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Unter Hammer und Hakenkreuz

Von Lorenzo Ravagli

Unter Hammer und Hakenkreuz. Der völkisch-nationalsozialistische Kampf gegen die Anthroposophie

Ravaglis Untersuchung zeigt die bedeutende Rolle, die die Anthroposophie im gesellschaftlichen Diskurs der wilhelminischen Ära und der Weimarer Republik spielte. Sie dokumentiert, in welcher Form sich die militant-konservativen und rechts-revolutionären Kreise dieser Gesellschaft von der Anthroposophie absetzten. Dadurch ergibt sich ein völlig neuer Blick auf die frühe anthroposophische Bewegung. Ist Rudolf Steiner in die völkische, die alldeutsche oder deutsch-nationale Bewegung einzuordnen? Diese Behauptung wird von manchen Autoren aufgestellt, die Steiner als deutschen Chauvinisten, als Befürworter des Imperialismus, der Rassenhygiene, ja als Esoteriker des Nationalsozialismus zu denunzieren versuchen. Die vorliegende Untersuchung stellt die Kampagnen und Intrigen dar, die vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Machtergreifung der NSDAP aus dem rechtskonservativen bis rechtsextremen politischen Spektrum gegen die Anthroposophie inszeniert wurden. Die bedeutendsten völkischen und nationalistischen Verbände der Kaiserzeit und der Weimarer Republik gehörten zu den erklärten Feinden der Anthroposophie. Lorenzo Ravagli rekonstruiert den fundamentalen Gegensatz zwischen der Anthroposophie und jeder Art von völkischer Bewegung.

Der zweite Teil des Buches vermittelt einen Einblick in die weltanschaulichen Konflikte innerhalb der theosophischen Bewegung und arbeitet die grundlegenden Differenzen zwischen dem von Guido von List konzipierten Armanismus bzw. der Ariosophie und der Anthroposophie Rudolf Steiners heraus. Dabei wird deutlich, dass ein erheblicher Teil der theosophischen Gegner der Anthroposophie aus Anhängern der völkischen Bewegung bestand, die versuchten, die humanistischen und menschheitlichen Ziele der Theosophie bzw. Anthroposophie für ihre gruppenegoistischen Ziele zu vereinnahmen.


Die Tschechen

Wenden wir uns den Tschechen zu, im Hinblick auf deren nationale Forderungen Steiner 1888 jene Bemerkungen über die Slawen fallen ließ, die ihm der Ökolinke Bierl als Bekundung eines deutschnationalen Chauvinismus zum Vorwurf macht und die Anlass für diese historischen Erörterungen sind. Wie wir gesehen haben, könnte man Steiner genau so gut vorwerfen, er hätte eine marxistische Position übernommen. In Wahrheit hatte aber seine Ablehnung der tschechischen Forderungen nach einem Nationalstaat einen ganz anderen Hintergrund: die Verurteilung von Nationalismus ganz gleich welcher Art.

Brigitte Hamann fasst die historische Entwicklung Ende des 19. Jahrhunderts in ihrem Buch Hitlers Wien treffend zusammen, wenn sie schreibt: »Die Tschechen waren in Cisleithanien gleich hinter den Deutschen die mächtigste Nation mit hoher Bildung und großer wirtschaftlicher Produktivität. Sie machten den Deutschböhmen harte Konkurrenz, zumal sie als Arbeitskräfte billiger waren. Unter dem starken nationalen Druck wanderten viele deutschböhmische Arbeiter nach Sachsen oder Niederösterreich ab. Tschechen wanderten zu, und so tendierten manche bisher deutschsprachige Orte zur Zweisprachigkeit, und dies um so mehr, als die tschechische Geburtenrate weit höher als die deutsche war. ... Ein Beispiel: Die südböhmische Stadt Budweis war um 1850 eine fast rein deutsche Stadt, 1880 hielten sich Deutsche und Tschechen die Waage, 1910 hatten die Deutschen nur noch einen Anteil von 38,2 Prozent bei abnehmender Tendenz. In Prag inklusive der Vorstädte lebten 1880 noch 228.019 Tschechen und 41.975 Deutsche, also rund 82 Prozent gegenüber 18 Prozent. 1900 war das Verhältnis schon 92,3 Prozent zu 7,5 Prozent.«167 Hamann fährt fort: »Klagen über eine »Slawisierung« waren keineswegs auf Anhänger der radikal-nationalen Parteien beschränkt. Deutschbewußt, freilich in verschiedener Intensität, waren alle deutschen Parteien bis zu den deutschen Sozialdemokraten, den liberalen Parteien, den Christlichsozialen. Einem Elitebewusstsein auf der deutschen Seite stand auf der tschechischen Seite ein kraftvolles, wachsendes nationales und wirtschaftliches Selbstbewusstsein gegenüber.«168

Ganz ähnlich Jiri Koralka und R.J. Crampton in ihrem Beitrag zum Geschichtswerk über die Habsburgermonarchie der österreichischen Akademie der Wissenschaften 1980: »Wenn man das soziale und politische Niveau an der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts vergleicht, ist es wohl keine Übertreibung zu behaupten, dass die Tschechen unter jenen Völkern Europas, die keinen eigenen Nationalstaat besaßen, gesellschaftlich am höchsten entwickelt waren ... Trotz aller verhältnismäßigen Reife fehlte jedoch der tschechischen Nationalgesellschaft vor 1918 ein ungezwungenes Verhältnis zum Staat, wie es im westlichen und nördlichen Europa gang und gäbe war«169, was natürlich nicht verwunderlich ist, da es den Tschechen bis zum I. Weltkrieg verwehrt war, die von ihnen angestrebte Eigenstaatlichkeit innerhalb oder notfalls auch außerhalb der Habsburgermonarchie auszubilden.

Ebenso Fischel 1919 über die Zeit nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich:

»In Österreich, d.i. der westlichen Reichshälfte, besaßen die Deutschen ... nicht die Mehrheit. Doch waren sie der weitverbreitetste, wohlhabendste, gebildetste und zugleich der relativ stärkste unter allen österreichischen Volksstämmen, die ihnen gegenüber keine kompakte Masse darstellten.«170

1963 schrieb der Historiker der Sozialdemokratie Hans Mommsen in seinem Buch über die Sozialdemokratie und die Nationalitätenfrage die verzweifelten Sätze nieder, der Nationalismus sei »ein massenpsychologisches Phänomen« gewesen, »eine kollektive Hypnose [besser wäre: Psychose], deren sich auch die einsichtigeren unter den tschechischen Parteiführern nicht entziehen konnten.«171

Der Sozialist Otto Bauer sah 1907 in der tschechischen Frage vor allem ein Problem von Anlehnung und Abgrenzung seitens der Tschechen: »Solange Deutschland stark war, galt für die Tschechen immer noch Palackys Wort, dass man Österreich erfinden müsste, wenn es nicht bestünde; konnte also nur der tschechische Staat innerhalb des habsburgischen Reiches ihr Ziel sein. Sobald Deutschland geschlagen war, sobald nicht mehr die Gefahr bestand, dass nach der Auflösung des Habsburgerreiches auch die Sudetenländer an Deutschland fallen könnten, hatte das tschechische Volk an der Existenz des habsburgischen Reiches kein Interesse mehr. Nun dachte es an das andere Wort Palackys: »Wir waren vor Österreich, wir werden nach Österreich sein«.«172

Der politisch gemäßigte Friedrich Kleinwächter sah Anfang des 20. Jahrhunderts im Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen in Böhmen und Mähren hauptsächlich ein kulturelles Problem: »Zwei Fünftel der Bevölkerung Böhmens sind Deutsche, drei Fünftel Tschechen. Die Vorherrschaft der zwei Fünftel über die drei Fünftel war nur solange möglich, als diese Zahlendifferenz durch Kulturdifferenz ausgeglichen war. In dem Momente, wo die Kulturdifferenz die Zahlendifferenz nicht mehr auszugleichen vermochte, war die deutsche Vorherrschaft vernichtet.«173

Josef Redlich schließlich sah in den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts Böhmen als Schauplatz eines Abwehrkampfes der Deutschen gegenüber slawischen Emanzipationsbestrebungen: »Begreiflicherweise ist aber, was Österreich betrifft, der nationale Gegensatz zwischen Deutschen und Slawen zuerst in Böhmen zum offenen politischen Kampf aufgeflammt, in einem Lande, in welchem die Deutschen von Anfang an sich als Minorität in der Verteidigung befanden und wo die Offensive der Tschechen der slawischen Bewegung scheinbar sogleich überraschend große politische Erfolge gebracht zu haben schien.«174

Kann sieht in der tschechischen Frage das Problem »des vielleicht am höchsten entwickelten slawischen Volkes in Österreich, das ausschließlich innerhalb der österreichischen Grenzen lebte und das auf seinem eigenen geschichtlichen Gebiet gegen eine starke deutsche Volksgruppe kämpfte, deren Stammesverwandte nicht nur in Österreich selbst, sondern in ganz Mitteleuropa die Herrschaft ausübten. Die Stellung der Deutschen war daher, wie Bauer bemerkt, der bestimmende Einfluss auf die tschechische Politik und blieb es auch – zumindest bis 1918. Es ist ferner richtig, wie Kleinwächter bemerkt, dass der Aufstieg der Masse des tschechischen Volkes zur kulturellen Gleichheit mit der deutschen Minorität den nationalen Konflikt unvermeidlich machte.«175

