Nun kann aber die Seele nicht fortwährend als ätherische Wesenheit so leben, dass in ihr die Sympathien und Antipathien in deutlich ausgesprochener Art wirksam sind. Wie im Sinnessein der Wachzustand mit dem Schlafzustand abwechseln muss, so muss in der elementarischen Welt dem Erleben der Sympathien und Antipathien ein anderer Zustand entgegenstehen. Die Seele kann sich allen Sympathien und Antipathien entziehen und in sich selbst nur sich erleben, nur ihr eigenes Sein beachten, erfühlen. Ja, dieses Erfühlen kann eine solche Stärke erreichen, dass man von einem «Wollen» der eigenen Wesenheit sprechen kann. Es handelt sich da um einen Zustand des Seelenlebens, den man deshalb nicht leicht schildern kann, weil er in seiner reinen, ureigenen Natur von solcher Art ist, dass ihm in der Sinneswelt nichts anderes ähnlich ist als das starke, reine Ich- oder Selbstgefühl der Seele. Für die elementarische Welt kann man den Zustand so schildern, dass man sagt, die Seele fühle gegenüber der notwendigen Hingabe an die Sympathie- und Antipathie-Erlebnisse den Trieb, sich zu sagen: ich will auch ganz nur für mich; nur in mir sein. Und durch eine Art Willensentfaltung entreißt sich die Seele dem Zustande der Hingabe an die elementarischen Sympathie- und Antipathie-Erlebnisse. Für die elementarische Welt ist dieses In-sich-Leben gewissermaßen der Schlafzustand; während die Hingabe an die Vorgänge und Wesenheiten der Wachzustand ist.

Wenn die Menschenseele in der elementarischen Welt wach ist und den Willen zu dem Sich-Erleben entwickelt, also das Bedürfnis nach dem «elementarischen Schlaf» empfindet, so kann ihr dieser werden, indem sie in den Wachzustand des Sinnenerlebens mit vollentwickeltem Selbstgefühl zurücktritt. Denn dieses vom Selbstgefühl durchtränkte Erleben in der Sinneswelt ist eben der elementarische Schlaf. Er besteht in dem Losreißen der Seele von den elementarischen Erlebnissen. Es ist wörtlich richtig, dass für das übersinnliche Bewusstsein das Leben der Seele in der Sinneswelt ein geistiges Schlafen ist.

Wenn in der richtig entwickelten menschlichen Geistes-Schau das Erwachen in der übersinnlichen Welt eintritt, so bleibt die Erinnerung an die Erlebnisse der Seele in der Sinneswelt vorhanden. Diese Erinnerung muss vorhanden bleiben, sonst wären in dem hellsichtigen Bewusstsein wohl die anderen Wesenheiten und Vorgänge vorhanden, nicht aber die eigene Wesenheit. Man hätte dann kein Wissen von sich; man lebte nicht selbst geistig; es lebten in der Seele die anderen Wesenheiten und Vorgänge. Man wird, dies bedenkend, begreiflich finden, dass die richtig entwickelte Hellsichtigkeit einen großen Wert legen muss auf die Ausbildung des starken «Ich-Gefühls». Man entwickelt in diesem Ich-Gefühl mit der Hellsichtigkeit durchaus nicht etwas, was erst durch die Hellsichtigkeit in die Seele kommt; man lernt eben nur dasjenige erkennen, was in den Seelentiefen immer vorhanden ist, aber für das gewöhnliche, in der Sinneswelt verlaufende Seelenleben unbewusst bleibt.

Das starke «Ich-Gefühl» ist nicht durch den ätherischen Leib als solchen vorhanden, sondern durch die Seele, welche sich in dem physisch-sinnlichen Leib erlebt. Bringt es die Seele nicht von ihrem Erleben in der Sinneswelt in den hellsichtigen Zustand hinein mit, so wird sich ihr zeigen, dass sie für das Erleben in der elementarischen Welt nicht zureichend gerüstet ist.

Es ist dem menschlichen Bewusstsein innerhalb der Sinneswelt wesentlich, dass das Selbstgefühl der Seele (ihr Ich-Erleben), trotzdem es vorhanden sein muss, abgedämpft ist. Dadurch hat die Seele die Möglichkeit, innerhalb der Sinneswelt die Schulung für die edelste sittliche Kraft, für das Mitgefühl zu erleben. Ragte das starke Ich-Gefühl in die bewussten Erlebnisse der Seele innerhalb der Sinneswelt hinein, so könnten sich die sittlichen Triebe und Vorstellungen nicht in der richtigen Weise entwickeln. Sie könnten nicht die Frucht der Liebe hervorbringen. Die Hingabe, dieser naturgemäße Trieb der elementarischen Welt, ist nicht dem gleich zu achten, was man im menschlichen Erleben als Liebe bezeichnet. Die elementarische Hingabe beruht auf einem Sich-Erleben in dem anderen Wesen oder Vorgang; die Liebe ist ein Erleben des andern in der eigenen Seele. Um dies Erleben zur Entfaltung zu bringen, muss in der Seele über das in ihren Tiefen vorhandene Selbstgefühl (Ich-Erlebnis) gewissermaßen ein Schleier gezogen sein; und in der Seele, welche in bezug auf ihre eigenen Kräfte abgedämpft ist, ersteht dadurch das In-sich-Fühlen der Leiden und Freuden des anderen Wesens; es erkeimt die Liebe, aus der echte Sittlichkeit im Menschenleben erwächst. Die Liebe ist für den Menschen die bedeutsamste Frucht des Erlebens in der Sinneswelt. Durchdringt man das Wesen der Liebe, des Mitgefühls, so findet man in diesen die Art, wie das Geistige in der Sinneswelt sich in seiner Wahrheit auslebt. Es ist hier gesagt worden, dass es zum Wesen des Übersinnlichen gehört, sich in ein anderes zu verwandeln. Wenn das Geistige im sinnlich-physisch lebenden Menschen sich so verwandelt, dass es das Ich-Gefühl abdämpft und als Liebe auflebt, so bleibt dieses Geistige seinen eigenen elementarischen Gesetzen treu. Man kann sagen, dass mit dem übersinnlichen Bewusstsein die Menschenseele in der geistigen Welt aufwacht; man muss aber ebenso sagen, dass in der Liebe das Geistige innerhalb der Sinneswelt aufwacht. Wo Liebe, wo Mitgefühl sich regen im Leben, vernimmt man den Zauberhauch des die Sinneswelt durchdringenden Geistes. - Deshalb kann niemals die richtig entwickelte Hellsichtigkeit das Mitgefühl, die Liebe abstumpfen. Je richtiger die Seele sich in die geistigen Welten einlebt, desto mehr empfindet sie die Lieblosigkeit, den Mangel an Mitgefühl als eine Verleugnung des Geistes selbst.

Die Erfahrungen des schauend werdenden Bewusstseins zeigen in bezug auf das Vorgesagte ganz besondere Eigentümlichkeiten. Während das Ich-Gefühl - das aber für das Erleben in den übersinnlichen Welten notwendig ist - leicht sich abdämpft, oft sich wie ein schwacher, verlöschender Erinnerungsgedanke verhält, werden Gefühle des Hasses, der Lieblosigkeit, werden unsittliche Triebe zu starken Seelenerlebnissen gerade nach dem Eintritte in die übersinnliche Welt; sie stellen sich vor die Seele wie lebendig gewordene Vorwürfe hin, werden grässlich wirkende Bilder. Um dann von diesen Bildern nicht gequält zu sein, greift das übersinnliche Bewusstsein oft zu dem Auskunftsmittel, sich nach geistigen Kräften umzusehen, welche die Eindrücke dieser Bilder abschwächen. Damit aber durchdringt sich die Seele mit diesen Kräften, welche verderblich wirken auf die erworbene Hellsichtigkeit. Sie treiben diese von den guten Gebieten der geistigen Welt ab und lenken sie zu den schlechten hin.

