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XIX. Charakteristische Krankheitsfälle

In diesem Kapitel möchten wir aus der Praxis des klinisch-therapeutischen Institutes in Arlesheim eine Reihe von Krankheitsfällen beschreiben. Dieselben werden zeigen, wie versucht werden kann, mit Zuhilfenahme der Erkenntnis vom geistigen Menschen ein durchgreifendes Bild des krankhaften Zustandes so zu gewinnen, dass die Diagnose unmittelbar lehrt, welches Arzneimittel angewendet werden muss. Dabei liegt eine Anschauung zugrunde, die Erkrankungs- und Gesundungsprozess als einen einzigen Kreisprozess ins Auge fasst. Die Erkrankung beginnt mit einer Irregularität in der Zusammensetzung des menschlichen Organismus mit Bezug auf seine in diesem Buch beschriebenen Teile. Sie ist an einem bestimmten Punkte angekommen,. wenn man den Kranken in Behandlung bekommt. Man hat nun dafür zu sorgen, dass alle Vorgänge, die sich seit dem Beginn der Krankheit im menschlichen Organismus abgespielt haben, wieder zurückverlaufen, so dass man zuletzt bei dem Zustande der Gesundheit anlangt, in dem der Organismus vorher war. Ein solcher Prozess, der in sich selbst zurückläuft, ist nicht zum Vollzug zu bringen, ohne dass im Gesamtorganismus ein Verlust an Wachstumskräften vor sich geht, die gleichwertig sind den Kräften, welche der menschliche Organismus während der Kindheitszeit braucht, um sein Volumen zu vergrößern. Die Heilmittel müssen daher so beschaffen sein, dass sie nicht nur den Krankheitsprozess zurücklaufen lassen, sondern auch die sich herabstimmende Vitalität wieder unterstützen. Einen Teil der letzteren Wirkung wird man der Krankheitsdiät überlassen müssen. Doch ist in der Regel bei ernsteren Krankheitsfällen der Organismus nicht gestimmt, in der Verarbeitung der Nahrungsmittel genügend Vitalität zu entwickeln. Es wird daher notwendig sein, auch die eigentliche Therapie so einzurichten, dass der Organismus in dieser Beziehung seine Unterstützung findet. Bei den typischen Mitteln, die von den klinisch-therapeutischen Instituten ausgehen, ist durchaus diese Einrichtung getroffen. Man wird deshalb nur bei genauerem Zusehen bei einem Präparat erkennen, warum es bestimmte Bestandteile enthält. Im Krankheitsverlaufe ist nicht nur der lokalisierte Krankheitsprozess, sondern die Gesamtveränderung des Organismus zu berücksichtigen und diese in den rückläufigen Prozess einzubeziehen. Wie das im Einzelnen zu denken ist, werden bestimmte Fälle, die wir nun charakterisieren wollen, zeigen. Nach deren Beschreibung wollen wir mit den allgemeinen Betrachtungen fortfahren.

Erster Fall

Man hat es mit einer 26-jährigen Patientin zu tun. Der ganze Mensch zeigt einen außerordentlich labilen Zustand. Die Patientin lässt deutlich erkennen, dass derjenige Teil ihres Organismus, den wir in unserem Buche Astralleib genannt haben, in einem Zustand der übermäßigen Tätigkeit ist. Man sieht, dass dieser Astralleib von der Ich-Organisation nur mangelhaft beherrscht werden kann. Schickt sich die Patientin an, eine Arbeit zu verrichten, so gerät der Astralleib sofort in Wallungen. Die Ich-Organisation sucht sich geltend zu machen, wird aber fortwährend zurückgestoßen. Das bewirkt, dass in einem solchen Falle erhöhte Temperatur eintritt. Die geregelte Verdauungstätigkeit ist beim Menschen im eminentesten Sinne von der normalen Ich-Organisation abhängig. Die Ohnmacht dieser Ich-Organisation drückt sich bei der Patientin in hartnäckiger Obstipation aus. Eine Folge dieser gestörten Verdauungstätigkeit sind dann die migräne-artigen Zustände und das Erbrechen, an dem sie leidet. Im Schlafe zeigt sich, dass die ohnmächtige Ich-Organisation eine mangelhafte organische Tätigkeit von unten nach oben bewirkt und die Ausatmung schädigt. Die Folge davon ist übermäßige Anhäufung von Kohlensäure im Organismus während des Schlafes, was organisch durch das Herzklopfen beim Aufwachen, psychisch durch Angstgefühl und Aufschreien zutage tritt. Die körperliche Untersuchung kann nichts anderes ergeben als einen Mangel an solchen Kräften, die den regelmäßigen Zusammenhang von Astralleib, Ätherleib und physischem Leib bewirken. Die übermäßige Eigentätigkeit des Astralleibes bewirkt, dass zu wenig Kräfte von diesem in den physischen und Ätherleib überströmen. Die letzteren bleiben daher während der Wachstumsperiode in ihrer Entwicklung zart. Das hat sich auch bei der Untersuchung dadurch gezeigt, dass die Patientin einen grazilen schwächlichen Körper hatte und über häufige Rückenschmerzen klagte.

Die letzteren entstehen, weil in der Rückenmarkstätigkeit gerade die Ich-Organisation sich am stärksten geltend machen muss. Patientin spricht auch von vielen Träumen. Das ist eine Folge davon, dass der astralische Leib, wenn er beim Schlafe vom physischen und Ätherleib getrennt ist, seine übermäßige Eigentätigkeit entfaltet. Man hat nun davon auszugehen, dass die Ich-Organisation verstärkt und die Tätigkeit des Astralischen herabgemindert werden muss. Das erste erreicht man, wenn man ein Arzneimittel wählt, das geeignet ist, die in dem Verdauungstrakt schwach-werdende Ich-Organisation zu unterstützen. Man kann im Kupfer ein solches Arzneimittel erkennen. Wendet man es in Form eines Kupfersalbenverbandes, der in die Lendengegend gelegt wird, an, so wirkt das Kupfer verstärkend auf die von der Ich-Organisation mangelhaft ausgehende Wärmeentwicklung. Man wird dies bemerken an der zurückgehenden abnormen Herztätigkeit und an dem Weichen der Angstgefühle. Die übermäßige Eigentätigkeit des Astralleibes lässt sich bekämpfen durch kleinste Dosen von Blei, innerlich genommen.