Kann sieht allerdings das Scheitern aller Lösungsversuche für die nationalen Probleme zwischen Deutschen und Tschechen nicht allein im unmittelbaren Verhältnis der beiden (österreichischen) Nationalitäten begründet, für ihn wirken sich in den politischen Spannungen vielmehr gesamteuropäische Kräftekonstellationen aus: »Die Ursache des Scheiterns ... war größtenteils die Tatsache, dass hinter den Deutschen in Böhmen die gesamte nationale Macht der Deutschen und hinter den Tschechen, im letzten Halbjahrhundert der Geschichte der Monarchie, der von Russland ausgehende Panslawismus stand. Sein Einfluss war gewiss weit weniger augenfällig, aktiv und unmittelbar, aber deshalb in seiner Wirkung doch von erheblicher Bedeutung. Mit anderen Worten, die Stellung des einzigen Volkes in der westlichen Reichshälfte, das ethnisch nicht über die österreichischen Grenzen hinausreichte, war nicht nur ein österreichisches politisches Problem, sondern ein Weltproblem, wie die Geschichte beider Weltkriege es bezeugt hat.«176

Der Entwicklungsstatus des »am höchsten entwickelten«, von Deutschen dominierten, »slawischen Volkes« in Österreich spiegelt sich auch in der Statistik wieder. Die Volkszählung des Jahres 1900 in Cisleithanien wies aus, dass von 1000 Personen über sechs Jahren mit tschechischer Umgangssprache 937,7 Lesen und Schreiben konnten, von 1000 Personen mit deutscher Umgangssprache waren es 918,4. Demgegenüber führte die Volkszählung aus dem Jahr 1880 in Transleithanien, also dem von Ungarn beherrschten Teil der Doppelmonarchie, folgende Alphabetisierungsgrade auf: Lesen und Schreiben konnten in Prozent der Gesamtbevölkerung in Ungarn 36,4 Prozent, in Kroatien 20,6 Prozent, in ganz Transleithanien 34,5 Prozent. Verteilt auf die Volkszugehörigkeit ermittelten die Statistiker folgende Zahlen: Magyaren 44,6 Prozent, Deutsche 56,8 Prozent, Slowaken 32,9 Prozent, Rumänen 9,2 Prozent, Ruthenen 7,3 Kroaten und Serben zusammen 19,8 Prozent.177

Zieht man den Anteil der beiden Bevölkerungsgruppen an verschiedenen Berufsklassen hinzu, wobei die bäuerlich-agrarische die technologisch am wenigsten elaborierte darstellt, die industriellen und Handelsberufe zu den Tätigkeiten im öffentlichen Dienst und in freien Beschäftigungen hinüberführen, die ein Höchstmaß an Bildungseinsatz und persönlicher Emanzipation voraussetzen, stellen sich die Verhältnisse in Cisleithanien etwas anders dar. Von je 1000 Angehörigen tschechischer oder deutscher Umgangssprache gehörten im Jahr 1900 die aus folgender Übersicht entnehmbaren Promillanteile den einzelnen Berufsklassen an178:

Charles Sealsfield, der in Österreich unter dem Namen Karl Postl publizierte, beschrieb 1826 das tschechische Nationalgefühl: »Man braucht nur den Namen eines freien Volkes auszusprechen und ihre [der Tschechen] Züge verfinstern sich. Ja, man kann die Böhmen sogar mit den Zähnen knirschen hören, wenn man die englische Freiheit zu preisen beginnt. Dagegen erfüllt es sie mit unaussprechlicher Trauer, wenn ihres eigenen Landes Erwähnung geschieht, der Schlachten, die sie für eine fremde Sache haben schlagen müssen, der Heere, für welche sie die Rekruten stellen und die Kosten tragen, und die eigentlich ihrer eigenen Unterdrückung dienen. Sie empfinden es schmerzlichst, für eine Herrscherfamilie da zu sein, die ihnen und ihren Wünschen, trotz jahrhundertelangen Regimentes, fremd geblieben und in ihrer Unfähigkeit nur darauf bedacht ist, Böhmen unterworfen zu halten und die nationalen Ziele zu verkümmern. Ein instinktives Hassgefühl gegen Fremde, besonders die Deutschen, ist allen slawischen Nationen eigen.«179

Sealsfield unterschied zwischen dem gesteigerten Nationalgefühl in Böhmen und der weniger gespannten Lage in Mähren: »Es wird kaum zu einem gemeinsamen Aufstand nach einem vorgefassten Plan kommen, um mit Blut dem Volk Rechte zu erringen. Dazu sind die Provinzen zu scharf überwacht und ihre inneren Gegensätze zu groß. Die Böhmen würden nicht zögern, gegen die Ungarn zu marschieren, die Polen gegen die Italiener und die deutschen Österreicher sogar gegen all die Genannten.«180

Graf Schirnding schrieb 1844 aus solider historischer, literarischer und wirtschaftlicher Kenntnis Böhmens: »Böhmen ist schon jetzt überwiegend böhmisch, d. h. national gesinnt und wird dies immer mehr und mehr ... wir gedenken auch ... den Beweis herzustellen, dass Böhmen mehr denn je danach strebe, seine Nationalität auf dem Wege der loyalsten Gesinnungen und der unwandelbarsten Unterthanentreue an das österreichische Herrscherhaus zu befestigen.«181

Auch Graf Andrian-Werburg beschrieb die Tendenz des aufstrebenden tschechischen Nationalismus im Jahr 1848: »Böhmen betrachtet sich täglich mehr als bestimmt und berufen, seine eigene abgesonderte Nationalität zu behaupten und mit dem Gefühle seiner Kraft und Einheit nimmt auch sein Widerwille gegen die fremde Herrschaft zu.«182

Der böhmische Graf und Vertreter eines spezifisch böhmischen Landespatriotismus im Sinne des alten böhmischen Staatsrechts, Joseph Matthias Thun, schrieb allerdings 1845 über das Verhältnis von Deutschen und Tschechen in Böhmen: »Das Cechentum entwächst reineren Elementen, und je selbstbewusster sich die cechische Nationalität entwickelt, desto ferner wird sie dem erstarrenden Norden. Wir wollen Böhmen sein, und Böhmen bleiben – das wünschen die Cechen wie die Deutschen im Lande, und Böhmen sind die Deutschen wie die Cechen; nur verrückt hiebei nationelle Einseitigkeit das gemeinsame Ziel.« Nach Thuns Auffassung ist das Tschechentum zwar unvermögend, »den auf seine höhere Bildung so stolzen Deutschen bald einzuholen und dann wohl gar zu überholen«, doch sollte dies Anlass sein, den Tschechen Zugang zu allen Bildungsmöglichkeiten zu gewähren, denn: »Dieses geistige Leben ist die eigentliche Seele des wahren Cechismus; es ist der einzige, aber auch richtig erkannte Weg zu dem heiß ersehnten Ziele, welches kein anderes ist und kein anderes sein kann, als: die aufgedrungene Schmach der Unbildung zu tilgen und würdig sich einzureihen den übrigen Völkern Europas. Und dieses Ziel – die Cechen werden es erreichen; langsam vielleicht, aber erreichen werden sie es doch.« Bis dahin aber »vertragen wir uns jetzt schon als Brüder! Laßt uns alle Böhmen sein!«183

Für die Lösung der nationalen Frage in den alten Ländern der Wenzelskrone – Mähren, Österreichisch-Schlesien und dem Kerngebiet Böhmen – standen drei Alternativen zur Auswahl: die Herrschaft der Deutschen, eine vollständige Trennung zwischen Deutschen und Tschechen, und die Vorherrschaft der Tschechen im Rahmen der alten historischen Rechte und Privilegien, dem sog. »böhmischen Staatsrecht«, wobei niemals völlig klar war, »was eigentlich das böhmische Staatsrecht in materieller Hinsicht beinhaltete, vielmehr wurde es als »ein von Generation zu Generation sich forterbendes Gewohnheitsrecht« bezeichnet.«184 Auf jeden Fall schloss es die Vorstellung einer nicht nur sprachlich-kulturellen, sondern auch staatspolitischen Hoheit der Tschechen über die alten böhmischen Länder ein.

Von der Wiedererweckung des böhmischen Nationalgefühls wurden nicht wenige überrascht. Albert E. Schäffler, Minister im Kabinett Hohenwart im Jahr 1871, gehörte zu jenen, die selbstkritisch über diesen Vorgang nachdachten: »Ich hatte früher geglaubt, Böhmen sei bereits germanisiert und mehr als zweihundert Jahre vereinigter Bürokraten- und Jesuitenarbeit unter dem Absolutismus seit der Schlacht am Weißen Berge bis in das vierte Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts hatten es ja zustande gebracht gehabt, dass die gebildeten Schichten der Tschechen deutsch sprachen. Aber das Volk war nicht deutsch geworden und kaum zwei Jahrzehnte haben genügt, die ganze tschecho-böhmische Bevölkerung kulturell und politisch in einem Nationalbewußtsein der zähesten Art neu zu verschmelzen. Diese Wiederbelebung war so schnell, ich möchte sagen, so hussitisch gekommen, dass sie selbst die Erwartung der Wiederentdeckung ihrer Nationalität Palackys und Safariks übertraf.«185

Von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die tschechische Wiedergeburt war der Panslawismus, so wie der Slowake Jan Kollár (1793-1852) ihn vertrat. Er strebte in erster Linie nach einer kulturellen und geistigen Zusammenarbeit der slawischen Völker und weniger nach ihrer politischen Vereinigung, die allerdings in seiner mystischen Konzeption des Slawentums durchaus mitenthalten war.