Auf der anderen Seite sind die wahrhaftige Liebe, das rechte Wohlwollen der Seele auch solche Seelen-Erlebnisse, welche die Kräfte des Bewusstseins in dem Sinne verstärken, wie es für den Eintritt in die Hellsichtigkeit notwendig ist. Wenn davon gesprochen wird, dass die Seele eine Vorbereitung braucht, bevor sie in der übersinnlichen Welt Erfahrungen machen kann, so darf hinzugefügt werden, dass zu den mannigfaltigen Vorbereitungsmitteln auch die wahre Liebefähigkeit, die Neigung für echtes menschliches Wohlwollen und Mitgefühl gehören.

Ein übermäßig entwickeltes Ich-Gefühl in der Sinneswelt wirkt der Sittlichkeit entgegen. Ein Ich-Gefühl, welches zu schwach entwickelt ist, bewirkt, dass die Seele, die tatsächlich von den Stürmen der elementarischen Sympathien und Antipathien umkraftet ist, der inneren Sicherheit und Geschlossenheit entbehrt. Diese können nur vorhanden sein, wenn in den ätherischen Leib, der dem gewöhnlichen Leben unbewusst bleibt, ein genügend starkes Ich-Gefühl von dem sinnlich-physischen Erleben aus hineinwirkt.

Zur Entwicklung einer echt sittlichen Seelenstimmung ist aber notwendig, dass dieses Ich-Gefühl, obwohl es vorhanden sein muss, doch abgedämpft wird durch die Neigungen zu Mitgefühl und Liebe.

Von der Grenze zwischen der Sinnenwelt und den übersinnlichen Welten

Für die Erkenntnis des Verhältnisses der verschiedenen Welten kommt in Betracht, dass eine Kraft, die in einer Welt eine dem Sinne der Weltenordnung gemäße Wirkung entfalten muss, sich dann gegen diese Weltenordnung richten kann, wenn sie in einer anderen Welt zur Entfaltung kommt. So ist es für die Wesenheit des Menschen notwendig, dass in seinem ätherischen Leibe die zwei Gegenkräfte vorhanden sind: die Verwandlungsfähigkeit in andere Wesenheiten und das starke Ich- oder Selbstgefühl.

Beide Kräfte der menschlichen Seele können nicht ohne Abdämpfung von der Seele im Sinnessein zur Entfaltung gebracht werden. In der elementarischen Welt sind sie so vorhanden, dass sie durch ihren gegenseitigen Ausgleich die menschliche Wesenheit möglich machen, wie Schlaf und Wachen in der Sinneswelt das menschliche Leben möglich machen. Es könnte das Verhältnis zweier solcher Gegenkräfte nie so sein, dass die eine die andere auslöscht, sondern es muss so sein, dass beide zur Entwicklung kommen und ausgleichend aufeinander wirken.- Nun können Ich-Gefühl und Verwandlungsfähigkeit nur in der elementarischen Welt aufeinander in der angedeuteten Art wirken; in die Sinneswelt hinein kann nur das im Sinne der Weltenordnung wirken, was aus beiden Kräften in ihrem gegenseitigen Verhältnis und Zusammenwirken sich ergibt. Wenn der Grad von Verwandlungsfähigkeit, welchen ein Mensch in seinem ätherischen Leibe haben muss, in das Sinnessein hineinwirkte, so würde der Mensch seelisch sich als etwas fühlen, was er in Gemäßheit seines physischen Leibes nicht ist. Der physische Leib gibt dem Menschen in der Sinneswelt eine feste Prägung, durch die er als ein bestimmtes persönliches Wesen in diese Welt hineingestellt ist. So ist er mit seinem ätherischen Leibe nicht in die elementarische Welt hineingestellt. In dieser muss er, um in vollem Sinne Mensch sein zu können, die manigfaltigsten Formen annehmen können. Wäre ihm dieses unmöglich, so wäre er in der elementarischen Welt zur völligen Einsamkeit verdammt; er könnte von nichts als nur von sich selber etwas wissen; er fühlte sich mit keinem Wesen und keinem Vorgange verwandt. Dies aber wäre für diese Welt gleichbedeutend damit, dass die entsprechenden Wesen und Vorgänge für einen solchen Menschen nicht vorhanden wären.

Brächte aber die Menschenseele in der Sinneswelt die ihr für die elementarische Welt notwendige Verwandlungsfähigkeit zur Entwicklung, so ginge ihr die persönliche Wesenheit verloren. Eine solche Seele lebte im Widerspruch mit sich selbst. Es muss für die physische Welt die Verwandlungsfähigkeit eine in den Seelentiefen ruhende Kraft sein; eine Kraft, welche der Seele ihre Grundstimmung gibt, die aber nicht in der Sinneswelt zur Entfaltung kommt.

Das übersinnliche Bewusstsein muss sich in die Verwandlungsfähigkeit hineinleben; es könnte, wenn es dazu nicht imstande wäre, keine Beobachtungen in der elementarischen Welt machen. So eignet sich das übersinnliche Bewusstsein eine Fähigkeit an, die es nur zur Anwendung bringen soll, solange es in der elementarischen Welt sich weiß; die es aber unterdrücken muss, sobald es wieder in die Sinneswelt zurückkehrt. Es muss das übersinnliche Bewusstsein stets die Grenze der beiden Welten beachten; es muss mit Fähigkeiten, welche einer übersinnlichen Welt angemessen sind, sich nicht in der Sinneswelt betätigen. ließe die Seele, wenn sie in der Sinneswelt sich weiß, die Verwandlungsfähigkeit ihres ätherischen Leibes fortwirken, so würde sich das gewöhnliche Bewusstsein erfüllen mit Vorstellungen, welche in der Sinneswelt keiner Wesenheit entsprechen. Die Seele käme in die Verworrenheit des Vorstellungslebens hinein. Die Beachtung der Grenze zwischen den Welten ist eine notwendige Voraussetzung für die richtige Wirkung des übersinnlichen Bewusstseins.

Wer das übersinnliche Bewusstsein erreichen will, muss darauf bedacht sein, dass sich durch das Wissen von übersinnlichen Welten nichts Störendes in sein gewöhnliches Bewusstsein einschleiche.

Lernt man den «Hüter der Schwelle» kennen, so weiß man dadurch, wie es mit der Seele in der Sinneswelt steht, wie stark sie ist, um aus dem sinnlich-physischen Bewusstsein dasjenige zu verbannen, was in ihm nicht wirksam sein darf von Kräften und Fähigkeiten der übersinnlichen Welten.

Tritt man ohne die durch den «Hüter der Schwelle» vermittelte Selbsterkenntnis in die übersinnliche Welt ein, so kann man von den Erlebnissen dieser Welt überwältigt werden. Diese Erlebnisse können sich als illusionäre Bilder in das physisch-sinnliche Bewusstsein hereindrängen. Sie nehmen dann den Charakter von Sinneswahrnehmungen an; und die notwendige Folge davon ist, dass die Seele sie für Wirklichkeit hält, was sie nicht sind. Die richtig entwickelte Hellsichtigkeit wird niemals die Bilder der elementarischen Welt in dem Sinne für Wirklichkeit halten, wie das physisch-sinnliche Bewusstsein die Erlebnisse der Sinneswelt für Wirklichkeit halten muss. Die Bilder der elementarischen Welt werden durch die Verwandlungsfähigkeit der Seele erst mit der Wirklichkeit, der sie entsprechen, in den richtigen Zusammenhang gebracht.

Auch die zweite, dem ätherischen Leib notwendige Kraft - das starke Ichgefühl - darf nicht in das Leben der Seele innerhalb der Sinneswelt so hereinragen, wie sie der elementarischen Welt angemessen ist. Wenn sie es doch tut, so wird sie in der Sinneswelt zum Quell der unsittlichen Neigungen, insoferne diese mit dem Egoismus zusammenhängen.