Blei zieht den Astralleib zusammen und weckt in ihm die Kräfte, durch die er sich stärker mit dem physischen Leib und dem Ätherleib verbindet. (Bleivergiftung besteht in einer zu starken Verbindung des astralischen mit dem Äther- und physischen Leib, so dass die letzteren einem zu starken Abbauprozesse unterliegen.) Patientin erholte sich sichtlich bei dieser Kur. Der labile Zustand wich einer gewissen inneren Festigkeit und Sicherheit. Die Gemütsverfassung wurde von einer zerrissenen zu einer innerlich befriedigten. Die Erscheinungen der Verstopfung und der Rückenschmerzen verschwanden, die migräneartigen Zustände und Kopfschmerzen gleichfalls. Patientin wurde ihre Arbeitsfähigkeit wieder zurückgegeben.

Zweiter Fall

Ein 48-jähriger männlicher Patient; war ein kräftiges Kind von seelischer Tüchtigkeit. Gibt an, dass er während des Krieges fünf Monate lang auf Nephritis behandelt und geheilt entlassen wurde.

Heiratete mit 35 Jahren, hat fünf gesunde Kinder, ein sechstes starb bei der Geburt. Mit 33 Jahren zeigen sich nach geistiger Überanstrengung Depression, Müdigkeit, Apathie. Es tritt parallel damit eine geistige Ratlosigkeit auf. Patient steht vor Fragen, die ihm das Negative seines Berufes zeigen - er ist Lehrer - dem er aber nichts Positives entgegensetzen kann.

Der Krankheitszustand zeigt einen astralischen Leib, der zum Äther- und physischen Leib eine zu geringe Affinität hat und in sich selbst unbeweglich ist.

Dadurch machen der physische und Ätherleib ihre eigenen Eigenschaften geltend. Die Empfindung des nicht richtig mit dem Astralleib verbundenen Ätherleibes erzeugt Depressionen; das nicht richtig Verbundensein mit dem physischen Leib Müdigkeit und Apathie. Dass Patient in geistige Ratlosigkeit fällt, rührt davon her, dass der Astralleib ohnmächtig ist, den physischen und Ätherleib zu gebrauchen. Mit alledem hängt zusammen, dass der Schlaf gut ist, weil der Astralleib geringen Zusammenhang mit Äther- und physischem Leib hat. Aus demselben Grunde ist aber das Aufwachen schwer. Der Astralleib will in den physischen nicht hinein. Erst, wenn der physische und Ätherleib müde sind am Abend, tritt eine normale Verbindung mit demselben ein. Daher wird der Patient erst am Abend recht wach. Der ganze Zustand weist daraufhin, dass man zunächst die Tätigkeit des astralischen Leibes verstärke. Das erreicht man immer, wenn man Arsen innerlich in Form eines Naturwassers gibt. Man wird nach einiger Zeit bemerken, wie der betreffende Mensch mehr Herrschaft über seinen Körper bekommt. Der Zusammenhang zwischen Astralleib und Ätherleib wird stärker, Depression, Apathie und Müdigkeit hören auf. Man muss nun auch dem physischen Körper, der durch die längere zu geringe Verbindung mit dem Astralleibe träge in Bezug auf Beweglichkeit geworden ist, durch eine Phosphorkur in schwacher Dosis zu Hilfe kommen. Der Phosphor unterstützt die Ich-Organisation, so dass diese den Widerstand des physischen Körpers überwinden kann. Rosmarinbäder werden den abgelagerten Stoffwechselprodukten einen Abfluss eröffnen. Heileurhythmie kann die Harmonie der einzelnen Glieder (Nervensinnessystem, rhythmisches System, motorisches und Stoffwechselsystem) des menschlichen Organismus, die durch die Untätigkeit des Astralleibes gestört worden ist, wieder herstellen. Gibt man dem Patienten noch Fliedertee, so wird der träge Stoffwechsel, der sich nach und nach durch die Untätigkeit des Astralleibes eingestellt hat, wieder normal gemacht. Wir konnten bei diesem Patienten eine vollständige Heilung konstatieren.

Dritter Fall

31-jähriger Patient, Künstler, suchte während einer Konzertreise unsere Klinik auf, ist in einem Zustande starker entzündlicher Funktionsstörung der Harnorgane; katarrhalische Erscheinungen, Fieber, übermüdeter Körper, allgemeine Schwäche, Arbeitsunfähigkeit.

Die Anamnese ergibt, dass der gleiche Zustand wiederholentlich bei dem Patienten vorhanden war. Die Untersuchung der geistigen Beschaffenheit des Patienten ergibt einen überempfindlichen, zermürbten Astralleib. Als eine Folge davon erweist sich die leichte Anfälligkeit des physischen und des Ätherleibes für katarrhalische und entzündliche Zustände. Patient hatte schon als Kind einen schwächlichen, vom Astralleib unversorgten physischen Leib. Daher Masern, Scharlach, Wasserpocken, Keuchhusten, oft Angina; mit 14 Jahren Harnröhrenentzündung, die mit 29 Jahren kombiniert mit einer Blasenentzündung sich wiederholte. Mit 18 Jahren trat eine Lungen- und Brustfellentzündung auf; mit 29 Jahren bei einem Grippeanfall Rippenfellentzündung; mit 30 Jahren Stirnhöhlenkatarrh. Es ist eine fortwährende Neigung zu Bindehautkatarrh der Augen vorhanden.

Die Fieberkurve war während des zweimonatlichen Aufenthaltes des Patienten in der Klinik anfangs bis zu 38.9, ging dann herunter, um am 14. Tage wieder zu steigen; wurde später wellig zwischen 37 und 36, stieg zuweilen auch über 37 und ging bis 35 herunter. Diese Fieberkurve ist ein deutliches Bild der wechselnden Stimmungen in der Ich-Organisation. Es entsteht eine solche Kurve, wenn die Wirkungen der halb bewussten Inhalte der Ich-Organisation in den Wärmeprozessen des physischen und Ätherleibes sich ausleben, ohne durch den astralischen Leib auf einen normalen Rhythmus reduziert zu werden. Die Gesamtaktionsfähigkeit des astralischen Leibes ist in diesem Falle auf das rhythmische System konzentriert und lebt sich in demselben durch die künstlerische Begabung aus. Die anderen Systeme kommen dabei zu kurz. Eine wichtige Folge davon ist eine starke Müdigkeit und Schlaflosigkeit während der Sommerzeit. Im Sommer wird der astralische Leib durch die äußere Welt sehr in Anspruch genommen. Seine innere Aktionsfähigkeit tritt zurück. Die Kräfte des physischen und Ätherleibes werden vorherrschend. In der allgemeinen Lebensempfindung tritt das als starke Ermüdung auf. Die beeinträchtigte Aktionsfähigkeit des Astralleibes hindert denselben, sich vom physischen Leibe zu trennen. Daher tritt Schlaflosigkeit ein. Die nur mangelhafte Trennung des Astralleibes vom Ätherleibe lebt sich in aufregenden und unangenehmen Träumen aus, die von einer Empfindsamkeit dieses Leibes gegenüber den Schädigungen des physischen Organismus herrühren. Charakteristisch ist, dass die Träume diese Schädigungen des physischen Leibes in den Bildern menschlicher Verstümmelungen symbolisieren. Das Schreckhafte derselben ist ihre naturgemäße Gefühlsbetonung. Eine Folge des im Stoffwechselsystem mangelhaft funktionierenden Astralleibes ist die Neigung zur Obstipation. Durch die Selbständigkeit des Ätherleibes, der vom astralischen Leib zu wenig beeinflusst wird, kann das mit der Nahrung aufgenommene Eiweiß nicht vom pflanzlichen und tierischen Eiweiß vollständig in menschliches Eiweiß umgewandelt werden. Es wird daher im Urin Eiweiß ausgeschieden, so dass die Eiweißreaktion positiv ist. Funktioniert der astralische Leib mangelhaft, so treten im physischen Leibe Prozesse auf, die Fremdprozesse im menschlichen Organismus sind. Das Ergebnis solcher Prozesse ist die Eiterbildung. Die stellt gewissermaßen einen außermenschlichen Vorgang im Menschen dar. Es ergab sich daher im Urinsediment reiner Eiter. Diese Eiterbildung hat einen seelischen Parallelprozess. Es verarbeitet der Astralleib ebenso wenig seelisch die Lebenserfahrungen, wie physisch die Stoffe. Bilden sich außermenschliche Stoffbildungen als Eiter, so auch seelische Inhalte mit außermenschlichem Charakter als - Interesse für abnorme Lebenszusammenhänge, Ahnungen, Wahrzeichen usw.