Benes charakterisiert Kollárs Panslawismus folgendermaßen: »Kollár ist der Vater des westlichen Slawismus von romantischer Konzeption; die aus dem ursprünglichen Slavophilentum entstandene russische Konzeption des Panslavismus und Panrussismus näherte sich jenem an und benutzte ihn politisch.«186

Kollárs wissenschaftliches Hauptwerk Über die literarische Wechselseitigkeit zwischen den verschiedenen Stämmen und Mundarten der slawischen Nation erschien zuerst 1837 in deutscher Sprache in Pest. Kollár geht von der Existenz einer großen slawischen Mutternation aus, die sich in einzelne Stämme mit unterschiedlicher Sprache auseinander entwickelt habe. Kollárs Werk über die Wechselseitigkeit rief in der gesamten slawischen Welt eine gewaltige Wirkung hervor. Es ist für den westslawischen kulturellen und romantischen Panslawismus grundlegend. Bereits in seiner Sammlung von Sonetten, die unter dem Titel Tochter der Slava (Slávy dcera) das erste Mal 1824 in Pest erschien, deren Wirkung auf das tschechische literarische Publikum ungeheuer groß war, nicht zuletzt, weil man es als heftig antideutsch ansah, hatte Kollár in einer poetischen Form seinen Grundgedanken im Mythos von der göttlichen Slava niedergelegt, die im Mittelpunkt der Welt steht und von einem Riesen träumt: das Haupt dieses Riesen bildet Russland, Polen dessen Brust, Böhmen die Arme, Serbien die Beine usw. Würde der Riese erwachen, müsste Europa vor ihm erzittern.

In Kollárs panslawistische Ideen gingen die Überlegungen der russischen Slawophilen ein. Chomjakow, die Brüder Kirejewski, die Brüder Aksakov, Walujew und Samarin hatten an deutschen Universitäten Motive aus der Geschichtsphilosophie Herders, Schellings und Hegels in sich aufgenommen und übertrugen diese auf die russisch-slawischen Verhältnisse. Die Slawophilen verurteilten die sklavische Nachahmung des Abendlands und seines Geistes, den Peter der Große in Russland eingeführt hatte. Sie lehnten die emanzipatorischen Ideen und den Individualismus des Westens ab. Sie sahen in diesen den Quell unablässigen Aufruhrs. Die irreligiös gewordenen, persönlich zwar freien, aber wirtschaftlich versklavten Individuen im Westen, seien geistig orientierungslos und sozial entwurzelt. Die im Inneren verfaulte westliche Kultur stünde tiefer als die ursprüngliche russische. Im Westen wüte der Kampf Aller gegen Alle, der aus dem entfesselten Individualismus hervorgehe, in dem jeder seinen Mitmenschen die eigene politische und wirtschaftliche Herrschaft aufzwingen wolle. Die auf Äußerlichkeiten aufbauende westliche Kultur trage den Keim des Todes in sich. Sie faule wie ein Leichnam, vor dessen Ansteckungskräften man sich hüten müsse. Nicht im aristokratischen und eroberungssüchtigen germanischen Stamm lebten die Keime einer künftigen europäischen Kultur, sondern im Slawentum, insbesondere im russischen Volk. Diese Slawen seien, wie Herder gezeigt habe, von Natur aus friedfertig und demokratisch veranlagt. Ihnen stehe als Ackerbauern und Freunden der Freiheit eine glänzende Zukunft bevor. Die Westslawen seien dem Einfluss des Romanen- bzw. Germanentums erlegen, nicht aber die Ostslawen. Allen voran die Russen befänden sich als Bekenner der Orthodoxie, die den Aufruhr der Vernunft gegen die Autorität zuverlässig unterdrücke, im Besitz der höchsten (religiösen) Wahrheit. Für Aksakow ist die bäuerliche Dorfgemeinde (Mir), die allen Angehörigen den gleichen Anteil an Grund und Boden gewährt, die Wurzel des Rußentums. In der Ablehnung des persönlichen Eigentums zeige sich die Veranlagung des Russen, seine Individualität zugunsten der größeren Gemeinschaft aufzuopfern. Die Slawen besitzen nach Aksakow, der hier einen Gedanken äußert, auf den sich später Andrássy und andere berufen konnten, die die politische Emanzipation des Slawentums als historischen Irrweg oder zumindest als verfrüht betrachteten, keine Kraft zur Staatenbildung. Deswegen hätten die Russen die Waräger unter Rurik zu sich gerufen, damit er sie regiere. Das Land, das Volk habe sich dem Herrscher freiwillig unterworfen. Die Macht des Staates gründe in Russland nicht auf Gewalt, sondern auf Freiheit. Nicht die vom abendländischen Geist seit Peter dem Großen infizierte Elite, sondern der russische Bauer verkörpere die russische Seele und repräsentiere das russische Volk. Das russische Volk sei selbst in der Leibeigenschaft noch freier, als das westliche Proletariat. Durch die Bindung an den gemeinsamen Landbesitz verhindere die Dorfgemeinde die Entstehung eines wurzellosen Proletariats. Das Volk habe zugunsten der Autokratie des Zaren freiwillig auf seinen Anteil an der politischen Macht verzichtet. Die Unterstützung der zarischen Autokratie und der Kampf gegen den westlichen Emanzipismus sei deswegen eine Verteidigung der Ursprünglichkeit des russischen Volkes. Mit dieser romantischen Verklärung der Ursprünge und der sozialen Verhältnisse verband sich ein spezifisch slawischer politisch-religiöser Messianismus. Die Russen sind wegen ihrer unverderbten Moralität und ihres reinen Glaubens zur Rettung des Abendlands berufen. An die Epoche der Vorherrschaft des dekadenten Westens schließe sich eine Epoche des Slawentums an, von dem die Erneuerung der Menschheit ausgehe. Russland komme die Aufgabe zu, die unterdrückten Brüder zu befreien, nicht aber, sie zu beherrschen.

Andere slawische Völker griffen diesen Messianismus auf, sahen aber jeweils sich selbst in der Rolle der führenden geistigen und politischen Macht bei der Vereinigung aller Slawen und der Überwindung der westlichen Dekadenz. Diese innerslawische Rivalität fasst Fischel sehr gut zusammen, wenn er schreibt: »Die Tschechen hielten sich vermöge ihrer alten literarischen Kultur und ihrer jüngsten großen Fortschritte sowie als Vorhut des Slawentums vor allem zur Führerrolle berufen. Die Slowaken machten sie ihnen streitig. Die Polen, welche von der hohen Warte ihrer Sonderkultur auf die slawische verächtlich herabsahen, meinten, insoweit sie den Panslawismus als ein brauchbares Werkzeug ihrer Unabhängigkeitsbestrebungen ansahen, dass ihnen die Spitze der slawischen Pyramide nicht fehlen könne. Die Russen hegten nicht den leisesten Zweifel darüber, dass sie gemäß ihrer gewaltigen politischen Macht oder doch nach dem sittlichen Vorrang, den ihnen der Besitz des orthodoxen Glaubens gewährleistete, das Einigungswerk zu vollenden und die Gemeinschaft zu leiten haben werden.«187

Kollárs mystischer Panslawismus brachte dem tschechischen Volk nicht die ersehnte Freiheit. Seine Verehrung von »Mütterchen Russland« schloss ein autoritäres System ein, das nicht nur reaktionärer war als das österreichische, sondern das sich auch explizit als politische Vormacht der Reaktion in Europa verstand. Die auf Betreiben Alexander I. begründete Heilige Allianz, deren politische Tendenz von Nikolaus I. und Alexander II. fortgeführt wurde, ermutigte auch den absolutistischen Kurs der österreichischen Regierung. Russland begünstigte eine Politik, die gegen die nationalen Volksbewegungen gerichtet war. Die russische Unterstützung des tschechischen Nationalismus rief deswegen in den Tschechen zwiespältige Gefühle hervor. Doch trotz der Bedeutung des russischen Panslawismus für das Erwachen des slawischen Nationalbewusstseins im Habsburgerreich, rückte die tschechische Nationalbewegung nicht von ihren alten Vorstellungen ab. Selbst der Vater der tschechischen Nation, Palacky, der sich für die friedliche Trennung von den Deutschen einsetzte, kehrte nach einem kurzen panslawischen Intermezzo zu den alten sozialen und politischen Begriffen des böhmischen Staatsrechts zurück.

Was Steiner den Tschechen vorwarf, war dieser auf Mythen begründete Nationalismus. Insofern sie von ihren Idealen des alten böhmischen Staatsrechts, von den panslawischen Ursprungsund Zukunftsmythen erfüllt waren, lebten sie in einem pseudomythischen Bewusstsein: sie glaubten an Mythologeme, die sie erst selbst erfunden hatten. Dieses Bewusstsein hatten die Deutschen seiner Ansicht nach in ihrem Entwicklungsgang durch die kritische Arbeit Kants, die Beiträge der Klassiker und Idealisten an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert bereits überwunden. Diese Bildungsstufe repräsentierte eine höhere Entwicklungsstufe des Geistes: die Überwindung des Mythos durch den Begriff, der Anschauung durch das Denken, der gefühlsgetränkten Imagination durch die Vernunft.

Der bereits erwähnte aufgeklärte Konservative, der Deutschböhme Graf Leo Thun (1811-1888), verwarf als Realist und Pragmatiker diesen panslawistischen, politischen Mystizismus als illusionären Traum. Er unterstützte bereits vor der Revolution das tschechische Kulturprogramm und plädierte für eine breitere Anerkennung der tschechischen Sprache. Er vertrat die Auffassung, die tschechischen und deutschen Sprachforderungen müssten nicht in Konflikt miteinander geraten, wenn ihre Verwirklichung von pragmatischen Gesichtspunkten bestimmt würde. Doch wurde die Sprachenfrage in Böhmen immer weniger von rationalen Gesichtspunkten und immer mehr von nationalen Emotionen bestimmt. Von weitaus größerem Einfluss als Thuns Überlegungen waren das Wirken Palackys und Havliceks.

Palackys großer Einfluss vor dem Jahr 1848 beruhte hauptsächlich auf seiner Geschichte von Böhmen bzw. des tschechischen Volkes, wie sein mehrbändiges Werk in der tschechischen Ausgabe hieß. Seiner Auffassung nach sind die Tschechen zu Märtyrern bestimmt und der Kampf gegen die Deutschen ist Sinn und Inhalt ihrer Geschichte. Der Panslawismus reichte nach Palackys Darstellung bis zu den Hussitenkriegen zurück, in denen bereits die Unterdrückung der böhmisch-tschechischen Nationalität durch den germanischen Imperialismus zutage trat. Alle großen tschechischen Führer, bis zu Benes, waren in der einen oder anderen Beziehung von Palacky abhängig. Der Grund für diese Abhängigkeit lag einerseits in der umfassenden Arbeit, die er für das Erwachen der tschechischen Nationalität geleistet hatte, es lag aber auch an dem breiten Spektrum von politischen Positionen, die er im Verlauf seines Lebens einnahm.