Die Geisteswissenschaft findet an diesem Punkte ihrer Weltbetrachtung den Ursprung des «Bösen» im menschlichen Handeln. Es hieße die Weltordnung verkennen, wenn man sich dem Glauben hingäbe, dass diese Weltordnung auch ohne die Kräfte bestehen könne, welche den Quell des Bösen bilden. Wären diese Kräfte nicht vorhanden, so könnte die ätherische Wesenheit des Menschen in der elementarischen Welt nicht zur Entwicklung kommen. Diese Kräfte sind durchaus gute Kräfte, wenn sie nur in der elementarischen Welt zur Wirksamkeit kommen; sie bringen das Böse dadurch zustande, dass sie nicht in den Seelentiefen in Ruhe verbleiben und dort das Verhältnis des Menschen zur elementarischen Welt regeln, sondern dass sie in das Erleben der Seele innerhalb der Sinneswelt versetzt werden und sich dadurch in Triebe des Egoismus verwandeln. Sie wirken dann der Liebefähigkeit entgegen und werden eben dadurch die Ursprünge des unsittlichen Handelns.

Geht das starke Ich-Gefühl von dem ätherischen Leib in den physischen über, so bewirkt dies nicht nur eine Verstärkung des Egoismus, sondern auch eine Schwächung des ätherischen Leibes. Das übersinnliche Bewusstsein muss die Entdeckung machen, dass beim Eintritte in die übersinnliche Welt das notwendige Ich-Gefühl um so schwächer ist, je stärker der Egoismus im Erleben innerhalb der Sinneswelt ist. Der Egoismus macht den Menschen in seinen Seelentiefen nicht stark, sondern schwach. -

Und wenn der Mensch durch die Pforte des Todes schreitet, so tritt die Wirkung des Egoismus, welcher in dem Leben zwischen Geburt und Tod entwickelt worden ist, so ein, dass dieser die Seele schwach für die Erlebnisse der übersinnlichen Welt macht.

Von Wesen der Geistwelten

Tritt die Seele mit übersinnlichem Bewusstsein in die übersinnliche Welt ein, so lernt sie sich in dieser in einer Art kennen, von welcher sie in der Sinneswelt keine Vorstellung haben kann. Sie findet, dass sie durch ihre Verwandlungsfähigkeit Wesen erkennen lernt, die mit ihr einen größeren oder geringeren Grad von Verwandtschaft haben; sie wird aber auch gewahr, dass sie in der übersinnlichen Welt Wesen antrifft, mit welchen sie nicht nur verwandt ist, sondern mit denen sie sich auch vergleichen muss, um sich kennenzulernen. Und sie macht weiter die Beobachtung, dass diese Wesen in den übersinnlichen Welten das geworden sind, was sie selbst durch ihre Erlebnisse und Erfahrungen in der Sinneswelt geworden ist. In der elementarischen Welt treten der Menschenseele Wesen entgegen, welche innerhalb dieser Welt Kräfte und Fähigkeiten entwickelt haben, die der Mensch selbst nur dadurch entfalten kann, dass er außer seinem ätherischen Leibe und den anderen übersinnlichen Gliedern seiner Wesenheit noch den physischen Leib an sich trägt. Die Wesen, auf welche hier hingedeutet wird, haben keinen solchen physisch-sinnlichen Leib. Sie haben sich so entwickelt, dass sie durch ihren ätherischen Leib eine Seelenwesenheit haben, welche der Mensch durch den physischen Leib hat. Trotzdem sie bis zu einem gewissen Grade mit dem Menschen gleichartige Wesenheiten sind, unterscheiden sie sich von ihm dadurch, dass sie den Bedingungen der Sinneswelt nicht unterworfen sind. Sie haben keine Sinne von der Art, wie der Mensch sie hat. Ihr Wissen gleicht dem menschlichen Wissen; aber sie haben es nicht durch Sinne erworben, sondern durch eine Art Aufsteigen ihrer. Vorstellungen und ihrer anderen Seelenerlebnisse aus den Tiefen ihrer Wesenheit. Es ist ihr Innenleben gleichsam in sie gelegt; und sie holen es aus ihren Seelentiefen herauf, wie der Mensch seine Erinnerungsvorstellungen aus seinen Seelentiefen heraufholt.

Der Mensch lernt auf diese Art Wesen kennen, welche innerhalb der übersinnlichen Welt das geworden sind, was er innerhalb der Sinneswelt werden kann. In dieser Beziehung stehen diese Wesen in der Weltenordnung um eine Stufe höher als der Mensch, trotzdem sie mit ihm in der angedeuteten Weise gleichgeartet genannt werden können. Sie bilden ein über dem Menschen stehendes Wesensreich, eine über ihm in der Stufenfolge der Wesen stehende Hierarchie. Ihr ätherischer Leib ist - trotz der Gleichartigkeit - von dem ätherischen Leibe des Menschen verschieden. Während der Mensch durch die Sympathien und Antipathien seines ätherischen Leibes in den übersinnlichen Lebensleib der Erde einverwoben ist, sind diese Wesenheiten mit ihrem Seelenleben nicht an die Erde gebunden.

Beobachtet der Mensch, was diese Wesenheiten durch ihren ätherischen Leib erleben, so findet er, dass sie ähnliche Erlebnisse haben wie er in seiner Seele. Sie haben ein Denken; sie haben Gefühle und einen Willen. Aber sie entwickeln durch den ätherischen Leib etwas, was der Mensch nur durch den physischen Leib entwickeln kann. Sie kommen durch ihren ätherischen Leib zu einem Bewusstsein von ihrer eigenen Wesenheit. Der Mensch würde von einer übersinnlichen Wesenheit nichts wissen können, wenn er nicht das, was er an Kräften im physisch-sinnlichen Leib erwirbt, hinauftrüge in die übersinnlichen Welten.

Das übersinnliche Bewusstsein lernt diese Wesenheiten dadurch kennen, dass es zur Fähigkeit wird, mit Hilfe des ätherischen Menschenleibes zu beobachten. Es hebt dieses übersinnliche Bewusstsein die Menschenseele in die Welt hinauf, in welcher diese Wesenheiten ihren Wohnplatz und ihr Wirkensfeld haben. Erst wenn die Seele in dieser Welt sich selbst erlebt, treten in ihrem Bewusstsein Bilder (Vorstellungen) auf, welche eine Erkenntnis von diesen Wesen vermitteln. Denn diese Wesenheiten greifen nicht unmittelbar in die physische Welt und damit auch nicht in den physisch-sinnlichen Menschenleib ein. Sie sind für die Erlebnisse, welche durch diesen Leib gemacht werden können, nicht vorhanden. Sie sind geistige (übersinnliche) Wesen, welche die Sinneswelt gewissermaßen nicht betreten.

Wenn der Mensch die Grenze zwischen sinnlicher und übersinnlicher Welt nicht beachtet, dann kann es geschehen, dass er in sein physisch-sinnliches Bewusstsein übersinnliche Bilder hereindrängt, welche nicht der wahre Ausdruck für diese Wesenheiten sind. Diese Bilder entstehen durch ein Erleben der luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten, welche zwar gleichartig sind mit den eben beschriebenen übersinnlichen Wesenheiten, die aber im Gegensatze zu ihnen ihren Wohnplatz und ihr Wirkensfeld in die Welt verlegt haben, welche der Mensch als Sinneswelt wahrnimmt.