Es handelte sich für uns nun darum, auf den astralischen Leib ausgleichend, reinigend, kräftigend einzuwirken. Da die Ich-Organisation eine sehr regsame ist, so kann ihre Tätigkeit gewissermaßen als Träger der Heilmittelwirkung benutzt werden. Man kommt der Ich-Organisation, die auf die Außenwelt eingestellt ist, am besten bei, wenn man von außen nach innen gerichtete Wirkungen anstrebt. Das erreicht man durch Umschläge. Wir gaben in den Umschlag zuerst Melilotus. Dieser wirkt auf den Astralleib so, dass derselbe in der Verteilung seiner Kräfte eine Ausgleichung erfährt und der einseitigen Hinlenkung auf das rhythmische System entgegengewirkt wird. Natürlich darf man die Umschläge nicht auf jenen Teil des Organismus legen, in dem das rhythmische System besonders konzentriert ist. Wir legten sie um die Organe, in denen der Stoffwechsel und das motorische System konzentriert sind. Kopfumschläge vermieden wir aus dem Grunde, weil der Stimmungswechsel der Ich-Organisation, der vom Kopfe ausgeht, die Wirkung paralysieren musste. Es handelte sich deshalb nun darum, den astralischen Leib und die Ich-Organisation, die für die Wirkung der Melilotus zusammengespannt werden mussten, zu fördern. Das suchten wir zu erreichen durch einen oxalsauren Zusatz, der der Klettenwurzel entnommen war. Oxalsäure wirkt so, dass die Tätigkeit der Ich-Organisation in eine solche des Astralleibes umgewandelt wird. Zu allem dem gaben wir innere Mittel in sehr schwacher Dosierung, welche die Aufgabe hatten, die Absonderungen in eine regelmäßige Eingliederung in die Astralleib-Wirkungen zu bringen. Die Absonderungen, die von der Kopforganisation aus dirigiert werden, suchten wir zu normalisieren durch schwefelsaures Kalium. Diejenigen Vorgänge, die vom Stoffwechselsystem im engeren Sinne abhängen, suchten wir durch kohlensaures Kalium zu beeinflussen. Die Harnabsonderung regelten wir durch Teucrium. Wir gaben deshalb ein Präparat, das zu gleichen Teilen bestand aus schwefelsaurem Kalium, kohlensaurem Kalium und Teucrium. Die ganze Behandlung musste mit einem sehr labilen Gleichgewicht des physischen, seelischen und geistigen Gesamtorganismus rechnen. Es musste daher durch dauerndes Bettliegen für physisches, durch seelische Ruhe für geistiges Gleichgewicht gesorgt werden, das ein Ineinanderwirken der verschiedenen Heilmittel erst möglich machte. Bewegung und Aufregung machen einen so komplizierten Heilungsprozess fast unmöglich.

Patient war nach Beendigung der Kur körperlich kräftig und gestärkt und seelisch in guter Verfassung. Dass bei einem so labilen Gesundheitszustand bei irgend einer äußeren Attacke die eine oder andere Störung wieder eintreten kann, ist selbstverständlich. Es gehört zur Gesamtheilung, dass in einem solchen Falle solche Attacken vermieden werden.

Vierter Fall

Ein Kind, das uns zweimal in die Klinik gebracht wurde, erst mit 4 Jahren, dann mit 5 1/2 Jahren.

Dazu dessen Mutter und die Schwester der Mutter. Die Diagnose führte von der Erkrankung des Kindes sowohl zu derjenigen der Mutter, wie zu der der Schwester hinüber. Für das Kind konnten wir das Folgende feststellen: Es ist ein Zwillingskind, sechs Wochen zu früh geboren. Das andere Kind war im letzten Embryonalstadium abgestorben. Mit sechs Wochen erkrankte das Kind, schrie außerordentlich viel und wurde in ein Hospital verbracht. Dort stellte man die Diagnose Pylorospasmus. Das Kind wurde teilweise von einer Amme, teilweise künstlich ernährt. Mit acht Monaten wird es vom Hospital entlassen.

Zu Hause angekommen, hatte es am ersten Tage einen Krampfanfall, der sich in den ersten zwei Monaten täglich wiederholte. Das Kind wurde dabei steif und verdrehte die Augen. Vor dem Anfall trat Ängstlichkeit und Weinen ein. Auch schielte das Kind mit dem rechten Auge und hatte Erbrechen, bevor der Anfall kam.

Mit 2 1/2 Jahren trat wieder ein Anfall ein, der fünf Stunden dauerte. Das Kind wurde wieder steif und lag wie tot da. Mit vier Jahren trat ein Anfall ein, der 1/2 Stunde dauerte. Für diesen wurde uns zum erstenmal die Begleitung mit Fiebererscheinungen gemeldet. Nach den Konvulsionen, die nach dem Zurückbringen aus dem Hospital eintraten, merkten die Eltern eine Lähmung des rechten Armes und des rechten Beines.