Redlich beschreibt den Unterschied zwischen den beiden Vordenkern der tschechischen Nationalität Frantisek Palacky (1798-1876) und des liberaleren Karel Havlicek (1821-1856) wie folgt: »... die nationale Idee bildet den Ausgangspunkt und doch auch wieder das Ziel, wenn Palacky auch selbst als ein treuer Schüler der Humanitätsphilosophie noch immer den übernationalen Gedanken, die Idee der Völkervereinigung, als universalistisches Prinzip über die rein nationale Idee ausdrücklich stellt. Diese weltbürgerliche Grundidee fällt aber schon bei Palackys Jünger und Mitarbeiter, bei Havlicek, als bloße Hülse zu Boden, um so kräftiger und eindringlicher tritt dagegen in der durchaus volkstümlichen, bildhaften und überzeugenden Sprache dieses großen Popularisators der Palackyschen Ideen der rein nationale Gedanke hervor. Dieser aber empfing durch die durchaus urwüchsige, dem tschechischen Volke unmittelbar entsprechende Persönlichkeit Havliceks von Anfang an jene echt demokratische Fassung, die dem innersten Wesen des Westslawentums, der Psyche seiner Bauern- und Kleinbürgervölker allein entsprechen konnte. Dabei blieb aber Palacky doch immer der Lehrer, Havlicek sein Schüler. Das zeigt sich am besten darin, dass Havlicek durchaus an dem historischen böhmischen Staatsgedanken, wie ihn Palacky geprägt hat, festhält und daher im weiteren Verfolg in der Föderation die einzige Form sieht, in welcher der nationale Gedanke der Tschechen sowie der Südslawen praktisch verwirklicht werden kann. ...

Nationale Gleichberechtigung, Demokratie und das Dogma vom unverwüstlichen Rechte des böhmischen Volkes auf seinen Staat als Einheit der Länder der Wenzelskrone: das sind die drei Grundlehren des tschechischen Nationalprogrammes von 1848, wie Palacky sie formuliert, Havlicek sie volkstümlich gemacht hat und nach denen nur der erste als »Praeceptor« seines Volkes im Fortgang der Bewegung von 1848 das speziell »österreichische« Programm der Tschechen, den österreichischen Föderalismus aufzubauen, sich bemüht.«188

Die Geschichte der österreichisch-tschechischen Beziehungen im Habsburgerreich ist eine Geschichte der enttäuschten Hoffnungen auf die Verwirklichung des von Palacky umschriebenen Programms.

Die tschechische revolutionäre Bewegung in Österreich war nicht nur die erste, die 1848 tatkräftig in Erscheinung trat und scheinbar echte Erfolge erzielte; sie war auch die erste der revolutionären Erhebungen in Mitteleuropa, die durch Gewalt unterdrückt wurde. Die tschechische Revolution dauerte nur knappe drei Monate – von dem Entwurf der ersten Petition im Prager Wenzelsbad im März 1848 bis zur Errichtung der Militärdiktatur des Fürsten Windischgrätz in Prag Mitte Juni 1848. Der Prager Juni-Aufstand war nach Jahrhunderten der erste Auftritt von Tschechen mit der Waffe in der Hand für politische Forderungen. Während der Vorbereitungen für den Mai-Aufstand von 1849 machten sich Tschechen das erste Mal im Rahmen einer revolutionären Bewegung die Vorstellung einer Zerstörung des Habsburgerreiches zu eigen. Doch Palacky erteilte wie bereits weiter oben beschrieben, der Frankfurter Versammlung eine Absage, denn er sah in einer der deutschen Übermacht unterworfenen slawischen Bevölkerung Habsburgs keine positive Perspektive für die Emanzipation des tschechischen Volkes vom Absolutismus.

Ein kaiserliches Manifest vom 15. März 1848 versprach angesichts der revolutionären Bewegungen die Einführung einer konstitutionellen Regierung und das fünf Tage später ernannte Kabinett Kolowrat-Pillersdorf hatte die erklärte Aufgabe, Österreich in eine konstitutionelle Monarchie umzuwandeln. Das von Kaiser Ferdinand am 17. März erlassene »Reskript«, das er als König von Ungarn erließ, versprach die Gewährung der Forderungen des Reichstages von Preßburg, was auf die Bewilligung einer dem Volk verantwortlichen konstitutionellen Regierung in Ungarn hinauslief. Das kaiserliche Reskript vom 8. April 1848 ging sogar noch weiter: es anerkannte die Gleichberechtigung der deutschen und »böhmischen« Nationalität, bewilligte die Einberufung eines böhmischen Landtages auf Grund eines verhältnismäßig demokratischen Wahlrechtes und die Schaffung eines gemeinsamen Landtages aller böhmischen Länder. Des weiteren stellte es die Errichtung einer gemeinsamen Verwaltung für alle drei Länder in Aussicht. Die Abschaffung der Patrimonialgewalt des Adels, die demokratische Selbstverwaltung der Städte und die Presse- und Versammlungsfreiheit wurden versprochen.

Doch die Urkunde vom 8. April fand keine Verwirklichung. Die zügige Unterdrückung der Revolution in Prag machte die böhmischen Hoffnungen zunichte. Die Deutschen äußerten ihren Protest gegen das kaiserliche Reskript, das die Autonomie der böhmischen Krone bewilligte, bereits am 9. April. Am 11. April schrieb Palacky seinen Brief an den Fünfzigerausschuss, der die Teilnahme der Tschechen an der Tätigkeit des Frankfurter Vorparlaments ablehnte.

Die nach dem Scheitern der liberalen Umgestaltung eintretende neoabsolutistische Wende verhinderte eine Weiterentwicklung der böhmischen Nationalitätenrechte. Havlicek starb im Exil. Rieger und Palacky zogen sich aus der Politik zurück. Das politische Leben beschränkte sich auf die kleinlichen Reibereien im Sprachenkonflikt, der seit der Revolution virulent war. Redlich dazu: »Damit war nun der Grund gelegt zu dem ganzen, durch sieben Jahrzehnte fortgesponnenen und hoffnungslosen Kampf um das österreichische Amtssprachenrecht, ein Kapitel der neueren österreichischen Geschichte, das wohl als der stärkste Beweis der politischen und legislativen Unfähigkeit des neu-österreichischen Obrigkeitsstaates dauernd angesehen werden wird.«189

Die politische Kapitulation des tschechischen Nationalismus vor der sozialen Reaktion in der Zeit des Neoabsolutismus wirkte sich zum Vorteil der kaiserlichen Regierung aus. Der österreichisch-ungarische Ausgleich von 1867, der die tschechischen Forderungen vollständig ignorierte, wäre wohl kaum so reibungslos akzeptiert worden, wenn nicht inzwischen die Alttschechische Partei in Böhmen das Ruder übernommen hätte. Dass sich daneben aber Teile der böhmischen politischen Klasse radikalisierten, zeigte sich an der aktiven Teilnahme der Tschechen am zweiten panslawistischen Kongress, der in Moskau im Jahr 1867 stattfand, anlässlich dessen sich sogar der Alttscheche Rieger zu einem Bekenntnis zur panslawischen Solidarität genötigt sah (siehe weiter unten).

Der Ausgleich von 1867 hatte aber eine umfassende föderalistische Lösung des Nationalitätenproblems in der Doppelmonarchie ein für allemal versperrt. Die nationalen Forderungen der politisch führenden Nationalitäten, der Deutschen und Magyaren, waren zumindest vorläufig befriedigt worden. Daneben gab es die Politik der provisorischen Lösungen aufgrund derer die Ansprüche der Polen und Kroaten im ungarisch-kroatischen Ausgleich von 1868 und durch Zugeständnisse in der Verwaltung Galiziens an die Polen beschwichtigt wurden. Hätte das 1871 ernannte Kabinett Hohenwart einen tschechisch-deutschen Ausgleich erzielen können, wären die fünf größten Nationalitäten des Kaiserreichs zumindest vorübergehend zufriedengestellt worden, ja möglicherweise wären sie sogar zur Unterstützung des Reichsgedankens gewonnen worden. Aber das Ministerium Hohenwart versagte vollständig. Die deutschliberale Politik hatte keine andere Folge als die Förderung eines militanten Nationalismus.

Der Ausgleich hatte auch ein Anschwellen der nationalen Bewegung in Böhmen in den Jahren 1868-1871 zur Folge, die jetzt die Dimensionen einer demokratischen Massenbewegung annahm. Mehr als hundert große Volksversammlungen, sog. »tabory« fanden in diesen Jahren in Böhmen statt, weitere vierzig in Mähren und Schlesien, auf denen sich die Unzufriedenheit der tschechischen Bevölkerung artikulierte.

Diese Entwicklung suchte Hohenwart als Ministerpräsident abzufangen, indem er nach einer Versöhnung mit den Tschechen strebte. Zusammen mit diesen arbeitete er Gesetzentwürfe aus, die sog. Fundamentalartikel, die einen allgemeinen Landtag der drei Länder der böhmischen Krone (Böhmen, Mähren und Schlesien) einführen sollten. Hohenwart hatte auch ein Nationalitätengesetz ausgearbeitet, das auf einen Kompromiss zwischen den deutschen und tschechischen Forderungen hinauslief. Das Vorhaben scheiterte aber am Einspruch des ungarischen Ministerpräsidenten, des Grafen Andrássy, der in der Installation dieser Gesetze den Anfang vom Ende des dualistischen Systems witterte. Auch der deutsche Kaiser hatte seine Befürchtung anklingen lassen, durch die Verabschiedung der Nationalitätengesetze könne eine deutsche Irredenta in Böhmen und Mähren entstehen.