Wenn der Mensch durch das übersinnliche Bewusstsein die luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten von der übersinnlichen Welt aus betrachtet, nachdem er durch das Erlebnis mit dem «Hüter der Schwelle» die Grenze zwischen dieser Welt und dem Sinnessein richtig beachten gelernt hat, dann lernt er diese Wesen in ihrer Wahrheit kennen. Er lernt sie unterscheiden von den anderen geistigen Wesenheiten, welche innerhalb des ihrer Natur angemessenen Wirkensfeldes verblieben sind. Von diesem Gesichtspunkte aus muss die Geisteswissenschaft die luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten schildern. Von den luziferischen Wesen zeigt sich dann, dass ihr ihnen angemessenes Wirkensfeld nicht die physisch-sinnliche, sondern in einer gewissen Beziehung die elementarische Welt ist. Wenn in die menschliche Seele das eindringt, was sich innerhalb dieser Welt wie aus deren Fluten als Bilder erhebt, und diese Bilder in dem ätherischen Leibe des Menschen belebend wirken, ohne dass sie ein illusionäres Dasein in der Seele annehmen: so kann in diesen Bildern das luziferische Wesen vorhanden sein, ohne dass seine Taten gegen die Weltordnung verstoßen. Es wirkt dieses luziferische Wesen dann befreiend auf die Menschenseele; es erhebt dieselbe über das bloße Verwobensein mit der Sinneswelt. Wenn aber die Menschenseele das Leben, das sie nur in der elementarischen Welt entfalten sollte, in die physisch-sinnliche Welt hereinzieht, wenn sie das Fühlen innerhalb des physischen Leibes beeinflusst sein lässt von Antipathien und Sympathien, die nur in dem ätherischen Leibe walten sollten, dann gewinnt das luziferische Wesen durch diese Seele einen Einfluss, der sich gegen die allgemeine Weltenordnung auflehnt. Es ist dieser Einfluss überall da vorhanden, wo in den Sympathien und Antipathien der Sinneswelt etwas anderes wirkt als jene Liebe, welche auf dem Mitfühlen des Lebens eines anderen in der Sinneswelt vorhandenen Wesens beruht. Ein solches Wesen kann geliebt werden, weil es dem Liebenden mit diesen oder jenen Eigenschaften entgegentritt, dann wird in die Liebe sich nichts von luziferischem Elemente einmischen können. Liebe, die ihren Grund in den im Sinnensein zutage tretenden Eigenschaften des geliebten Wesens hat, hält sich von luziferischem Einschlage fern. Liebe, die ihren Grund nicht in dieser Art in dem geliebten Wesen hat, sondern in dem, welches liebt, neigt zu dem luziferischen Einfluss hin. Ein Wesen, das man liebt, weil es Eigenschaften hat, zu denen man als Liebender seiner Natur nach neigt, liebt man mit dem Teil der Seele, welcher dem luziferischen Elemente zugänglich. ist.

Man sollte daher niemals sagen, das luziferische Element sei unter allen Umständen etwas Böses. Denn die Vorgänge und Wesenheiten der übersinnlichen Welten muss die Menschenseele im Sinne des luziferischen Elementes lieben. Gegen die Weltordnung wird erst verstoßen, wenn man die Art von Liebe, mit der man sich zu dem Übersinnlichen hingezogen fühlen sollte, auf das Sinnliche richtet. Die Liebe zum Übersinnlichen ruft mit Recht in dem Liebenden ein erhöhtes Selbstgefühl hervor; die Liebe, die in der Sinneswelt um eines solchen erhöhten Selbstgefühles willen gesucht wird, entspricht einer luziferischen Verlockung. Die Liebe zum Geistigen wirkt, wenn sie um des Selbstes willen gesucht wird, befreiend; die Liebe zum Sinnlichen wirkt, wenn sie wegen des Selbstes angestrebt wird, nicht befreiend; sondern sie führt durch die Befriedigung, welche durch sie erzielt wird, Fesseln für das Selbst herbei.

Die ahrimanischen Wesenheiten machen sich so für die denkende Seele geltend wie die luziferischen für die fühlende. Sie fesseln das Denken an die Sinneswelt. Sie lenken es von der Tatsache ab, dass alle Gedanken nur eine Bedeutung haben, wenn sie als ein Teil der großen Gedankenordnung der Welt sich geltend machen, welche in dem Sinnessein nicht gefunden werden kann.

In der Welt, in welche das menschliche Seelenleben eingewoben ist, muss das ahrimanische Element als notwendiges Gegengewicht gegen das luziferische vorhanden sein. Ohne das luziferische Element wurde die Seele ihr Leben in den Beobachtungen des sinnlichen Daseins verträumen und keinen Antrieb empfinden, sich über dasselbe zu erheben. Ohne die Gegenwirkung des ahrimanischen Elementes würde die Seele dem luziferischen verfallen; sie würde die Bedeutung der Sinneswelt gering achten, trotzdem sie innerhalb derselben einen Teil ihrer notwendigen Daseinsbedingungen hat. Sie würde von der Sinneswelt nichts wissen wollen. Das ahrimanische Element hat dann in der Menschenseele die rechte Bedeutung, wenn es zu einem Einleben in die Sinneswelt führt, welches dieser Welt entspricht. Wenn man diese nimmt als das, was sie ist, und sie auch entbehren kann in alledem, was an ihr vermöge ihrer Natur vorübergehend sein muss.

Es ist ganz unmöglich zu sagen, man wolle dem luziferischen und ahrimanischen Elemente dadurch nicht verfallen, dass man sie in sich ausrottet. Man könnte zum Beispiel, wenn man das luziferische Element in sich ausrottete, mit seiner Seele nicht mehr zum Übersinnlichen hin streben; man könnte, wenn man das ahrimanische Element ausrottete, nicht mehr der Sinneswelt in ihrer vollen Bedeutung gerecht werden. Man bringt sich zu dem einen dieser Elemente in das richtige Verhältnis, wenn man ihm das rechte Gegengewicht in dem anderen schafft. Alle schädlichen Wirkungen dieser Weltenwesenheiten rühren allein davon her, dass sie da oder dort unumschränkt zur Geltung kommen und nicht durch die entgegegengesetzte Kraft in die richtige Harmonie gebracht sind.

Von geistigen Weltwesenheiten

Wenn das hellsichtige Bewusstsein in der elementarischen Welt auflebt, dann findet es dort Wesenheiten, welche in derselben ein Leben entfalten können, das sich der Mensch nur innerhalb der Sinneswelt erwirbt. Diese Wesen erfühlen ihr Selbst - ihr Ich - nicht so, wie der Mensch es in der Sinneswelt erfühlt; sie durchdringen dieses Selbst viel mehr als der Mensch mit ihrem Wollen; sie wollen sich. Sie empfinden ihr Dasein als etwas, das sie sich durch ihren Willen selbst geben. Dagegen haben sie ihrem Denken gegenüber nicht das Gefühl, dass sie ihre Gedanken hervorbringen, wie sie der Mensch hervorbringt; sie fühlen alle ihre Gedanken als Eingebungen, als etwas, was nicht in ihnen, sondern in der Welt ist, und das aus der Welt in ihr Wesen hereinstrahlt. So kann für diese Wesen niemals ein Zweifel darüber entstehen, dass ihre Gedanken das Spiegelbild der über die Welt ausgegossenen Gedankenordnung sind. Sie denken nicht ihre Gedanken; sie denken die Weltgedanken. Mit ihrem Denken leben diese Wesenheiten in den Weltgedanken; aber sie wollen sich selbst. Ihr Gefühlsleben ist diesem ihrem Wollen und Denken gemäß gestaltet. Sie fühlen sich als Glied des Weltganzen; und sie fühlen die Notwendigkeit, sich so zu wollen, wie es diesem Weltganzen entspricht. -

Wenn sich die geistschauende Seele in die Welt dieser Wesen einlebt, dann kommt sie zur naturgemäßen Vorstellung ihres eigenen Denkens, Fühlens und Wollens. Diese menschlichen Seelenfähigkeiten könnten innerhalb der elementarischen Welt im ätherischen Menschenleib nicht zur Entfaltung kommen. Das menschliche Wollen würde in der elementarischen Welt nur eine schwache, traumhafte Kraft bleiben; das menschliche Denken eine verschwimmende, hinhuschende Vorstellungswelt. Ein Ich-Gefühl käme da überhaupt nicht zum Dasein. Zu alledem ist für den Menschen das Umkleidetsein mit dem physischen Leibe notwendig.