Mit 2 1/2 Jahren kommt das Kind zum ersten Gehversuch, der so ausfällt, dass nur das linke Bein schreiten kann und das rechte nachgezogen wird. Auch der rechte Arm bleibt willenlos. Der gleiche Zustand war noch vorhanden, als uns das Kind gebracht wurde. - Es handelte sich darum, festzustellen, wie es mit den Organisationsgliedern des Kindes stand. Dies wurde unabhängig von den Symptomen komplex versucht.

Es stellte sich eine starke Atrophie des Ätherleibes heraus, der in gewissen Teilen nur einen sehr geringen Einfluss des astralischen Leibes aufnahm. Die Gegend der rechten Brusthälfte war im Ätherleibe wie gelähmt. Dagegen zeigte sich etwas wie eine Hypertrophie des Astralleibes in der Magengegend. Nun handelte es sich darum, den Symptomenkomplex mit diesen Befunden in Einklang zu bringen. Es ist zweifellos durch den astralischen Leib eine starke Inanspruchnahme des Magens bei der Verdauung vorhanden, die sich aber wegen der Lähmung des Ätherleibes beim Übergange vom Darm in die Lymphgefäße staut. Dadurch ist das Blut unterernährt. Wir müssen die Brechreizerscheinungen daher als besonders wichtige Symptome nehmen. Krämpfe treten immer ein, wenn der ätherische Leib atrophisch wird und der astralische einen unmittelbaren Einfluss auf den physischen Leib erlangt ohne Vermittlung des Ätherleibes. Das war bei dem Kinde im höchsten Maße vorhanden. Wenn dieser Zustand während der Wachstumsperiode, wie es hier der Fall war, dauernd wird, so fallen diejenigen Vorgänge aus, welche das motorische System zur normalen Aufnahme des Willens geeignet machen. Das zeigte sich bei dem Kinde bei der Unbrauchbarkeit der rechten Seite. - Wir mussten nun den Zustand des Kindes mit dem der Mutter in Verbindung bringen. Diese ist 37 Jahre alt, als sie zu uns kommt. Sie gibt an, mit 13 Jahren schon so groß gewesen zu sein wie gegenwärtig. Sie hatte früh schlechte Zähne, litt als Kind an Gelenkrheumatismus, behauptet rhachitisch gewesen zu sein. Die Menses traten verhältnismäßig früh ein.

Die Patientin erklärt, mit 16 Jahren eine Nierenkrankheit gehabt zu haben, und spricht auch von krampfartigen Zuständen, die sie gehabt hat. Mit 25 Jahren Obstipation wegen Krampf des Sphinkter ani, der gedehnt werden musste. Hat auch jetzt bei der Entleerung Krampf. Der ohne Schlussfolgerung aus dem Symptomenkomplex in unmittelbarer Anschauung festgestellte Befund ergibt eine außerordentliche Ähnlichkeit mit dem des Kindes. Nur erweist sich alles in viel milderer Form. Man muss berücksichtigen, dass der Ätherleib des Menschen zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife seine besondere Entwicklung erfährt. Dies kommt bei der Patientin dadurch zum Ausdruck, dass die verfügbaren Kräfte des Ätherleibes, die wenig stark sind, ein Wachstum nur bis zur Geschlechtsreife möglich machen.

Mit dieser beginnt die besondere Entwicklung des Astralleibes, der mit seiner Hypertrophie nun den Ätherleib überwuchert und zu stark in die physische Organisation eingreift. Das tritt in dem stehen bleibenden Wachstum mit dem 13. Jahre zutage. Dabei ist die Patientin keineswegs zwerghaft, sondern sehr groß, was davon herrührt, dass die zwar geringen, aber vom Astralleibe ungehemmten Wachstumskräfte des Ätherleibes eine starke Volumenausdehnung des physischen Körpers bewirkten.

Diese Kräfte konnten dann noch nicht regulär in die Funktionen des physischen Leibes eingreifen. Das zeigte sich in dem Auftreten des Gelenkrheumatismus und später in den Krampfzuständen. Durch die Schwäche des Ätherleibes tritt eine besonders starke Wirkung des Astralleibes auf den physischen Leib ein.

Diese Wirkung ist eine abbauende. Sie wird in der normalen Lebensentwicklung durch die Aufbaukräfte im Schlafe, wenn der Astralleib von dem physischen und Ätherleib getrennt ist, ausgeglichen. Ist der Ätherleib zu schwach, wie im Falle unserer Patientin, so tritt ein Überschuss des Abbaues ein, was sich bei ihr darin zeigte, dass die Zähne schon im 12. Jahre die erste Plombe notwendig machten. Wird der Ätherleib noch besonders in Anspruch genommen, wie in der Schwangerschaft, so tritt jedesmal eine Verschlechterung der Zähne ein. Die Schwäche des Ätherleibes in Bezug auf seine Verbindung mit dem Astralleibe zeigt sich noch besonders in der Häufigkeit der Träume und im gesunden Schlaf, der bei der Patientin vorhanden ist, trotz aller Unregelmäßigkeit. Die Schwäche des Ätherleibes zeigt sich auch darinnen, dass im physischen Körper durch den Ätherleib nicht bewältigte Fremdprozesse sich abspielen, die im Urin als Eiweiß, vereinzelte hyaline Zylinder und Salze sich zeigen.

Merkwürdig ist die Verwandtschaft dieser Krankheitsprozesse mit denen der Schwester der Mutter. Der Befund in Bezug auf die Zusammensetzung der Teile der menschlichen Wesenheit ist fast ganz derselbe. Schwach wirkender Ätherleib, daher Überwiegen des Astralleibes. Nur ist der Astralleib selbst schwächer als bei der Schwester. Es kommt daher ebenso wie bei dieser zum frühen Eintritt der Menses, aber es treten bei ihr statt der Entzündungen bloße Schmerzen auf, die von einer Irritierung der Organe, z. B. der Gelenke herrühren. In den Gelenken muss der Ätherleib besonders tätig sein, wenn die Vitalität normal vor sich gehen soll. Ist die Tätigkeit des Ätherleibes schwach, so wird die Tätigkeit des physischen Leibes überwiegend, was sich hier in Schwellungen und in chronischer Arthritis zeigt. Auf die Schwäche des Astralleibes, der zu wenig auf das subjektive Empfinden wirkt, weist die Vorliebe zu süßen Speisen hin, welche das Empfinden des Astralleibes erhöhen. Ist der schwache Astralleib durch das Tagesleben noch dazu abgenutzt, so treten, wenn das Schwachsein erhalten bleibt, die Schmerzen bedeutender auf. Patientin klagt über die Zunahme der Schmerzen abends. Der Zusammenhang der Krankheitszustände der drei Patienten weist in der Aszendenz auf die den beiden Schwestern vorangegangene Generation hin, insbesondere auf die Großmutter des Kindes. Bei dieser muss die Ursache gesucht werden. Das gestörte Gleichgewicht zwischen Astral- und Ätherleib bei allen drei Patienten kann nur in einem ebensolchen bei der Großmutter des Kindes begründet sein. Diese Unregelmäßigkeit muss in der mangelhaften Ausbildung der embryonalen Ernährungs-Organe, insbesondere der Allantois durch Astral- und Ätherleib der Großmutter bedingt sein. Diese mangelhafte Ausbildung der Allantois muss bei allen drei Patienten gesucht werden.