In dieser Zeit trat auch das »Janusgesicht« (Fischel) der tschechischen Politik deutlicher zutage, die »österreichisch schillerte, wenn die nationalen Wünsche erfüllt wurden, russisch, wenn dies nicht der Fall war.«190 Schon vor dem Zustandekommen des Ausgleichs zwischen Österreich und Ungarn hatte der »Vater der tschechischen Nation«, Frantisek Palacky, orakelhaft verkündet, das Slawentum werde sich im Geiste des Panslawismus gegen Österreich auflehnen. In einer Reihe von Zeitungsartikeln über die Idee des österreichischen Staates schrieb er 1865:

»Der Tag der Ausrufung des Dualismus wird mit unabwendbarer natürlicher Notwendigkeit zugleich auch der Geburtstag des Panslawismus in seiner am wenigsten wünschenswerten Form werden. Dessen Gevatter werden die Urheber jener Staatsform sein. Was darauf folgen wird, kann jeder selbst ermessen. Wir Slawen werden dem mit aufrichtigem Schmerz, aber ohne Furcht entgegensehen. Wir waren vor Österreich und werden auch nach ihm sein.«191 Nun, nachdem eben dieser Dualismus realisiert worden und die Böhmen unberücksichtigt geblieben waren, nachdem die neuerlichen Hoffnungen auf eine Föderalisierung des Reiches zugunsten der Tschechen durch das Ministerium Hohenwart am gemeinsamen Widerstand der Deutschen und der Magyaren gescheitert waren, wandte sich Palacky von seinem einstigen vorbehaltlosen Plädoyer für die Existenz des Habsburgerreiches ab und brachte seine Enttäuschung und seine Wut gegen die teutonischen Träger des österreichischen Staatsgedankens in seinem politischen Vermächtnis am 31. Juli 1872 in maßloser Gehässigkeit zum Ausdruck. Er distanzierte sich von seinem früheren Hochlied auf Habsburg und die deutsche Kultur des Humanismus und Kosmopolitismus, insbesondere von der Formel, »wenn Österreich nicht bestünde, so müsste es geschaffen werden« und bezeichnete diese Ansicht als den größten Irrtum seines Lebens. Er hege, was die Zukunft des Habsburgerreiches anbetreffe, keine großen Hoffnungen mehr, seit die Deutschen und Magyaren aus ihm eine Rassendespotie machten. Deutsche und Magyaren seien, wie die Mongolen, eroberungssüchtige Rassen, die Slawen hingegen Repräsentanten der Friedfertigkeit und Gerechtigkeit. Sollten die Tschechen Untertanen des Hohenzollernreiches werden, würden sie sich mit diesem Schicksal niemals abfinden und die Preußen wegen der Germanisation als »geschworene Feinde und Mörder ihrer Nationalität« betrachten. Kämen sie unter russische Vorherrschaft, könne sich dies nur zu ihrem Vorteil auswirken. Die geschworenen Feinde der Tschechen bemühten sich deshalb auf jede nur denkbare Art, diese zu schwächen, ja sie auszurotten. Dadurch suchten sie zu verhindern, dass wenn der zukünftige Weltkampf zwischen dem Germanentum und dem Slawentum ausbreche, sich die Tschechen an die Seite ihrer natürlichen Verbündeten im Osten, an die Seite der Russen stellen könnten. Die von Jahr zu Jahr wachsende Hoffahrt, Herrschsucht und Habgier der Deutschen, die bereits schamlos verkündeten, sie seien zur Herrschaft über die Slawen berufen, werde das Bewusstsein der panslawischen Solidarität stärken und die Freundschaft zwischen Tschechen und Russen vertiefen. Aus dieser könne nur die glorreiche Zukunft der Überwindung der Mongolen, Magyaren und Deutschen hervorgehen.

Im Hinblick auf dieses Schwanken zwischen Glorifizierung und Verteufelung der deutschen Kultur und österreichischen Politik hatte bereits 1849 der spätere polnische Minister Florian Ziemialkowski vom Tschechen als einem slawischen Ulysses gesprochen: »Der Tscheche ist der slawische Ulysses. Er lebt von der Falschheit. Er verteidigt die Integrität Österreichs, um es dann zu beherrschen. Der Pantschechismus ist der leibliche Sohn des Panslawismus.«192

Rieger stand diesbezüglich Palacky in nichts nach. Auf dem sog. zweiten Slawenkongress erklärte er angesichts der russischen Expansionsbestrebungen: »Die Slawen sind zwar auf der Bahn der Kultur hinter den anderen Nationen, den Griechen, den Italienern, Franzosen und zuletzt den Deutschen ein wenig zurückgeblieben. Nun brach die Zeit der slawischen Kultur an, wo auch die Slawen wieder sagen können, sie seien die grande Nation nicht bloß an Zahl, sondern auch an Geist und Kultur. Hiezu bedarf es aber der geistigen Arbeit und in dieser Beziehung fällt den Russen die Hauptaufgabe zu. Nun wartet ihrer aber auch die Arbeit der Eroberung. Ihnen obliegt es, die Südslawen zu befreien, damit der slawische Stamm nicht mehr unter dem Türkenjoch seufze. Wenn Russland seine Aufgaben erfüllt, werden sich alle Slawen vor ihm beugen.«193 Die Hoffnungen der Panslawisten sollten erst nach dem II. Weltkrieg, allerdings in einem anderen, als dem von ihnen angestrebten Sinn, in Erfüllung gehen.

Infolge des österreichisch-ungarischen Ausgleichs kam es 1868 auch zu einem kroatischen Ausgleich. Die Kroaten erhielten ein Maß an Selbstverwaltung, das nahezu staatliche Unabhängigkeit verbürgte. Die innere Verwaltung wurde ihnen überlassen. Die kroatische Sprache wurde zur alleinigen öffentlichen Sprache erhoben. Ein Minister ohne Portefeuille vertrat das Land im Rat der Krone. Über einen Großteil der Steuereinnahmen konnten die Kroaten selbst verfügen. Allerdings sahen sich Teile der kroatischen Opposition durch den Ausgleich nicht befriedigt. Der Vertreter der großkroatischen Idee, Anton Starcevic, der die Wiedererrichtung des dreieinigen Königreichs Kroatien-Slawonien-Dalmatien verfocht, für den Südslawen oder Serbokroaten nichts als ein »Volkskehricht und Verräter am kroatischen Volk und Reich« waren, kämpfte verbissen gegen die für ihn unbefriedigende Lösung. Während Ungarn sein Magyarisierungsprogramm mit konsequenter Unerbittlichkeit fortsetzte, kam es im österreichischen Teil der Doppelmonarchie trotz verschiedener nationaler Widerstände infolge des Ausgleichs zu einer fortschreitenden Liberalisierung und Föderalisierung.

Anlässlich des russisch-türkischen Krieges, der entgegen der russischen Propaganda kein Krieg zur Befreiung der Christen vom Türkenjoch war, sondern ein nationaler Expansionskrieg, erklärte der bereits zitierte Rieger (am 3. Mai 1877) im Namen der alttschechischen Landtagsabgeordneten in einer Grußadresse an J. S. Aksakow als den Vorsitzenden des slawischen Wohltätigkeitskomitees in Moskau unter anderem: Nun beginne für die russische Nation, ja für den gesamten slawischen Völkerstamm die Periode, in der das Ehrenamt des Vortritts in der Weltgeschichte von der arischen Völkerfamilie, der Schöpferin der Zivilisation, an die Slawen übergehe. Der jüngsten und zahlenmäßig größten der slawischen Nationen sei es bisher nicht vergönnt gewesen, in der Geschichte eine ihrer Größe entsprechende Rolle zu spielen. Nur ihre schwächeren Stämme im Westen, die dem Strom der christlichen Kultur näher standen, und dem Andrang der asiatischen Barbaren nicht unmittelbar ausgesetzt waren, hätten bisher für sie eintreten können. Der Anteil der Tschechen am Fortschritt der allgemeinen Kultur habe an jenem Tag begonnen, als durch sie das Licht des Christentums, von den Slawenaposteln auf dem tschechischen Welehrad angezündet, dem ganzen Osten aufging und seinen Höhepunkt in der großen Hussitenzeit erreicht, als die Tschechen als erste in Europa den Kampf für eine Idee aufgenommen hätten ... Die große Mission des Slawentums in der Geschichte der Zivilisation müsse einer größeren Kraft überlassen bleiben. Nun sei das russische Volk ins Jünglingsalter eingetreten, indem es den Kampf für eine Idee, für das Christentum, die Humanität, die Befreiung seiner slawischen Brüder auf sich genommen habe. Europa sei gealtert und scheine kaum mehr imstande, sich für die Interessen der Kultur und Humanität zu begeistern, denn es sei zu seiner Schande bereits so sehr entchristlicht, dass die Enkel der Kreuzfahrer einen Halbmondszug nach der Krim unternommen hätten, um die weitere Unterdrückung der Christen und die kulturmörderische Herrschaft der Erbfeinde der Christenheit aufrechtzuerhalten. Die große Nation der Russen möge das Schwert der Humanität ergreifen und es zum Heil der christlichen Kultur, zur Begründung einer großen Zukunft der Slawenwelt schwingen.194

Auf Hohenwart folgte Andrássy als Ministerpräsident, von dem die Tschechen wenig Gutes zu erwarten hatten. Die Ablehnung ihrer Forderungen führte zu einer Radikalisierung des tschechischen Nationalismus und zum Übergang der politischen Führung von den Alt- auf die Jungtschechen. Als das liberale Kabinett Auersperg 1878 gegen die Besetzung Bosnien-Herzegowinas protestierte, die Österreich im Auftrag der europäischen Großmächte und mit dem zähneknirschenden Einverständnis der Türkei vollzog, führte dieser Protest zum Sturz des Liberalismus im Habsburgerreich.