Wenn die hellsichtige Menschenseele aus der elementarischen in die eigentliche Geisteswelt aufsteigt, so erlebt sie sich in Bedingungen, die noch weiter abstehen von denjenigen der Sinneswelt als die elementarischen In der Elementenwelt erinnert noch manches an die Sinneswelt. In der geistigen Welt steht man vor völlig neuen Verhältnissen. Man kann da nichts anfangen, wenn man nur die Vorstellungen hat, welche man in der Sinneswelt gewinnen kann. Dennoch muss man als Menschenseele in der Sinneswelt das Innenleben so verstärken, dass man aus dieser Welt in die geistige das hinüberbringt, was den Aufenthalt in derselben möglich macht. Brächte man ein also verstärktes Seelenleben nicht in die Geisteswelt mit, so würde man in derselben einfach der Bewusstlosigkeit verfallen. Man könnte dann in derselben nur so gegenwärtig sein, wie etwa eine Pflanze in der Sinneswelt gegenwärtig ist. Man muss in die geistige Welt als Menschenseele alles dasjenige mitbringen, was in der Sinneswelt nicht vorhanden ist, was sich jedoch innerhalb derselben als vorhanden bezeugt. Man muss sich in der Sinneswelt Vorstellungen bilden können, zu welchen diese wohl anregt, die aber keinem Dinge oder Vorgange in derselben unmittelbar entsprechen. Alles, was dieses oder jenes Ding in der Sinneswelt abbildet, oder was diesen oder jenen sinnlichen Vorgang schildert, ist bedeutungslos in der geistigen Welt. Was man mit Sinnen wahrnehmen könnte, was man mit den Begriffen belegen könnte, die sich in der Sinneswelt anwenden lassen, ist in der Geisteswelt nicht vorhanden. Beim Eintritte in die Geisteswelt muss man alles gewissermaßen hinter sich lassen, worauf sinnliche Vorstellungen anwendbar sind. Vorstellungen aber, welche man sich in der Sinneswelt so gebildet hat, dass sie keinem sinnlichen Dinge oder Vorgange entsprechen, die sind in der Seele auch noch anwesend, wenn sie die geistige Welt betritt. Naturgemäß können unter diesen Vorstellungen solche sein, welche irrtümlich gebildet sind. Wenn diese im Bewusstsein beim Eintritte in die geistige Welt vorhanden sind, so erweisen sie sich durch ihr eigenes Dasein als nicht hingehörig. Sie wirken so, dass sie der Seele den Drang einprägen, zurückzukehren in die Sinnes- oder die elementarische Welt, um dort an die Stelle der irrtümlichen Vorstellungen die richtigen zu setzen. Was aber die Seele an richtigen Vorstellungen in die geistige Welt hineinbringt, dem strebt in dieser Welt ein Verwandtes entgegen; die Seele erfühlt in der geistigen Welt, dass dort Wesen vorhanden sind, welche mit ihrem ganzen Innensein so sind, wie innerhalb ihrer selbst nur die Gedanken sind. Diese Wesenheiten haben einen Leib, den man Gedankenleib nennen kann. In diesem Gedankenleib erleben sich diese Wesen als selbständig, wie der Mensch sich innerhalb der Sinneswelt selbständig erlebt. Von den Vorstellungen, welche sich der Mensch erwirbt, sind zunächst gewisse mit Gefühlen durchtränkte Gedanken geeignet, das Seelenleben so zu verstärken, dass es von den Wesenheiten der geistigen Welt einen Eindruck erhalten kann. Wenn das Gefühl der Hingabe, wie es für die Verwandlungsfähigkeit in der elementarischen Welt entwickelt werden muss, so verschärft wird, dass in dieser Hingabe das fremde Wesen, in das man sich verwandelt, nicht nur sympathisch oder antipathisch erfühlt wird, sondern so, dass es mit seiner Eigenart in der Seele, die sich hingibt, aufleben kann, dann tritt die Wahrnehmungsfähigkeit für die geistige Welt ein. Es spricht dann gewissermaßen das eine geistige Wesen in dieser, das andere in einer anderen Weise zur Seele. Und es entsteht ein geistiger Verkehr, der in einer Gedankensprache besteht. Man erlebt Gedanken; aber man weiß, dass man in den Gedanken Wesen erlebt. In Wesen zu leben, die in Gedanken sich nicht bloß ausdrücken, sondern die mit ihrem Eigensein in den Gedanken anwesend sind, heißt mit der Seele in der geistigen Welt leben.

Gegenüber den Wesenheiten der elementarischen Welt hat die Seele das Gefühl, dass diese Wesenheiten die Weltgedanken in ihr Eigensein hereinstrahlend haben, und dass sie sich wollen in Gemäßheit dieses in sie einstrahlenden Weltendenkens.

Gegenüber den Wesenheiten, welche nicht zur elementarischen Welt herabzusteigen brauchen, um das zu erreichen, was der Mensch erst in der Sinneswelt erreicht, sondern welche zu dieser Stufe des Daseins schon in der geistigen Welt gelangen, hat die Menschenseele das Gefühl, dass diese Wesenheiten ganz aus Gedankensubstanz bestehen, dass die Weltengedanken in sie nicht nur einstrahlen, sondern dass die Wesen selbst mit ihrem Eigensein in diesem Gedankenweben leben. Sie lassen völlig die Weltgedanken in sich lebend denken. Ihr Leben verläuft in dem Wahrnehmen der Weltgedankensprache.

Und ihr Wollen besteht darin, dass sie sich gedankenhaft zum Ausdrucke bringen können. Und dieses ihr Gedankensein wirkt wesenhaft auf die Welt zurück. Gedanken, welche Wesen sind, sprechen mit anderen Gedanken, welche auch Wesen sind.

Das menschliche Gedankenleben ist das Spiegelbild dieses geistigen Gedankenwesenlebens. In der Zeit, welche für die menschliche Seele zwischen dem Tode und einer neuen Geburt verläuft, ist sie in dieses Gedankenwesenleben so einverwoben, wie sie in der Sinneswelt in das physische Dasein einverwoben ist. Tritt die Seele durch die Geburt (beziehungsweise durch die Empfängnis) in das Sinnessein, so wirkt die Gedanken-Dauer-Wesenheit der Seele so, dass sie das Schicksal dieser Seele ausgestaltet, inspiriert. In dem menschlichen Schicksale wirkt dasjenige, was aus den der Gegenwart vorangegangenen Erdenleben von der Seele verblieben ist, so, wie die reinen Gedankenlebewesen in der Welt wirken.

Wenn das übersinnliche Bewusstsein in diese - geistige - Welt der Gedankenlebewesen eintritt, so fühlt es sich gegenüber der Sinneswelt in vollständig neuen Verhältnissen. Diese Sinneswelt steht ihr in der geistigen Welt als eine «andere Welt» gegenüber, so, wie ihr die geistige Welt in der Sinneswelt als eine andere gegenübersteht. Aber es hat diese Sinneswelt für die Geistesschau alles verloren, was von ihr innerhalb des Sinnesseins wahrgenommen werden kann. Wie verschwunden sind alle Eigenschaften, welche durch Sinne oder den an die Sinne gebundenen Verstand aufgefasst werden. Dagegen zeigt sich von dem Gesichtspunkte der geistigen Welt aus, dass die wahre, die ureigene Natur der Sinneswelt selbst geistig ist. Es treten für den Seelenblick, der von der geistigen Welt aus schaut, statt der früheren Sinneswelt geistige Wesen auf, die ihre Wirksamkeiten entfalten, und zwar so, dass durch das Zusammenströmen dieser Wirksamkeiten die Welt entsteht, welche, durch Sinne angesehen, eben zu der Welt wird, welche der Mensch in seinem eigenen Sinnessein vor sich hat Von der Geisteswelt aus gesehen, verschwinden die Eigenschaften, Kräfte, Stoffe usw. der Sinneswelt; sie enthüllen sich als bloßer Schein.