Bei uns wurde sie zunächst auf rein geisteswissenschaftliche Art festgestellt. Die physische Allantois metamorphosiert sich, ins Geistige hinübergehend, in der Tüchtigkeit der Kräfte des Astralleibes. Eine degenerierte Allantois erzeugt eine verminderte Tüchtigkeit des Astralleibes, die sich insbesondere in allen motorischen Organen äußert. Alles dieses ist bei den drei Patienten der Fall. Man kann wirklich aus der Beschaffenheit des Astralleibes diejenige der Allantois erkennen. Man wird daraus ersehen, dass unser Hinweis auf die Aszendenz nicht einer gewagten Phantasie-Schlussfolgerung, sondern einer wirklichen geisteswissenschaftlichen Beobachtung entstammt.

Wen diese Wahrheit irritiert, dem möchten wir sagen, dass unsere Ausführungen durchaus nicht dem Triebe zum Paradoxen, sondern dem Verlangen, die nun einmal vorhandene Erkenntnis niemandem vorzuenthalten, entsprungen sind. Die mystischen Begriffe der Vererbung werden ja stets dunkel bleiben, wenn man sich scheut, die Metamorphose vom Physischen zum Geistigen und umgekehrt in der Folge der Generationen anzuerkennen.

Therapeutisch kann eine solche Einsicht ja nur dazu führen, eine Ansicht zu bekommen, an welchem Punkte man mit dem Heilungsprozess anzusetzen hat. Würde man nicht in einer solchen Art an das Hereditäre verwiesen worden sein, sondern einfach die Unregelmäßigkeit im Zusammenhange zwischen Ätherleib und Astralleib bemerkt haben, - so hätte man Heilmittel angewendet, welche auf diese beiden Teile des Menschen wirken. Diese würden aber in unserem Falle unwirksam geblieben sein, weil die Schädigung, die durch Generationen hindurch geht, zu tief liegt, um in diesen Gliedern der menschlichen Organisation selbst ausgeglichen zu werden. Man muss in einem solchen Falle auf die Ich-Organisation wirken und in dieser alles zur Auswirkung bringen, was auf die Harmonisierung und Stärkung von Äther- und Astralleib Bezug hat. Man kann das erreichen, wenn man in gewissermaßen verstärkten Sinnesreizen (Sinnesreize wirken auf die Ich-Organisation) der Ich-Organisation beikommt. Bei dem Kinde wurde dies auf folgende Art versucht: es wurde eine Bandage der rechten Hand mit einer 5-prozentigen Pyritsalbe und gleichzeitig Einreiben der linken Kopfhälfte mit Kaiserschwammsalbe angewendet. Der Pyrit, eine Verbindung von Eisen und Schwefel, wirkt äußerlich angewendet so, dass er die Ich-Organisation anregt, den Astralleib lebhafter zu machen und seine Affinität zum Ätherleib zu vergrößern.

Die Kaiserschwammsubstanz mit ihrem besondern Inhalte an organisiertem Stickstoff wirkt so, dass eine Wirkung vom Kopfe ausgeht, die durch die Ich-Organisation den Ätherleib lebhafter macht und dessen Affinität zum Astralleibe erhöht. Der Heilungsprozess wurde unterstützt durch Heileurhythmie, die die Ich-Organisation als solche in rege Tätigkeit versetzt. Dadurch wird, was äußerlich angewendet wird, in die Tiefen der Organisation geleitet. Der damit eingeleitete Heilungsprozess wurde dann noch verstärkt durch Mittel, welche Astral- und Ätherleib besonders empfindlich machen sollten für die Wirkung der Ich-Organisation. In rhythmischer Tagesfolge wurden dazu angewendet Bäder mit einer Auskochung von Solidago, Rückenabreibungen mit Auskochung von Stellaria media und innerlich Tee von Weidenrinde (besonders auf die Empfänglichkeit des Astralleibes wirkend) und Stannum 0,001 (besonders den Ätherleib empfänglich machend). Wir gaben auch noch Mohnsaft in schwacher Dosierung, um die geschädigte Eigenorganisation gegenüber den Heilwirkungen zurücktreten zu lassen. -

Bei der Mutter wurde mehr die letzte Therapie angewendet, weil, als in einer Generation höherstehend, die Vererbungskräfte ja weniger gewirkt haben. Das Gleiche gilt für die Schwester der Mutter.

Wir konnten noch, als das Kind in der Klinik war, konstatieren, dass es sich leichter dirigieren ließ und zu einer besseren seelischen Verfassung kam. Es wurde z. B. gehorsamer; und die Bewegungen, die es sonst sehr ungeschickt machte, bewirkte es geschickter. Nachträglich wurde uns von der Tante berichtet, dass mit dem Kinde eine große Veränderung vorgegangen wäre. Es ist ruhiger geworden, das Übermaß unwillkürlicher Bewegungen hat abgenommen; es ist so geschickt geworden, dass es allein spielen kann; und in seelischer Beziehung ist der frühere Eigensinn verschwunden.

Fünfter Fall

Eine 26-jährige Patientin kam in unsere Klinik mit den schweren Folgen einer Grippe, die 1918 mit Lungenkatarrh verbunden durchgemacht worden ist, und die einer 1917 abgelaufenen Brustfellentzündung gefolgt war. Seit der Grippe konnte sich die Patientin nicht mehr so recht erholen. 1920 war sie sehr abgemagert, schwach und hatte leichtes Fieber und Nachtschweiße. Bald nach der Grippe setzten Kreuzschmerzen ein, die sich bis ins Spätjahr 1920 fortwährend steigerten; und dann zeigte sich unter heftigen Schmerzen eine Verkrümmung im Kreuz. Auch trat eine Schwellung des rechten Zeigefingers ein.

Eine Liegekur brachte angeblich Besserung der Rückenschmerzen.

Als Patientin bei uns ankam, hatte sie einen Senkungsabszess am rechten Oberschenkel, aufgetriebenen Leib mit etwas Ascites und über den Lungenspitzen katarrhalische Geräusche, sowohl rechts als links. Verdauung und Appetit ist gut. Urin ist konzentriert, zeigt Spuren von Eiweiß. Die geisteswissenschaftliche Untersuchung ergab: Überempfindlichkeit des Astralleibes und der Ich-Organisation; eine solche Abnormität drückt sich zunächst im Ätherleibe dadurch aus, dass derselbe nicht die eigentlichen Ätherfunktionen, sondern einen ätherischen Abdruck der Astralfunktionen entwickelt. Die Astralfunktionen sind abbauende. Es mussten sich daher die Vitalität und der normale Prozess in den physischen Organen verkümmert zeigen.