Der deutsche Widerstand gegen die Okkupation war Ausdruck der Befürchtung, ein weiterer Zuwachs an Gebieten mit einer nichtdeutschen Bevölkerung werde den deutschen Einfluss im Habsburgerreich gefährden. Diese Befürchtung war keineswegs irreal. Rudolf Mattausch schreibt über die reale Bedrohung der deutschen Privilegien und ihre psychosozialen Folgen 1973:

»Die Deutschen fühlten sich tatsächlich bedroht. Die beginnende Industrialisierung brachte schon damals tschechischen Zuzug in die nord- und westböhmischen Industriezentren und erzeugte damit nicht nur soziale, sondern auch nationale Reibungsflächen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg hat sich dieser Druck immer mehr verstärkt. So gab der Beginn der nationalen Auseinandersetzung den Deutschen das bedrückende Gefühl, sich als nationale Minderheit in eine politische Defensivstellung gedrängt zu sehen. Das hat bis zum Ersten Weltkrieg ihre Einstellung zu Österreich in positiver wie negativer Weise beeinflusst ... Auch ihre Einstellung zum deutschen Gesamtvolk und zum deutschen Reich – gleichgültig welcher politischen Form – resultierte aus dem Gefühl, in der eigenen Heimat als nationale Minderheit dauernd bedroht zu sein.«195 Immerhin hätte Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre die Möglichkeit bestanden, durch die Vertiefung der bereits in Angriff genommenen föderalistischen Reformen eine Entspannung der Beziehungen zwischen den einzelnen Nationalitäten herbeizuführen. Die Südslawen in- und außerhalb der Monarchie zur Zeit der Befreiung Serbiens von der türkischen Herrschaft waren einer Lösung der südslawischen Frage nicht abgeneigt, die alle Serben und Kroaten – möglicherweise auch die Slowenen – dem Reich als selbständige Einheiten eingegliedert hätte. Aber der Schatten des deutsch-magyarischen Ausgleichs von 1867 lag über dem Bewusstsein der Handelnden, und hinderte sie daran, eine der letzten Chancen zu einer solchen Lösung zu ergreifen.

Das zentralistische Staatsverständnis hatte die anderen Nationalitäten nicht nur gegenüber den Deutsch-Liberalen, sondern auch gegenüber dem Liberalismus insgesamt entfremdet. Die liberalen Zugeständnisse an die Nationalisten hatten diese nicht etwa endgültig befriedigt, sondern begierig auf mehr gemacht. Die Liberalen konnten ihre Ordnungsvorstellungen auf kulturellem Gebiet durch ihre Reform des Unterrichts und des Rechtswesens durchsetzen, aber sie waren in anderer Hinsicht politisch vollkommen erfolglos. Die Frage ist, ob ihre Außenpolitik – langfristig gedacht – erfolgreicher war, als ihre Innenpolitik. Die deutsch-liberale Parteiorganisation in Österreich verfiel zusehends der Bedeutungslosigkeit.

Graf Taaffe, der konservative Jugendfreund Franz Josephs, der nach Metternich die längste Amtszeit innehatte, stützte sich ab 1879 auf eine Koalition von deutsch-klerikalen, tschechischen und polnischen Konservativen. Keine dieser Gruppierungen hatte etwas gegen die Besetzung Bosnien-Herzegowinas einzuwenden: die Tschechen und die Polen nicht, weil sie sich von der Vermehrung der Slawen im Habsburgerreich eine Stärkung ihrer eigenen Position versprachen, die konservativ-klerikale Gruppe nicht, weil sie ihr die Vertreibung der Liberalen verdankten.

Taaffe gelang es durch eine Reihe von politischen Versprechungen, die Tschechen nach einer sechzehnjährigen »starren und völlig erfolglosen«196 Politik der Abstinenz wieder ins Parlament und in die Regierung zurückzuholen. Die Tschechen hatten eingesehen, dass sie durch eine Mitarbeit im Parlament möglicherweise mehr für die Verwirklichung ihrer politischen Interessen erreichen konnten, als dadurch, dass sie lediglich die Rolle einer außerparlamentarischen Opposition spielten und dem Reichstag fernblieben. Sie waren unter gewissen Zugeständnissen bereit, wieder ins Parlament zurückzukehren. Was Taaffe zu geben bereit war, ging auf Kosten der Deutschen: die vom Justizminister Karl von Stremayr erlassenen Sprachenverordnungen von 1880, die die Verwaltungsorgane in den Ländern der ehemaligen böhmischen Krone dazu verpflichteten, deutsch und tschechisch im Parteienverkehr gleichberechtigt zu behandeln sowie die Teilung der Prager Universität im Jahr 1882. »Der Wiedereintritt der Tschechen ins Parlament«, so Friedrich Prinz im Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, »war mit einer Reihe nationalpolitischer Konzessionen verknüpft, zu denen ihre staatsrechtliche Verwahrung und Grundsatzerklärung gehörte, ferner die Bestellung eines tschechischen Landsmannministers ... Des weiteren erhielten die Tschechen feste Zusagen hinsichtlich einer Teilung der Prager Universität in eine tschechische und eine deutsche Hochschule, ferner Garantien über die Gleichberechtigung beider Landessprachen bei den staatlichen Behörden und den Selbstverwaltungsorganen, doch unter Aufrechterhaltung der deutschen Sprache im innerbehördlichen Dienstverkehr.«197

Durch die im Jahr 1882 durchgeführte Wahlrechtsreform, die eine bedeutende Erweiterung des Kreises der Stimmberechtigten mit sich brachte, bereitete sich ein politischer Umschwung vor, der 1890 den Sieg der radikalen Jungtschechen über die konservativen Alttschechen nach sich zog. Während mit den Jungtschechen und ihrer Klientel kleinbürgerliche, von »intransigentem Nationalismus« und »ideologischem Doktrinarismus« (Prinz) erfüllte Kräfte in die politische Arena drangen, entwickelten sich diesen gegenüber als Abwehrbewegung die unterschiedlichsten deutschnationalen Bestrebungen. Prinz sieht einen weiteren Faktor, der das Wachstum der deutschnationalen Bewegung in den böhmischen Ländern begünstigte, wie viele andere Historiker, in der Isolierung des österreichischen Deutschtums seit dem Ausscheiden der Habsburgermonarchie aus dem Deutschen Bund 1866: »das deutsche Element sah sich in immer stärkerem Maße dem wachsenden politischen und sozialen Gewicht der Slawen Zisleithaniens gegenüber, und dieses Gefühl der nationalen Bedrohung erzeugte in seiner radikalen Konsequenz einen prodeutschen, sich an der Bismarckverehrung emporrankenden »Irredentismus« ...«198

Als es im Sommer 1881 in Prag zu schweren tschechischen Ausschreitungen kam, riefen diese unter den Deutschböhmen eine starke nationale Bewegung hervor. Es kam zur Gründung einer Reihe von kulturellen Schutzvereinen für die deutschen Interessen in den Ländern der ehemaligen böhmischen Krone. Diesen standen entsprechende Vereinigungen auf tschechischer Seite gegenüber. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielten die tschechischen Turnervereinigungen im sich entwickelnden politischen Kampf der Straße. »Doch lässt sich nicht leugnen«, so Prinz, » dass die Abwehrreaktionen der Deutschen in den böhmischen Ländern durch die Furcht vor dem scheinbar unaufhaltsamen bevölkerungspolitischen Vormarsch des tschechischen Volksteils verstärkt wurden, der seit den sechziger Jahren eingesetzt hatte und mit dem industriell bedingten Einstrom tschechischer Landbevölkerung in die gemischtsprachigen Städte im Inneren Böhmens und Mährens eine rasche Tschechisierung bewirkte.«199

Die Deutschen wurden in der Gesamtpolitik ebenso wie in der Landespolitik immer mehr in die Defensive gedrängt und unter ihnen gewann die Idee einer administrativen Teilung des Landes, die sich an den ethnischen Grenzen orientieren sollte, immer mehr Anhänger. Die Taaffe-Stremayrschen Sprachenverordnungen vom April 1880 legten für Böhmen und Mähren die Doppelsprachigkeit im Parteiverkehr der Gerichte und Ämter fest. »Betroffen wurden durch die Sprachenverordnungen vornehmlich Behörden in den geschlossen deutschen Gebieten der böhmischen Länder, weil sie nun zur Amtshandlung in tschechischer Sprache verpflichtet wurden. Da die Tschechen ohnehin meist beider Landessprachen mächtig waren und die Landesverwaltung schon zum Großteil in tschechischen Händen lag, bedeuteten die Verordnungen eine weitere bevorzugte Einstellung tschechischer Beamter und Richter. Von den Taffe-Stremayrschen Sprachenverordnungen an datiert der »Sprachenstreit« in den böhmischen Ländern, der bis zum Ende der Monarchie währen sollte und auf beiden Seiten ein Übermaß politischer Kräfte in die Sackgasse steriler Negation des Nachbarvolkes führte.«200

Unter der Regierung Taaffe nahm der kulturelle und wirtschaftliche Stand der Tschechen einen bedeutenden Aufschwung. Sie erhielten 1882 durch nationale Teilung der ältesten deutschen Universität, einer Gründung der Lützelburger, ihre eigene Alma Mater in Prag, sie konnten zwei technische Hochschulen, eine eigene Akademie der Wissenschaften und eine große Zahl an Mittelschulen sowie Volksschulen begründen. Manche gebildete Tschechen wandten sich von der romantisch-nationalistischen Auffassung ab, die bisher das gesamte geistige Schaffen dominiert hatte, und suchten ihre Gegenstände in der allgemein-menschlichen Entwicklung. Am klarsten distanzierte sich der tschechische Realismus unter der Führung Thomas G. Masaryks von heroischem Historismus und nationaler Romantik, die sich unter Preisgabe der Verwirklichung konkreter politischer Ziele nostalgisch der mystifizierten Vergangenheit hingaben.