Man hat von dieser Welt aus nur noch Wesenheiten vor sich. In diesen Wesenheiten liegt die wahre Wirklichkeit.

Ähnlich ist es mit der elementarischen Welt. Auch aus dieser entschwindet für den Blick von der geistigen Welt her alles, was nicht Wesenheit selbst ist. Und die Seele fühlt, dass sie es auch in dieser Welt mit Wesenheiten zu tun hat, welche durch das Zusammenströmenlassen ihrer Wirksamkeiten ein Dasein erscheinen lassen, welches durch die Organe der Sympathie und Antipathie eben als elementarisches erscheint.

Ein wesentlicher Teil des Einlebens in die übersinnlichen Welten besteht darin, dass an die Stelle der Zustände und Eigenschaften, welche das Bewusstsein in der Sinneswelt um sich hat, Wesenheiten treten. Die übersinnliche Welt offenbart sich zuletzt als eine Welt von Wesenheiten; und was außer diesen Wesenheiten noch vorhanden ist, als Ausdruck der Taten dieser Wesenheiten. Aber auch die Sinneswelt und die elementarische Welt erscheinen als die Taten der geistigen Wesenheiten.

Von der ersten Anlage des physischen Menschenleibes

Es ist an einer vorangehenden Stelle dieser Schrift von einem dem Erdensein vorangehenden Monden- und Sonnensein gesprochen. Nur innerhalb des Mondenseins ergeben sich für das hellsichtige Bewusstsein noch Eindrücke, welche an die Eindrücke des Erdenlebens erinnern. Nicht aber können solche Eindrücke noch gewonnen werden, wenn der hellsichtige Blick zum urfernen Sonnensein der Erde zurückgewendet wird. Dieses Sonnensein offenbart sich schon ganz als eine Welt von Wesenheiten und von Taten solcher Wesenheiten. Man muss, um von diesem Sonnensein einen Eindruck zu bekommen, sich alles fernehalten, was im Bereiche des mineralischen und des pflanzlichen Lebens der Erde an Vorstellungen gewonnen werden kann. Denn solche Vorstellungen können nur noch für die Erkenntnis der früheren Zustände der Erde selbst und - die aus dem Bereich des Pflanzenlebens gewonnenen - für das langvergangene Mondendasein eine Bedeutung haben. Zum uralten Sonnensein der Erde führen Vorstellungen, welche durch das tierische und menschliche Naturreich angeregt sein können, die aber nichts von dem bloß abbilden, was für die Sinne an den Wesen dieser Reiche erscheint.

Nun findet das übersinnliche Bewusstsein des Menschen innerhalb des ätherischen Leibes wirksame Kräfte, die sich zu Bildern formen von solcher Art, dass diese Bilder zum Ausdrucke bringen, wie der ätherische Leib durch die Taten geistiger Wesenheiten innerhalb der alten Sonnenzeit seine erste Anlage im Weltengeschehen erhalten hat. Diese Anlage kann man dann durch die Mondenzeit und die Erdenzeit in ihrer Entwicklung weiter verfolgen. Man findet, dass sie sich da umgewandelt hat und durch die Umwandlung zu dem geworden ist, was gegenwärtig als ätherischer Leib des Menschen wirksam sich bezeugt.

Der physische Leib des Menschen erfordert zu seinem Verständnis noch einer anderen Betätigung des menschlichen Bewusstseins. Zunächst erscheint er wie ein äußerer Abdruck des ätherischen Leibes.

Der genauen Betrachtung ergibt sich aber, dass der Mensch im Sinnessein niemals zu einer vollen Entfaltung seiner Wesenheit kommen könnte, wenn der physische Leib nichts anderes wäre als nur die sinnlich-physische Offenbarung des ätherischen Leibes. Es wurde, wenn dies der Fall wäre, ein bestimmtes Wollen, Fühlen und Denken des Menschen zustande kommen, nicht aber könnte das Denken, Fühlen und Wollen so zusammengefasst werden, dass in der Seele des Menschen das Bewusstsein entsteht, das sich im «Ich-Erlebnis» ausdrückt. Dies zeigt sich ganz besonders klar, wenn sich das Bewusstsein zu der Eigenschaft des Geistschauens hin entwickelt. Für den Menschen kann dieses Ich-Erlebnis zuerst nur in der Sinneswelt eintreten, wenn er von seinem physisch-sinnlichen Leib umhüllt ist. Von da aus kann er es dann in die elementarische Welt und in die geistige Welt hineintragen und seinen ätherischen und astralischen Leib damit durchdringen. Der Mensch hat eben einen ätherischen und astralischen Leib, in welchen sich das Ich-Erlebnis zunächst nicht bildet. Er hat einen physisch-sinnlichen Leib, in dem dieses Erlebnis auftreten kann. Wenn nun der physisch-sinnliche Menschenleib von der geistigen Welt aus betrachtet wird, so zeigt sich, dass in ihm etwas Wesenhaftes vorhanden ist, was selbst von dieser geistigen Welt aus sich nicht völlig in seiner Wahrheit offenbart. Betritt das Bewusstsein als hellsichtiges die geistige Welt, so lebt sich die Seele in die Welt der Gedanken-Wesenhaftigkeit ein; allein das Ich-Erlebnis, wie es durch entsprechend verstärkte Seelenkraft in diese Welt hineingetragen werden kann, ist nicht bloß aus Weltgedanken gewoben; es fühlt in der Welt der Weltgedanken noch nicht dasjenige, welches in dem Umkreis ein Gleiches mit der eigenen Wesenheit zeigt. Die Seele muss, um solches zu fühlen, den Weg in das Übersinnliche noch weiter fortsetzen. Sie muss zu Erlebnissen kommen, in welchen sie auch von Gedanken verlassen ist, so dass alle Sinneserlebnisse und auch alle Erlebnisse des Denkens, Fühlens und Wollens gewissermaßen auf ihrem Wege in das Übersinnliche hinter ihr liegen.

Dadurch erst fühlt sie sich dann eins mit einer Wesenhaftigkeit, die so der Welt zugrunde liegt, dass sie allem vorangeht, was der Mensch als Sinnes-, als ätherisches, als astralisches Wesen beobachten kann.