Das ist immer verbunden mit gewissermaßen außermenschlichen Prozessen, die sich im menschlichen Organismus abspielen. Der Senkungsabszess, die Rückenschmerzen, die Aufgetriebenheit des Leibes, die katarrhalischen Erscheinungen der Lungen und auch die mangelhafte Eiweißverarbeitung rühren davon her. Es handelt sich bei der Therapie darum, die Empfindlichkeit des Astralleibes und der Ich-Organisation herabzusetzen. Man erreicht das dadurch, dass man Kieselsäure verabreicht, welche immer die Eigenkraft gegenüber der Empfindlichkeit verstärkt. Wir taten es in diesem Falle, indem wir pulverisierte Kieselsäure in die Speisen taten und als Klystiere gaben. Ebenso leiteten wir die Empfindlichkeit ab, indem wir auf den unteren Rücken Senfpflaster legten. Dessen Wirkung beruht darauf, dass es von sich aus die Empfindlichkeit bewirkt und sie dadurch dem Astralleib und der Ich-Organisation abnimmt. Durch einen Prozess, der die Überempfindlichkeit des Astralleibes im Verdauungstrakt dämpft, erreichten wir ein Ableiten dieser astralischen Tätigkeit auf den Ätherleib, wo sie normalerweise sein soll. Wir bewirkten das durch geringe Dosen von Kupfer und Carbo animalis. Der Möglichkeit, dass sich der Ätherleib der ihm ungewohnten normalen Verdauungstätigkeit entzieht, begegnen wir, indem wir Pankreassaft gaben.

Der Senkungsabszess wurde einige Male punktiert. Es entleerten sich durch Aspiration große Eitermengen. Der Abszess ging zurück und die Bauchschwellung nahm ab, indem die Eiterbildung stetig nachließ und zuletzt verschwand. Während der Eiter noch floss, wurden wir eines Tages überrascht durch einen erneuten Fieberanstieg. Derselbe erschien uns nicht unerklärlich, da bei der oben geschilderten Konstitution des Astralleibes geringe psychische Aufregungen solches Fieber bewirken können. Man muss aber unterscheiden zwischen der Erklärlichkeit des Fiebers in solchen Fällen und seiner stark schädigenden Wirkung. Denn es ist unter den angegebenen Voraussetzungen solches Fieber geradezu der Vermittler für ein tiefgehendes Eingreifen der Abbauprozesse in den Organismus. Und man muss sogleich für eine Stärkung des Ätherleibes sorgen, damit diese die schädigende Wirkung des Astralleibes paralysiert. Wir wandten hochpotenzierte Silberinjektionen an und erreichten Rückgang des Fiebers.

Patientin hat die Klinik mit 20 Pfund Gewichtszunahme und in gestärktem Zustande verlassen.

Wir geben uns keiner Täuschung darüber hin, dass in diesem Falle noch eine Nachkur die Heilung befestigen muss.

Zwischenbemerkung

Durch die bisher behandelten Fälle wollten wir die Prinzipien charakterisieren, nach denen wir aus der Diagnose die Heilmittel suchen. Um die Sache anschaulich zu machen, nahmen wir Fälle, in denen sehr individuell vorgegangen werden musste. Doch sind von uns auch typische Heilmittel hergestellt worden, die für typische Krankheiten angewendet werden können. Wir wollen nun einige Fälle behandeln, in denen wir solche typischen Mittel anwendeten.

Sechster Fall. Heufieberbehandlung.

Wir hatten einen Patienten mit schweren Heufiebererscheinungen. Derselbe litt schon seit Kindheit darunter. Er kam in unsere Behandlung im 40. Lebensjahr. Für diesen Krankheitszustand haben wir unser «Gencydo»-Präparat. Dasselbe wurde bei dem Patienten in der Zeit angewendet, in der - es war im Mai - die Krankheit am heftigsten auftrat. Wir behandelten den Patienten mit Injektionen und lokal durch Pinselung mit der «Gencydo»-Flüssigkeit in der Nase. Nachdem eine deutliche Besserung zu einer Zeit eingetreten war, in der der Patient in früheren Jahren von den Heufiebererscheinungen noch schwer geplagt wurde, machte derselbe eine Reise und konnte uns von derselben berichten, dass er sich unvergleichlich wohler als in früheren Jahren befand. Im nächsten Jahre war er zur Heufieberzeit wieder auf einer Reise von Amerika nach Europa und hatte nur einen viel leichteren Anfall als früher. Die Wiederholung der Behandlung ergab für dieses Jahr einen durchaus erträglichen Zustand. Um die Heilung gründlich zu machen, wurde die Behandlung auch im nächsten Jahre vorgenommen, trotzdem ein eigentlicher Anfall nicht vorhanden war. Für ein weiteres Jahr schilderte Patient wörtlich seinen Zustand folgendermaßen:

«Im Frühling 1923 begann ich die Behandlung wieder, weil ich neue Attacken erwartete. Ich fand, dass meine Nasenschleimhaut weit weniger empfindlich als früher war. Ich musste mich arbeitend aufhalten inmitten von Grasblüten und Pollen-erzeugenden Bäumen. Auch ritt ich den ganzen Sommer hindurch über heiße und staubige Straßen. Aber mit Ausnahme eines einzigen Tages traten keinerlei Symptome von Heufieber den ganzen Sommer auf; ja, ich habe allen Grund, zu glauben, dass der einzige Tag mir nur eine Erkältung brachte und keinen Heuschnupfenanfall. Seit 35 Jahren war dies das erste Jahr, dass ich ungehindert mich aufhalten und arbeiten konnte in einer Umgebung, in der ich in früheren Jahren eine wahre Hölle erlebte.»

Siebenter Fall. Sklerosebehandlung

Eine 61-jährige Patientin erscheint in unserer Klinik mit Sklerose und Albuminurie. Der augenblickliche Zustand ist ausgelöst durch eine Influenza mit leichtem Fieber und Magen- und Darmstörungen. Seit dem Influenzaanfall fühlt sich Patientin nicht mehr wohl. - Sie klagt über Schwere des Atmens beim Aufwachen, Schwindelanfälle, ein Gefühl von Klopfen in Kopf, Ohren und Händen, das sich besonders beim Aufwachen lästig bemerkbar macht, aber auch beim Gehen und Steigen sich einstellt.