Masaryk gehörte der jungtschechischen Partei an, die sich im Jahr 1863 als radikale tschechisch-nationale Bewegung zu entwickeln begann. In Wirtschaftsfragen vertraten deren Angehörige die Interessen des Handels und der Industrie, während die Alttschechen unter feudalagrarischer Führung standen. Was die nationalen Ziele anbetraf, unterschied sich die Politik der Jungtschechen der Theorie nach nicht sehr von jener der Alttschechen. Aber in der Praxis war sie viel indulgenter, viel mehr durch die leidenschaftliche, religiös-nationale Tradition Zizkas und Hus‘ beeinflusst, als die sich auf das böhmische Staatsrecht berufenden Alttschechen.

Der Einfluss Masaryks erstreckte sich auf einen Teil der akademischen Jugend und ergriff nicht die breite Bevölkerung. Er vermochte auch nicht die führenden Kreise in Böhmen für seinen Realismus zu gewinnen, der nicht etwa eine Distanzierung von den nationalen Zielen bedeutete, sondern lediglich die Suche nach zeitgemäßen Formen, diese nationalen Ziele zu artikulieren und zu realisieren. Realismus im politischen Sinn bedeutete, sich vom nationalen Mythos einer selbständigen Staatsform zu verabschieden, die einer bald vierhundert Jahre zurückliegenden Zeit angehörte, und auf dem feudalen Ständesystem beruhte, um sich nach zeitgemäßen Formen einer tschechischen Nationalstaatsidee inmitten der gegenwärtigen politischen Wirklichkeit Europas umzusehen, es bedeutete aber nicht, sich vom panslawistischen Mythos zu befreien. Wenn Masaryk 1909 den im Abgeordnetenhaus versammelten Parlamentariern zurief: »Wir rühmen und preisen Ihren Herder als – ich möchte fast sagen – einen tschechischen, als slawischen Mann, der unseren Palacky, Jungmann, der auch die Polen, Russen und die Slawen überhaupt gelehrt hat, dass Humanität Vermenschlichung, aber auch Nationalisierung bedeutet ...« dann brachte er mit diesem »aber auch« das Problem auf den Punkt, denn es gehörte zum tschechischen und mittlerweile auch zum deutschen Mythos im Habsburgerreich, dass Humanität nur um den Preis der Nationalität zu haben war. Deshalb war Masaryk nur konsequent, wenn er anschließend meinte, dass die »Entwicklung des Nationalismus nicht vollendet sei«, dass das Reich so bald als möglich vom Dualismus zu einer föderalistischen Aufgliederung übergehen müsse, dass die Macht zugunsten der Nichtdeutschen, vor allem auch der Böhmen, umverteilt werden müsse.201

Die große Mehrheit des tschechischen Volkes hielt auch in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts am alten nationalen Mythos fest und träumte von den panslawischen Bestrebungen als einem möglichen Weg zur Verwirklichung tschechischer Eigenstaatlichkeit. Viel näher stand den Emotionen des tschechischen Volkes der populäre Dichter Swatopluk Cech, der als geistiger Erbe Kollars am slawischen Vereinigungsgedanken weiterspann und dessen rassischen Messianismus an die aktuellen historischen Verhältnisse anpasste. In seinem allegorischen Gedicht Slavie (Slawien) malte er eine bevorstehende Apokalypse Europas aus, das durch die soziale Frage in den Strudel des Untergangs gezogen werde. Im Augenblick der größten Gefahr verbinden sich alle Slawenstämme unter der Führung Russlands zu einer großen Familie und retten die verzweifelte Menschheit vor dem Abgrund, der sie zu verschlingen droht. Im Rahmen dieses apokalyptischen Szenarios versöhnen sich endlich auch die verfeindeten Brüder: die Russen und die Polen.

Der zunehmend föderalistischer werdende Zentralismus blieb in Österreich auch nach dem politischen Untergang der Liberalen in Kraft. Er wurde sogar von den Tschechen durch ihre Teilnahme an den Verhandlungen des Reichsrates unterstützt. Ein besonderer Landsmannminister nahm, so wie der der Polen, ihre Belange wahr. Durch die Übernahme der Mehrheit im böhmischen Landtag konnten die Tschechen nun die Entwicklung im Sinn ihrer nationalen Interessen beeinflussen und begannen die Deutschen in Böhmen zurückzudrängen. Die Bevölkerung Böhmens zerfiel immer mehr in zwei sich heftig befehdende Teile. Den Hauptstreitpunkt bildete in der Folgezeit die deutsche Geschäftssprache der öffentlichen Verwaltung. Wegen des Sprachkonflikts musste Taaffe schließlich zurücktreten.

Prinz schreibt über die »Slawisierungstendenzen« unter der Ära Taaffe in den achtziger Jahren: »Die Ansammlung großer tschechischer Minderheiten in den deutschen Industriegebieten Nordböhmens, die von den Unternehmern aus Gründen des Lohndrucks herangeholt wurden, und deren ghettoartige Unterbringung, die ihre nationale Assimilation verhinderte, veränderte die Sprachenkarte dieser Gebiete erstaunlich rasch, besonders in Pilsen, Dux-Brüx-Teplitz, Reichenberg und Brünn. Parallel dazu ist eine Abwanderung der deutschen Arbeiterschaft aus gemischtsprachigen Gebieten in die lohnintensiveren Industriebezirke Nordböhmens, Wiens und Niederösterreichs festzustellen. Der Eindruck, dass die böhmischen Länder und letztlich auch Österreich vor einer rassischen »Slawisierung« ständen, war auch im deutschböhmischen Bürgertum allgemein, wobei man neben der Politik Taaffes vor allem eine größere Vitalität der Slawen in Anschlag brachte, nachdem die Statistik einen erheblichen tschechischen Geburtenüberschuss festgestellt hatte. Überzeugungen solcher Art förderten das »Vordringen biologisch-rassischer Denkweisen und die Anwendung darwinistischer Theorien auf den österreichischen Nationalitätenkampf«, sie impften einerseits den Tschechen optimistische Illusionen über eine baldige Assimilation und Verdrängung des Deutschtums der böhmischen Länder ein und erzeugten andererseits bei den Deutschen vielfach eine nationale Abwehrpsychose; beide Reaktionen hemmten jedoch die zum Ausgleich bereiten Kräfte im eigenen nationalen Lager.«202

Die Tschechen wurden durch die österreichische Verfassung in ihrer nationalen Entwicklung gefördert und genossen ebenso wie die Kroaten bereits seit dem ungarisch-kroatischen Ausgleich von 1868 weitgehende Selbstverwaltung. Paragraph 19 des Staatsgrundgesetzes von 1867 lautete: »Alle Volksstämme des Staates sind gleichberechtigt, und jeder Volksstamm hat ein unverletzliches Recht auf Wahrung und Pflege seiner Nationalität und Sprache.« Die staatlichen Behörden setzten sich, soweit sie konnten, für die Verwirklichung dieses Verfassungsgrundsatzes ein, auch gegen den Widerstand von Nationalisten jedweder Couleur. Nicht nur nationale Minderheiten wie Ruthenen, Slowaken und Slowenen sahen in diesem Verfassungsgrundsatz, für dessen Geltung Kaiser Franz Josef persönlich einstand, eine Garantie ihrer Rechte, auch die Juden »empfanden die strikte Rechtsstaatlichkeit als sicheren Hort.«203 Stefan Zweig schrieb rückblickend: »Wer dort [in Wien] lebte und wirkte, fühlte sich frei von Enge und Vorurteil. Nirgends war es leichter, Europäer zu sein, und ich weiß, dass ich zum guten Teil dieser Stadt zu danken habe ... dass ich frühzeitig gelernt, die Idee der Gemeinschaft als die höchste meines Lebens zu lieben.«204 Aber manchen Nationalisten war selbst dies zu wenig. Dass es den Tschechen bis anhin nicht gelungen war, ihre geschichtlichen Ansprüche durchzusetzen, schien vielen schon als nationale Unterdrückung, die zum Himmel schrie. Zwar stimmten die Tschechen in der Ära Taaffe, was die Vertretung ihres nationalen Interesses anbetraf, einen etwas moderateren Ton an, doch blieben sie in der Sache hart. Noch immer übte die Utopie eines slawischen Weltreichs unter russischer Führung eine mächtige Anziehungskraft auf die Tschechen aus.

Steiner verfasste für die DeutscheWochenschriftim ersten Halbjahr 1888 nicht nur längere Aufsätze und politische Kommentare, sondern auch wöchentlich zusammenfassende Berichte über die politischen und geschichtlichen Ereignisse. Was seine Auffassung betrifft, die Tschechen würden innerhalb des Habsburgerstaates »Obstruktion« betreiben und sich durch die Betonung ihrer nationalen Forderungen ins Abseits stellen, lassen seine Berichte einen geschichtlichen Hintergrund aufscheinen, vor dem seine Äußerungen zusätzlich verständlich werden. So berichtet Steiner etwa zur Woche vom 12.-18.01.1888: »In der Prager Landstube kam es am 13. Januar zu stürmischen Szenen, welche dadurch hervorgerufen wurden, dass die Aristokraten bei der Abstimmung über den Antrag Vataschys auf Einführung der sprachlichen Gleichberechtigung sitzenblieben. Die Jungtschechen ballten darob die Fäuste gegen die Großgrundbesitzer und riefen ihnen zu: »Ist das der tschechische Adel? Die tschechische Nation wird sich’s merken. Schmach unserem Adel!« Und so weiter. Es entstand ein Tumult im Hause, und der Vorsitzende musste die Galerien räumen lassen. «205