Der Mensch erfühlt sich dann in einem noch höheren Gebiete, als die ihm schon vorher bekannte geistige Welt eines ist. Es soll diese Welt, in welcher sich nur das «Ich» erleben kann, die übergeistige Welt genannt werden. Von dieser Welt aus erscheint auch das Gebiet der Gedanken-Wesenhaftigkeit noch als eine äußere Welt. Ist das übersinnliche Bewusstsein in diese Welt versetzt, so macht es eine Erfahrung, welche etwa in der folgenden Art sich charakterisieren lässt. Man gelangt zu dieser Charakteristik, wenn man den Weg des übersinnlichen Bewusstseins durch die verschiedenen Stufen hindurch verfolgt. Erfühlt sich die Seele in ihrem ätherischen Leibe und sind die elementarischen Vorgänge und Wesenheiten ihre Umwelt, so weiß sie sich außer dem physischen Leibe; aber dieser physische Leib bleibt als Wesenheit vorhanden, obwohl er, von außen gesehen, sich verwandelt zeigt. Er löst sich vor dem Geistesblick gewissermaßen auf in einen Teil, der als der Ausdruck von Taten geistiger Wesenheiten sich darstellt, welche vom Beginne des Erdenseins bis zur Gegenwart wirksam waren, und in einen anderen Teil, welcher der Ausdruck ist für etwas, das schon während des alten Mondenzustandes der Erde vorhanden war. So bleibt es, solange das Bewusstsein sich nur in der elementarischen Welt erlebt. Es kann in dieser Welt das Bewusstsein gewahr werden, wie der Mensch als physisches Wesen während des alten Mondenzustandes gebildet war. Betritt das Bewusstsein die geistige Welt, so löst sich von dem physischen Leibe wieder ein Teil ab. Es ist derjenige, welcher während des Mondenzustandes durch die Taten geistiger Wesenheiten gebildet worden ist. Aber es bleibt ein anderer Teil zurück. Es ist derjenige, welcher schon während des Sonnenzustandes der Erde als die damalige physische Wesenheit des Menschen vorhanden war. Doch bleibt auch von dieser physischen Wesenheit noch etwas zurück, wenn alles vom Gesichtspunkte der geistigen Welt aus in Betracht gezogen werden kann, was während der Sonnenzeit durch Taten geistiger Wesenheiten geschehen ist. Was da noch zurückbleibt, offenbart sich erst als die Tat geistiger Wesenheiten von der übergeistigen Welt aus. Es offenbart sich als schon vorhanden im Beginne der Sonnenzeit. Man muss zu einem Zustande der Erde vor ihrer Sonnenzeit zurückgehen. In meiner «Geheimwissenschaft» versuchte ich zu rechtfertigen, warum man diesen Zustand des Erdenseins den «Saturnzustand» der Erde nennen kann. Die Erde war in diesem Sinne «Saturn», bevor sie Sonne geworden ist. Und während dieses Saturnzustandes ist die erste Anlage des physischen Menschenleibes aus dem allgemeinen Weltprozesse heraus durch die Taten geistiger Wesenheiten entstanden. Diese Anlage hat sich dann während der folgenden Sonnen-, Monden- und Erdenzeit so umgebildet durch die hinzutretenden Taten anderer geistiger Wesenheiten, dass der gegenwärtige physische Menschenleib geworden ist.

Von dem «wahren Ich» des Menschen

Erlebt sich die Seele in ihrem astralischen Leibe und hat sie die Gedankenlebewesen zu ihrer Umwelt, so weiß sie sich außer dem physischen und auch außer dem ätherischen Leibe. Sie erfühlt dann aber auch, wie ihr Denken, Fühlen und Wollen einem eingeschränkten Gebiet der Welt angehören, während sie ihrer ureigenen Wesenheit nach noch mehr umfassen könnte, als ihr in diesem Gebiete zuerteilt ist. Die hellsichtig gewordene Seele kann sich innerhalb der geistigen Welt sagen : In der Sinneswelt bin ich beschränkt auf dasjenige, was mir der physische Leib zu beobachten gestattet; in der elementarischen Welt bin ich durch den ätherischen Leib eingeschränkt; in der geistigen Welt bin ich dadurch begrenzt, dass ich mich gewissermaßen auf einer Welteninsel befinde und nur bis zu deren Ufern mein geistiges Dasein erfühle; jenseits dieser Ufer ist eine Welt, die ich wahrnehmen könnte, wenn ich durch den Schleier mich hindurcharbeitete, welcher mir durch die Taten der Gedankenlebewesen vor das Geistesauge gewoben wird. Die Seele kann sich durch diesen Schleier hindurcharbeiten, wenn sie die Fähigkeit der Hingabe, die ihr schon für das Leben in der elementarischen Welt notwendig ist, immer weiter und weiter entwickelt. Sie hat nötig, ihre Kräfte, wie sie ihr durch das Erleben in der physisch-sinnlichen Welt erwachsen, immer mehr zu verstärken, um in den übersinnlichen Welten vor der Abdämpfung, Trübung, ja Vernichtung des Bewusstseins bewahrt zu sein. In der physisch-sinnlichen Welt braucht die Seele nur die ihr naturgemäß, ohne ihre eigene seelische Arbeit, zuerteilte Kraft, um in sich Gedanken erleben zu können. In der elementarischen Welt dämpfen sich die Gedanken zu traumähnlichen Erlebnissen herab, die im Entstehen sogleich dem Vergessenwerden anheimfallen, das heißt überhaupt nicht bewusst werden, wenn die Seele nicht vor ihrem Eintritte in diese Welt an der Erkraftung ihres inneren Lebens arbeitet. Sie muss dazu besonders die Willenskraft verstärken, denn in der elementarischen Welt ist ein Gedanke eben nicht mehr bloß Gedanke; er hat innere Regsamkeit, eigenes Leben. Er will durch den Willen festgehalten werden, wenn er sich dem Umkreis des Bewusstseins nicht entziehen soll. In der geistigen Welt sind die Gedanken vollends selbständige Lebewesen. Sollen sie im Bewusstsein verbleiben, so muss die Seele so erkraftet sein, dass sie selbst die Kraft in ihrem Innern entfaltet, die ihr in der Sinneswelt der physische Leib entfaltet, in der elementarischen die Sympathien und Antipathien des ätherischen Leibes. Auf alles dieses muss sie in der geistigen Welt verzichten. Da sind ihr die Erlebnisse der Sinneswelt und der elementarischen Welt nur wie Erinnerungen gegenwärtig. Und sie ist. selbst außerhalb dieser beiden Welten. Um sie ist die geistige Welt. Diese macht auf den astralischen Leib zunächst keinen Eindruck. Die Seele muss lernen, für sich selbst von ihren Erinnerungen zu leben. Ihr Bewusstseinsinhalt ist zuerst nur der: ich bin gewesen, und ich stehe jetzt dem Nichts gegenüber. Aber wenn die Erinnerungen aus solchen Seelenerlebnissen kommen, die nicht bloß Abbilder sinnlicher oder elementarischer Vorgänge sind, sondern von diesen angeregte freie Gedankenerlebnisse darstellen, so beginnt in der Seele ein Gedankengespräch zwischen den Erinnerungen und dem vermeintlichen «Nichts» der geistigen Umwelt. Und was als Ergebnis dieses Gesprächs entsteht, wird Vorstellungswelt im Bewusstsein des astralischen Leibes. Die Kraft, welche die Seele in diesem Punkte ihrer Entwicklung nötig hat, ist eine solche, welche sie fähig macht, am Ufer der ihr bisher allein bekannten Welt zu stehen und zu ertragen, dem vermeintlichen Nichts gegenüberzutreten. Für das Seelenleben ist zuerst dieses vermeintliche Nichts durchaus ein wahres Nichts. Doch hat die Seele immerhin gewissermaßen hinter sich die Welt ihrer Erinnerungen. Sie vermag sich an diese Erinnerungen wie anzuklammern. Sie vermag in ihnen zu leben. Und je mehr sie in ihnen lebt, desto mehr verstärkt sie die Kräfte des astralischen Leibes.

Mit dieser Verstärkung beginnt aber das Gespräch zwischen ihrem vergangenen Dasein und den Wesenheiten der geistigen Welt. Sie lernt sich in diesem Gespräch als astralische Wesenheit erfühlen. Mit einem Ausdrucke, der alten Traditionen entspricht, kann man sagen: Die Menschenseele erlebt sich als astralische Wesenheit innerhalb des Weltenwortes. Mit dem Weltenwort sind da gemeint die Gedankentaten der Gedankenlebewesen, welche wie lebendige Geistergespräche sich in der geistigen Welt abspielen. Aber durchaus so, dass diese Geistergespräche für die geistige Welt dasselbe sind, was Taten für die Sinneswelt sind.