Der Schlaf ist gut. Es ist Neigung zur Obstipation vorhanden. Im Urin Eiweiß. Blutdruck 185 mm Quecksilber. Wir gingen zunächst von der Sklerose aus, die an der Übertätigkeit des Astralleibes bemerkbar ist. Der physische Leib und der Ätherleib sind nicht imstande, die volle Tätigkeit des Astralleibes aufzunehmen. Es bleibt in einem solchen Falle eine Übertätigkeit des Astralleibes übrig, die vom physischen und Ätherleibe nicht resorbiert wird. Eine normale feste Haltung der menschlichen Organisation ist nur möglich, wenn diese Resorption eine vollständige ist. Sonst macht sich der nicht resorbierte Teil, wie es hier der Fall ist, durch Schwindel und namentlich durch subjektive Sinnesillusionen, wie Klopfen usw. geltend. Auch ergreift dieser nicht resorbierte Teil die aufgenommenen Substanzen und drängt ihnen Prozesse auf, bevor sie in den normalen Stoffwechsel eingedrungen sind. Das kommt zum Vorschein in der Neigung zur Obstipation und im Eiweißabgang; ebenso in den Magen- und Darmstörungen. Der Blutdruck wird in einem solchen Falle erhöht, weil die Übertätigkeit des Astralleibes auch die Ichtätigkeit erhöht und diese sich im erhöhten Blutdruck offenbart.

Wir behandelten den Fall in der Hauptsache mit unserem «Skleron»; wir fügten nur zur Unterstützung Belladonna in sehr geringer Dosis hinzu, um den Schwindelanfällen auch augenblicklich zu begegnen. Wir gebrauchten Hollundertee, um der Verdauung förderlich zu sein, regulierten den Stuhl durch Klystiere und Abführtee und verordneten eine salzlose Diät, weil Salze der Sklerose unterstützend beispringen. Wir erreichten eine verhältnismäßig rasche Besserung. Die Schwindelanfälle gingen zurück, sowie auch das Klopfen. Der Blutdruck ging auf 112 zurück. Das subjektive Befinden besserte sich zusehends. Die Sklerose machte in dem darauffolgenden Jahre keine Fortschritte. Nach einem Jahre kam Patientin wieder mit einem geringeren Grade der Symptome. Durch eine ähnliche Behandlung trat eine weitere Besserung ein; und an der Patientin ist deutlich bemerkbar, nachdem längere Zeit seit der Behandlung verflossen ist, dass die Sklerose keine weitere Degeneration des Organismus hervorruft. Die für die Sklerose charakteristischen äußern Symptome sind in Rückbildung begriffen und das schnelle Altern, von dem Patientin vorher ergriffen war, ist nicht mehr vorhanden.

Achter Fall. Eine Struma-[Kropf]-Behandlung

Die Patientin kam im 34. Lebensjahre zu uns. Sie stellt den Typus eines Menschen dar, der in seiner seelischen Gesamtverfassung stark von einer gewissen Schwere und inneren Brüchigkeit des physischen Leibes beeinflusst wird. Es scheint, dass jedes Wort, das sie spricht, eine Anstrengung kostet. Außerordentlich charakteristisch ist die Konkavität der Gesamtform des Gesichtes; die Nasenwurzel ist wie etwas, was im Organismus zurückgehalten wird. Die Patientin gibt an, dass sie seit der Schulzeit schon zart und kränklich war. Von eigentlichen Krankheiten hat sie nur leichte Masern durchgemacht. Sie hat immer blasses Aussehen, viel Müdigkeit und schlechten Appetit gehabt. Sie wurde von Arzt zu Arzt geschickt, wobei nacheinander folgende Diagnosen festgestellt wurden: Lungenspitzenkatarrh, Magenkatarrh, Blutarmut. In ihrem eigenen Bewusstsein hatte die Patientin, dass sie weniger körperlich krank sei, dafür aber mehr seelisch. Wir wollen nun nach diesem Teil der Anamnese den geisteswissenschaftlichen Befund anführen, um nachher an demselben alles Weitere zu prüfen.

Bei der Patientin zeigt sich eine hochgradige Atonie des Astralleibes. Dadurch ist die Ich-Organisation vom physischen und Ätherleib zurückgestaut. Das ganze Bewusstseinsleben ist wie von einer leisen dumpfen Schläfrigkeit durchzogen. Der physische Leib ist den Prozessen ausgesetzt, die von den eingeführten Stoffen herrühren. Dadurch werden diese Stoffe in Teile der menschlichen Organisation umgewandelt. Der Ätherleib wird vom Ich und astralischen Leib in seiner kohärenten Vitalität zu stark herabgedämpft, wodurch die inneren Empfindungen, nämlich das allgemeine Lebensgefühl und das Gefühl der Körperstatik viel zu lebhaft, die Regsamkeit der äußeren Sinne viel zu dumpf werden. Es müssen daher alle körperlichen Funktionen einen Weg nehmen, wodurch sie in Disharmonie zueinander stehen. Es ist nicht anders möglich, als dass bei der Patientin das Gefühl auftritt, sie könne die Funktionen ihres Körpers vom Ich aus nicht zusammenhalten. Das erscheint ihr wie eine seelische Ohnmacht. Deshalb sagt sie, sie sei mehr seelisch als körperlich krank. Steigert sich die Ohnmacht des Ich und astralischen Leibes, so müssen in den verschiedenen Körperteilen Krankheitszustände auftreten, worauf auch die verschiedenen Diagnosen hinweisen. Die Ohnmacht des Ich drückt sich in Unregelmäßigkeiten solcher Drüsen aus, wie Schilddrüse, Nebennieren; ferner in Unregelmäßigkeiten des Magen- und Darmsystems.

All dies ist bei der Patientin zu erwarten und tatsächlich zu konstatieren. Ihre Struma und die Verfassung des Magen- und Darmsystems entsprechen ganz dem geisteswissenschaftlichen Befund. Sehr charakteristisch ist das Folgende. Durch die Ohnmacht des Ichs und des astralischen Leibes wird ein Teil des Schlafbedürfnisses schon während des Wachens absolviert und es ist daher der Schlaf viel weniger tief als beim normalen Menschen. Das erscheint der Patientin als hartnäckige Schlaflosigkeit.