Über die Woche vom 18.-24.01.1888: »Es sind nicht die besten nationalen und politischen Auspizien, unter denen das österreichische Parlament seine Arbeiten wieder aufnimmt; die Ausgleichsverhandlungen zwischen Deutschen und Tschechen in Böhmen sind gescheitert, und dass dergestalt die wichtige böhmische Frage weiter von ihrer Lösung entfernt ist denn je, drückt den Zuständen in Österreich überhaupt seinen Stempel auf. Am 22. Januar beriet das Exekutivkomittee der deutschböhmischen Landtagsabgeordneten in Prag über die letzten Vorschläge des Fürsten Lobkowitz und beschloß, auf die Wahl von Delegierten zu weiteren Verhandlungen nicht einzugehen ... Damit ist die »Versöhnung« in die Brüche gegangen ... [Aus dem Briefwechsel zwischen dem Fürsten Lobkowitz und Dr. Schmeykal geht hervor] dass die tschechischen Parteien gar nicht daran dachten, die Forderungen der Deutschen zu erfüllen. Was die Tschechen an Zugeständnissen boten, enthielt nicht die Hälfte von dem, was die Deutschen verlangten, und namentlich lehnten sie es ab, auf die deutschen Landtagsanträge einzugehen, welche die Aufhebung der [Stremayrschen] Sprachenverordnungen [von 1880] und die vollständige nationale Zweiteilung des Landes zum Gegenstande hatten.«196

Obwohl sie ihre Maximalziele innerhalb des Habsburgerreichs nicht verwirklichen konnten, stieß »der nationale Aufstieg der Tschechen von etwa 1860 bis 1914«, wie Koralka und Crampton schreiben, von seiten des österreichischen Staates »auf keine ernsthaften Hindernisse mehr« , »vielmehr wurde er durch verschiedenartige legislative, wirtschafts-, sozial-, und kulturpolitische Maßnahmen begünstigt.«207 Fischel sieht dies ebenso: »In Österreich war der kulturelle Fortschritt der nichtdeutschen Nationalitäten ein unaufhaltsamer, da die im Artikel 19 der Grundrechte gewährleistete Gleichberechtigung aller Volksstämme und Sprachen von der im wesentlichen deutschen Verwaltung im ganzen und großen ehrlich durchgeführt wurde. Das Selbstgefühl der Slawen hob sich zusehends. Der große Fortschritt der Tschechen in Bildung und Wirtschaft war selbst für den oberflächlichen Beobachter unverkennbar.«208

1890 sabotierten die Tschechen erneut einen österreichisch-tschechischen Ausgleichsversuch – diesmal unter der Führung der panslawistischen Jungtschechen Kramar und Masaryk –, weil er ihrem Maximalismus zuwenig entgegenkam.

Kann fasst die Entwicklung zwischen 1848 und 1918, was die Rolle der Deutschösterreicher im Habsburgerreich anbetrifft, in seiner ausgewogenen Art zusammen: »Die im wesentlichen noch unangefochtene Herrschaft des deutschen, genauer gesagt deutschorientierten Zentralismus in Österreich rief bis 1848 ein Minimum von Antagonismus unter den anderen Volksgruppen hervor. Zwanzig Jahre später konnte die von dieser Volksgruppe vertretene großartige Kulturleistung keinen übernationalen Anspruch mehr erheben. Ohne im absoluten Maßstab im geringsten an Bedeutung zu verlieren, fiel die deutsche politische und kulturelle Stellung relativ gesehen gegenüber den anderen Volksgruppen zurück. Als nationale Gruppe nahmen die Deutschösterreicher bis 1918 vielleicht noch den Rang eines primus inter pares ein, aber nicht mehr.«209 Wenn Bierl im Anschluss an seine wahnwitzige Behauptung bezüglich eines Deutschnationalismus bei Steiner meint: »Jahrzehnte später referierte Steiner in Berlin zustimmend Schröers Ansicht, die Deutschen Österreichs seien die Makedonier der Neuzeit: So wie die Makedonier unter Alexander dem Großen griechische Kultur nach Asien brachten, müssten die deutschen Österreicher dem Osten beziehungsweise den Slawen Kultur beibringen. Den Vortrag hielt Steiner im Februar 1916, im Sommer zuvor hatten deutsche und österreichische Truppen Warschau, Brest-Litowsk und Wilna erobert.« (B, 18), um mit dieser historischen Verknüpfung zu suggerieren, Steiner sei ein blindwütiger deutschnationaler Imperialist gewesen, der für die Verwirklichung seiner Vorstellung von der europäischen Ordnung bereit war, über Leichen zu gehen, dann ist dieser Suggestion die Frage entgegenzuhalten, was denn so schlimm daran gewesen wäre, wenn die Deutschen in den Slawen tatsächlich das Bewusstsein von Kultur und Humanität und nicht die Unkultur des Nationalismus erweckt hätten? Es ist eine Folge des vollständigen Versagens der Deutschen gegenüber ihrer kulturellen Aufgabe, dass die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert jenen katastrophalen Verlauf nahm, dem Dutzende Millionen von Menschen zum Opfer gefallen sind. Andererseits verkennt Bierl, indem er auf die Eroberung von Warschau usw. verweist, vollkommen, dass Steiner seine Ansichten über die deutsche Kulturmission gegenüber dem Slawentum im Kontrast zu den politischen Ereignissen und nicht in Zustimmung zu diesen vorbrachte: eben die imperiale Machtentfaltung des deutschen Reiches veranlasste ihn dazu, nachdrücklich zu betonen, dass die Aufgabe der Deutschen nicht darin bestehen könne, mit Militärgewalt ein Weltreich zusammen zu klauben, sondern durch geistige Fernwirkung die Kultur der Humanität, des Friedens und der Gerechtigkeit zu befördern. Aber so falsch wie diese wenigen Suggestionen Bierls, ist alles, was er über Steiner und die Anthroposophie zu sagen hat. In Wahrheit hat er nichts über sie zu sagen.

Fortsetzung: Steiner in Weimar


Anmerkungen

167) Brigitte Hamann, Hitlers Wien, München 1996, zitiert nach der 2. Aufl. , S. 438.

168) Ebenda, S. 439.

169) Adam Wandruszka und Peter Urbanitsch (Hrsgb.), Die Habsburgermonarchie, 1848-1918, Band III, Die Völker des Reiches, 1. Tb., Wien 1980, S. 516.

170) Fischel, Geschichte des Panslawismus, S. 334.

171) Hans Mommsen, Die Sozialdemokratie und die Nationalitätenfrage im habsburgischen Vielvölkerstaat 1867-1907, Wien 1963, S. 413.

172) Zitiert nach Kann, Das Nationalitätenproblem ..., S. 147.

173) Zitiert nach Kann, Das Nationalitätenproblem ..., S. 147.

174) Zitiert nach Kann, Das Nationalitätenproblem ..., S. 147.

175) Kann, Das Nationalitätenproblem ..., S. 147.

176) Kann, Das Nationalitätenproblem ..., S. 147.

177) Die Statistiken sind veröffentlicht in: Adam Wandruszka und Peter Urbanitsch (Hrsgb.), Die Habsburgermonarchie, 1848-1918, Band III, Die Völker des Reiches, 1. Tb., Wien 1980, S. 484 und 511.

178) Siehe: Adam Wandruszka und Peter Urbanitsch (Hrsgb.), Die Habsburgermonarchie, 1848-1918, Band III, Die Völker des Reiches, 1. Tb., Wien 1980, S. 506.

179) Charles Sealsfield, Österreich, wie es ist, Wien 1934, 1.A. 1826, S. 63 f.

180) Charles Sealsfield, ebd, 87 f.

181) Graf Friedrich Leopold Schirnding, Zwei Fragen aus Böhmen, Leipzig 1845, S. 6.

182) Victor von Andrian-Werburg, Österreich und dessen Zukunft, Hamburg 1834, S. 173.

183) Graf Joseph Matthias Thun, Der Slawismus in Böhmen, Prag 1845, S. 16-23.

184) Wandruszka, S. 504.

185) Albert Eberhard Schäffle, Aus meinem Leben, 2 Bde, Berlin 1905, S. 173.

186) Edvard Benes, Die Politik als Wissenschaft und Kunst, Gedanke und Tat, 4 Bde, Prag 1937, I, S. 104 f.

187) Fischel, Panslawismus, a.a.O., S. 223.

188) Redlich, Das österreichische Staats- und Reichsproblem I, Teil 2, S. 167 ff., 163/4

189) Redlich, a.a.O., S. 184 f.

190) Fischel, Panslawismus, a.a.O., S. 308.

191) Zitiert nach Fischel, a.a.O., S. 328.

192) Zitiert nach Fischel, a.a.O., S. 308.

193) Zitiert nach Fischel, a.a.O., S. 387.

194) Nach Fischel, a.a.O., S. 418 f.

195) Rudolf Mattausch, Geistige und soziale Voraussetzungen der nationalen Wiedergeburt in Böhmen vor 1848, in: Bohemia 14 (1973), S. 176.

196) Wandruszka, Das Habsburgerreich, a.a.O., S. 210.

197) Friedrich Prinz, Die böhmischen Länder im Habsburgerreich 1848-1919, in: Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hrsg. im Auftrag des Collegium Carolinum von Karl Bosl, Bd. III, Stuttgart 1968, S. 154 f., Zitat S. 155.

198) Prinz, a.a.O., S. 156.

199) Prinz, a.a.O., S. 157.

200) Prinz, a.a.O., S. 158.

201) Stenographische Protokolle HdA, 4.02.1909, S. 8583 ff. 202) Prinz, a.a.O., S. 161-162.

203) Hamann, Hitlers Wien, S. 133.

204) Stefan Zweig, Die Welt von gestern, Hamburg 1965, S. 33.

205) Rudolf Steiner, Gesammelte Aufsätze zur Kultur- und Zeitgeschichte, GA 31, S. 24.

206) Ebenda, S. 27-28.

207) Jiri Koralka und R.J. Crampton in: Wandruszka, a.a.O., S. 520.

208) Fischel, Panslawismus, a.a.O., S. 357.

209) Wandruszka, S.1319.

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