Will nun die Seele in die übergeistige Welt übertreten, so muss sie durch ihren eigenen Willen ihre Erinnerungen aus der physischen und der elementarischen Welt austilgen. Sie kann das nur, wenn sie aus dem Geistergespräch die Sicherheit gewonnen hat, dass sie ihr Dasein nicht völlig verlieren werde, wenn sie alles das in sich vertilgt, was ihr bisher das Bewusstsein dieses Daseins gegeben hat. Die Seele muss in der Tat sich vor einen geistigen Abgrund stellen, und an demselben den Willensimpuls fassen, ihr Wollen, Fühlen und Denken zu vergessen. Sie muss auf ihre Vergangenheit in ihrem Bewusstsein verzichten. Man könnte diesen Entschluss, der hier notwendig ist, ein Herbeiführen des vollständigen Bewusstseinsschlafes durch den eigenen Willen, nicht durch Verhältnisse des physischen oder des ätherischen Leibes, nennen. Nur muss man diesen Entschluss so denken, dass er nicht das Ziel hat, nach einer Pause der Bewusstlosigkeit dasselbe Bewusstsein wieder herbeizuführen, das vorher da war, sondern so, dass durch ihn dieses Bewusstsein wirklich sich zunächst durch den eigenen Willensentschluss in das Vergessen eintaucht. Man muss bedenken, dass dieser Vorgang weder in der physischen noch in der elementarischen Welt, sondern nur in der geistigen Welt möglich ist. In der physischen Welt ist die Vernichtung möglich, welche als Tod auftritt; in der elementarischen Welt gibt es keinen Tod. Der Mensch, insoferne er der elementarischen Welt angehört, kann nicht sterben; er kann sich nur in eine andere Wesenheit verwandeln. In der geistigen Welt ist im strengen Sinn des Wortes auch keine entschiedene Verwandlung möglich; denn in was immer sich das Menschenwesen auch verwandeln mag, in der geistigen Welt offenbart sich die erlebte Vergangenheit als eigenes bewusstes Dasein. Soll dieses Erinnerungsdasein innerhalb der geistigen Welt hinschwinden, so muss es von der Seele durch einen Willensentschluss selbst in die Vergessenheit versenkt werden. Das übersinnliche Bewusstsein kann zu diesem Willensentschluss kommen, wenn es sich die nötige Seelenstärke erobert hat. Kommt es dazu, dann taucht ihm aus dem selbst hervorgerufenen Vergessen die wahre Wesenheit des «Ich» auf. Die übergeistige Umwelt gibt der Menschenseele das Wissen von diesem «wahren Ich». So wie sich das übersinnliche Bewusstsein in dem ätherischen und in dem astralischen Leibe erleben kann, so kann es sich auch in dem «wahren Ich» erleben.

Dieses «wahre Ich» wird durch die Geistes-Anschauung nicht erzeugt; es ist für jede Menschenseele in deren Tiefen vorhanden. Das übersinnliche Bewusstsein erlebt bloß wissend, was für jede Menschenseele eine nicht bewusste, aber zu ihrer Wesenheit gehörige Tatsache ist.

Nach dem physischen Tode lebt sich der Mensch allmählich in die geistige Umwelt ein. Innerhalb derselben taucht zunächst sein Wesen mit den Erinnerungen aus der Sinneswelt auf. Er kann da, obwohl er die Unterstützung des physisch-sinnlichen Leibes nicht hat, doch bewusst in diesen Erinnerungen leben, weil sich in dieselben die ihnen entsprechenden Gedankenlebewesen einverleiben, so dass die Erinnerungen nicht mehr das bloße Schattendasein haben, welches ihnen in der physisch-sinnlichen Welt eigen ist. Und in einem bestimmten Zeitpunkte zwischen dem Tode und einer neuen Geburt wirken die Gedankenlebewesen der geistigen Umwelt so stark, dass dann ohne Willensimpuls das geschilderte Vergessen herbeigeführt wird. Und mit demselben taucht das Leben in dem «wahren Ich» auf. Das hellsichtige Bewusstsein führt durch Erkraftung des Seelenlebens dasjenige als freie Geistestat herbei, was für das Erleben zwischen Tod und neuer Geburt gewissermaßen ein naturgemäßes Ereignis ist. Jedoch kann innerhalb des physisch-sinnlichen Erlebens nie eine Erinnerung an vorhergehende Erdenleben eintreten, wenn nicht innerhalb dieser Erdenleben die Vorstellungen auf die geistige Welt gelenkt worden sind. Man muss ja stets von etwas vorher gewusst haben, an das später eine deutlich erkennbare Erinnerung auftauchen soll. So muss man auch in einem Erdenleben sich ein Wissen erwerben von sich als einem geistigen Wesen, wenn man mit Recht erwarten will, dass man in einem nächsten Erdenleben an ein vorhergehendes sich erinnern könne. Doch braucht dieses Wissen nicht durch Hellsichtigkeit erworben zu sein. Wer durch Hellsichtigkeit sich ein unmittelbares Wissen von der geistigen Welt erwirbt, in dessen Seele kann in den Erdenleben, welche auf dasjenige folgen, in dem er dieses Wissen erlangt, eine Erinnerung an das vorige so auftreten, wie im Sinnessein die Erinnerung an etwas Selbsterlebtes sich einstellt. Wer mit Verständnis in die Geisteswissenschaft auch ohne Geistes-Anschauung eindringt, für den tritt diese Erinnerung so ein, dass sie einer solchen im Sinnessein sich vergleichen lässt, welche man von einem Ereignis bewahrt, von dem man nur eine Schilderung angehört hat.  

Zusammenfassung des Vorangehenden

Der Mensch trägt in sich ein «wahres Ich», welches einer übergeistigen Welt angehört. Dieses «wahre Ich» ist in der Sinneswelt wie verdeckt durch die Erlebnisse des Denkens, Fühlens und Wollens. Selbst noch in der geistigen Welt wird der Mensch dieses «wahren Ich» erst bewusst, wenn er die Erinnerungen an alles in sich austilgt, was er durch sein Denken, Fühlen und Wollen erleben kann. Aus dem Vergessen des in der Sinnes-, der elementarischen und der geistigen Welt Erlebten taucht das Wissen von dem «wahren Ich» auf.

Der physisch-sinnliche Menschenleib offenbart sich, seiner wahren Wesenheit nach, wenn ihn die Seele von der übergeistigen Welt aus betrachtet. Da zeigt sich, dass er seine erste Anlage aus dem allgemeinen Weltprozesse heraus in einem dem Sonnenzustande der Erde vorangegangenen Saturnzustande erhalten hat. Er hat sich dann durch den Sonnen-, Monden- und Erdenzustand hindurch zu dem entwickelt, was er gegenwärtig als physischer Menschenleib ist.

Schematisch kann man nach dem Vorangehenden die gesamte Wesenheit des Menschen so betrachten:

  • I. Den physischen Leib in der physisch-sinnlichen Umwelt. Durch ihn erkennt sich der Mensch als selbständiges Eigenwesen (Ich). Dieser physische Leib hat sich aus dem allgemeinen Weltensein in seiner ersten Anlage während eines langvergangenen Saturnzustandes der Erde gebildet und ist durch seine Entwicklung in vier planetarischen Verwandlungen der Erde zu dem geworden, was er gegenwärtig ist.
  • II. Den feinen, ätherischen Leib in der elementarischen Umwelt. Durch ihn erkennt sich der Mensch als Glied des Erdenlebensleibes. Er ist in seiner ersten Anlage während eines langvergangenen Sonnenzustandes der Erde aus dem allgemeinen Weltensein heraus gebildet und ist durch seine Entwicklung in drei planetarischen Verwandlungen der Erde zu dem geworden, was er gegenwärtig ist.
  • III. Den astralischen Leib in einer geistigen Umwelt. Durch ihn ist der Mensch das Glied einer geistigen Welt. In ihm liegt das «andere Selbst» des Menschen, welches sich in den wiederholten Erdenleben zum Ausdrucke bringt.
  • IV. Das «wahre Ich» in einer übergeistigen Umwelt. In diesem findet der Mensch sich als geistiges Wesen selbst dann, wenn alle Erlebnisse der Sinnes-, der elementarischen und der geistigen Welt, also alle Erlebnisse der Sinne, des Denkens, Fühlens und Wollens der Vergessenheit anheimfallen.
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