Damit hängt es zusammen, dass sie das Gefühl hat, leicht einzuschlafen und leicht aufzuwachen. Ebenso hängt es zusammen, dass sie viele Träume zu haben glaubt, die aber nicht eigentliche Träume sind, sondern Mischungen von Träumen und Wacheindrücken. Sie bleiben deshalb nicht in der Erinnerung und sind nicht stark erregend, weil die Reizstärke herabgestimmt ist. Die Ohnmacht des Ich äußert sich in den innern Organen zuerst in den Lungen. Lungenspitzenkatarrhe sind eigentlich immer der Ausdruck der schwachen Ich-Organisation. Der durch das Ich nicht vollzogene Stoffwechsel offenbart sich in Rheumatismus. Subjektiv kommt das Ganze zum Ausdruck in der allgemeinen Müdigkeit. Die Menses traten mit 14 Jahren ein; die schwache Ich-Organisation liefert keine genügende Kraftentfaltung, um den in Fluss gekommenen Menstrualprozess wieder zurückzuschrauben. Die Arbeit des Ich bei diesem Zurückschrauben kommt als Empfindung durch jene Nerven zum Bewusstsein, die in der Kreuzbeingegend in das Rückenmark münden. Nerven, durch die nicht genügend die Ströme der Ich-Organisation und des Astralleibes gehen, schmerzen. Patientin klagt über Kreuzschmerzen bei der Periode. Das alles führt auf folgende Art zur Therapie. Wir haben gefunden, dass Colchicum autumnale einen starken Reiz auf den Astralleib ausübt und zwar auf denjenigen Teil, welcher der Hals- und Kopf-Organisation entspricht.

Colchicum autumnale wird daher von uns bei allen denjenigen Krankheiten gegeben, die in der Struma ihr wichtigstes Symptom haben. Wir gaben daher Patientin dreimal täglich 5 Tropfen unseres Colchicumpräparates, wodurch die Strumageschwulst zurückgegangen ist und die Patientin sich erleichtert fühlte.

Hat man auf diese Weise den Astralleib gestärkt, so vermittelt er auch eine bessere Funktion des Ich-Organismus, wodurch die Mittel, die auf Verdauungs- und Fortpflanzungsorgane wirken können, im Organismus ihre Kraft erhalten. Wir haben als solches Mittel angewendet Wermutklystiere, die wir mit Öl versetzten, weil Öl im Verdauungstrakt exzitierend wirkt. Wir haben mit diesem Mittel eine bedeutende Besserung erzielt. Wir glauben, dass diese Therapie ihre besonders günstigen Einwirkungen um das 35. Lebensjahr des Menschen entfalten kann, weil zu dieser Zeit die Ich-Organisation eine starke Affinität zu dem übrigen Organismus hat und auch dann, wenn sie schwach ist, leicht angeregt werden kann.

Patientin war, als sie zu uns kam, 34 Jahre alt.

Neunter Fall. Migräneartige Zustände im Klimakterium

Die Patientin kam mit 55 Jahren zu uns. Sie gibt an, ein zartes und schwächliches Kind gewesen zu sein; in der Kindheit Masern, Scharlach, Windpocken, Keuchhusten und Mumps gehabt zu haben. Die Menses traten mit 14-15 Jahren auf. Die Blutungen waren von Anfang an sehr stark und schmerzhaft. Im 40. Lebensjahre wurde eine Totalexstirpation wegen einer Geschwulst im Unterleibe vollzogen. Die Patientin gibt ferner an, dass sie alle drei bis vier Wochen seit dem 35. Jahre einen dreitägigen migräneartigen Kopfschmerz gehabt, der sich im 46. Jahre zu einer drei Tage dauernden, mit Bewusstlosigkeit verbundenen Kopfkrankheit verstärkte.

Der gegenwärtige geisteswissenschaftliche Befund ist: allgemeine Schwäche der Ich-Organisation, die sich darin äußert, dass die Tätigkeit des Ätherleibes nicht genügend von der Ich-Organisation abgelähmt wird. Dadurch entsteht eine Ausbreitung der vegetativen organischen Tätigkeiten über das Kopf- und Nervensinnes-System, die in einer solchen Stärke bei normaler Ich-Organisation nicht vorhanden ist. Mit diesem Befund stimmen gewisse Symptome zusammen. Ein erstes ist ein häufiger Urindrang. Derselbe rührt davon her, dass dem normal entwickelten Astralleib, welcher die Nierenabsonderung regelt, keine sie normal zurückhaltende, genügend starke Ich-Organisation gegenübersteht. Ein zweites Symptom ist das späte Einschlafen und das müde Aufwachen. Der Astralleib geht schwer aus dem physischen und Ätherleib heraus, weil das Ich ihn nicht genügend stark herauszieht. Ist das Aufwachen erfolgt, so wird die vitale Tätigkeit, die aus dem Schlafe nachwirkt, wegen des schwachen Ichs als Ermüdung empfunden. Ein drittes Symptom sind die wenigen Träume. Die Ich-Organisation prägt dem Astralleibe nur schwache Bilder ein, die sich nicht in lebhaften Träumen äußern können.

Diese Erkenntnisse führen uns zur folgenden Therapie: wir mussten der Ich-Organisation den Weg zum physischen und Ätherleibe bahnen. Wir taten es durch 2 % Kleesalzkompressen auf die Stirn des Abends und Umschläge mit 7 % Urtica dioica-Lösung des Morgens am Unterleib, mit 20% Lindenblütenlösung des Mittags an den Füßen. Dadurch soll erreicht werden, dass während der Nacht die vitale Tätigkeit abgeschwächt werde; das Kleesalz, das im Organismus die Funktion der Unterdrückung einer zu großen vitalen Tätigkeit ausübt, bewirkte dieses.

Morgens mussten wir dafür sorgen, dass die Ich-Organisation den Weg in den physischen Leib findet. Dies geschieht durch eine Anregung der Blutzirkulation. Die Eisenwirkung der Brennesselwirkung ist zu diesem Zwecke angewendet worden. Es blieb also noch übrig, im Laufe des Tages die Durchdringung des physischen Körpers mit der Ich-Organisation zu fördern. Das geschah durch die ableitende Zugwirkung der Lindenblüte am Mittag. Nun traten bei der Patientin die geschilderten Kopfschmerzen mit ihrer Steigerung im 46. Lebensjahre auf. Diese Kopfschmerzen mussten wir in Zusammenhang bringen mit der durch die Exstirpation ausfallenden Periode und die Steigerung mit Bewusstlosigkeit für ein Kompensationssymptom des Klimakteriums. Wir versuchten zunächst Besserung zu erzielen mit Antimon.

Dasselbe hätte die Besserung erzeugen müssen, wenn der allgemeine, unter der Regulierung der Ich-Organisation stehende Stoffwechsel in Betracht gekommen wäre. Die Besserung wurde dadurch nicht erzielt. Es War dadurch der Beweis erbracht, dass der relativ selbständige Teil der Ich-Organisation, der vorzüglich die Fortpflanzungsorgane reguliert, in Betracht kommt. Dafür sehen wir in der Wurzel der Potentilla-Tormentilla bei sehr starker Verdünnung ein Spezifikum, und in der Tat, dies wirkte.

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